Hitzetod
verboten.«
»Ich hätte gedacht, du stehst auf so was.«
»Da hättest du falsch gedacht.«
»Nicht zum ersten Mal.«
»Dabei bist du doch Kriminalist. Du solltest wissen, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilt.«
Delaney sah sie belustigt an. »Nein. Man muss sich schon zwischen die Seiten begeben.«
Kate lachte, und dann wurde ihre Miene ernst. »Brechen wir einfach in sein Haus ein?«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Wir sollten zur nächsten Polizeiwache gehen und das alles in die richtigen Hände übergeben.«
»Sobald ich auch nur in die Nähe eines Polizeireviers komme, bin ich schneller in einer Zelle als du gucken kannst. Und bis irgendjemand dir Gehör schenkt, falls das überhaupt passiert, hat dein Onkel alle seine Spuren verwischt. Da kannst du Gift drauf nehmen. Es gibt niemanden mehr, der gegen ihn aussagen könnte, außer dem Jungen.«
»Und Kevin Norrell.«
»Falls er überlebt.«
Schuldbewusst sah Kate aus dem Fenster. Welche Ironie des Schicksals, wenn sie den einzigen Mann getötet hätte, der ihren Onkel endgültig hinter Gitter bringen könnte.
»Warum dir, Jack?«
»Warum mir was?«
»Warum dir? Warum wurde dir das Band geschickt? Warum hat Jackie Malone nach dir gesucht? Warum steckst du mitten in dieser Geschichte drin?«
»Vor ein paar Jahren war Klein Andy in den Drogenhandel verwickelt. Erst zehn Jahre und schon Lieferant. Drogen auf Rädern. Nicht ungewöhnlich heutzutage.«
»In was für einer Welt leben wir nur?«
Delaney zuckte die Schultern. »London.«
Kate schaltete unsanft in einen anderen Gang.
»Ich hatte mit seiner Verhaftung zu tun. Er war noch ein Kind, deshalb konnten wir ihm nicht viel anhaben. Die Strafmündigkeit war noch nicht auf zehn heruntergesetzt worden, aber in Anbetracht des Vorlebens seiner Mutter hätte man ihn in Gewahrsam genommen.«
»Was hast du gemacht?«
»Einen Deal. Er hat mir den Namen eines der Hauptakteure genannt, und ich habe seine Beteiligung vertuscht. Er wurde nicht belangt.«
»Verstehe.«
»Aber obwohl er noch ein Kind war, hat er falsche Anschuldigungen gegen einige einflussreiche Leute erhoben. Ich habe Jackie versprochen, auf ihn aufzupassen. Sie hat ihn für ein paar Jahre mit ihrem älteren Bruder, einem Handelsvertreter, auf Reisen geschickt. Hat geglaubt, wenn sie ihn nicht fänden, könnten sie ihm auch nichts tun.«
Kate sah ihn einen Moment lang an, während sie an einer roten Ampel warteten.
»Sie war deine Freundin?«
Delaney nickte ungehalten. »Ja. Sie war meine Freundin.«
»Und dann ist Andy wieder nach London gekommen?«
»Ja.«
»Erscheint es dir sicher, ihn bei Wendy und Siobhan zu lassen?«
»Sie wird sich um ihn kümmern.«
Kate sah ihn scharf an. »Ich habe nicht Andys Sicherheit gemeint.«
Delaney schüttelte den Kopf. »Er mag ja wirklich dumm sein, aber so dumm ist er nun auch wieder nicht.« Er holte seine Zigarettenschachtel aus der Tasche und nahm sich eine, die letzte. Den Blick auf Kate gerichtet, hielt er sie hoch. »Stört es dich?«
»Wie fand es deine Frau, dass du geraucht hast?«
Delaney war perplex. Hätte irgendjemand anders ihm diese Frage gestellt, hätte er zurückgeblafft, das gehe keinen etwas an. Er sprach mit niemandem über seine Frau, außer mit seiner Tochter und seiner Schwägerin. Dennoch war ihm seltsamerweise nicht nach einer cleveren, abwehrenden Antwort. Vielmehr war ihm danach, mit ihr über sie zu reden. Und er hatte keine Ahnung, was das bedeutete, abgesehen von der Tatsache, dass Kate ihn an Sinead erinnerte. Nicht nur vom Aussehen her, auch die langen dunklen Haaren waren wie bei ihr und die Intelligenz in den Augen. Es war mehr der Trost, den er jetzt bei Kate fand; er konnte er selbst sein, und was ihn noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass er es auch wieder wollte.
Er lächelte. »Kurz nachdem wir uns verlobt hatten, hat sie mich gebeten, mit dem Rauchen aufzuhören.«
»Und, hast du?«
»Danach hat sie mich nie wieder eine Zigarette rauchen sehen.«
Lachend wiederholte Kate ihre Frage: »Und, hast du geraucht? «
»Nein. Kein einziges Mal.« Nachdenklich blickte er aus dem Fenster. »Genau bis zu dem Tag, an dem sie gestorben ist.«
Kate warf ihm einen mitfühlenden Seitenblick zu.
»Mich stört es nicht.«
Delaney nickte und öffnete das Beifahrerfenster. Während es herunterfuhr, kam ein Hitzeschwall herein. Delaney schnippte die noch nicht angezündete Zigarette aus dem Fenster und drückte auf den
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