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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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war als am Vortag, dann nur, dass es noch heißer war, aber er machte keine Anstalten, die Fenster zu öffnen. Stattdessen zog er sein Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne eines Stuhls neben Bonner, der Terry Collier gegenüber am Tisch saß, einem schmächtigen Mann Ende zwanzig mit rötlich blondem Haar. Collier war ungefähr einsfünfundsiebzig groß und spindeldürr; er trug einen avocadofarbenen Moleskinanzug, und in der Hand hielt er eine Brille mit runden, randlosen Gläsern, an denen er nervös herumwischte.
    Delaney lächelte ihn an, wobei seine Augen völlig unbeteiligt waren. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen.«
    Collier setzte seine Brille wieder auf, fuhr sich mit einem Finger unter den Hemdkragen und lockerte seine Krawatte. »Ich verstehe nicht, warum ich immer noch hier sitze.«
    »Sie sitzen noch hier, Mr. Collier, weil ich mit Ihnen sprechen möchte.«
    »Sie können mich nicht festhalten. Wir sind hier in England, nicht im Iran. Ich kann gehen, wann immer ich will.«
    Den Blick auf Collier gerichtet, ließ Delaney die Worte in der Luft hängen, bis sein Gegenüber den Blick abwandte.
    »Sie sind, glaube ich, hergekommen, um Ihre Aussage zu ändern«, half Delaney nach.
    »Das stimmt.«
    »Darüber müssen wir reden.«
    Collier zog abwehrend die Schultern hoch und blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Ja, ich bin sofort hergekommen. Ich habe der Frau an Ihrem Empfangstresen alles erzählt. Sie weiß sämtliche Details.«
    »Die Leute glauben, dass Gott in den Details steckt, Mr. Collier. Ich bin da anderer Meinung. In unserem Metier ist es nämlich eher der Teufel, der da drinsteckt. Haben wir sie erst mal alle zusammen, spüren wir den Scheißkerl immer auf.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Sie sind doch Englischlehrer, oder?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie sicher, was eine Metapher ist.« Unter lautem Kratzen der Stuhlbeine auf dem Fußboden zog Delaney den Stuhl unter dem Tisch hervor. Mit Getöse stellte er ihn vor sich hin und ließ sich schwerfällig darauf nieder. Als Delaney sich vorbeugte, wich Collier instinktiv zurück.
    »Sagen Sie es uns noch einmal, mir zuliebe.«
    »Was soll ich Ihnen sagen?«
    Bonner lächelte aufmunternd. »Sie hatten bei Schulschluss am Montag Hofaufsicht?«
    »Steht alles in meiner Aussage.«
    »Niemand lastet Ihnen irgendetwas an, wir müssen nur alle Fakten kennen.«
    »Sie hätten mich hereinlegen können.«
    Colliers gereizter Ton weckte in Delaney den Wunsch, über den Tisch zu langen und ihm eine deftige Ohrfeige zu verpassen, doch stattdessen ballte und öffnete er unterm Tisch die Faust und ließ den Moment verstreichen.
    »Sie könnten der letzte Mensch gewesen sein, der Jenny Morgan lebend gesehen hat, ist Ihnen das klar, Mr. Collier?«
    Collier sah schockiert aus. »Wollen Sie damit sagen, sie ist tot?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Glauben Sie, dass sie tot ist?«
    »Woher soll ich das wissen? Was wollen Sie damit andeuten? «
    Wieder ließ Delaney die Frage im Raum stehen, während er den Blick auf Colliers Aussageprotokoll senkte. »Sie waren allein. Keine anderen Lehrer bei Ihnen?«
    »Nur ich.«
    »Unseren uniformierten Kollegen haben Sie vorhin erzählt, Sie hätten Jenny Morgan nicht fortgehen sehen?«
    »Das stimmt.«
    »Und jetzt fällt Ihnen ein, dass Sie sie doch gesehen haben?« Delaney unterdrückte seine Wut. Entweder war der Mann ein Lügner oder, noch schlimmer, ein verdammter Idiot.
    »Es ist mir erst später gekommen. Sie ist mit einer Freundin weggegangen. Carol Parks.«
    »Und daran haben Sie sich gerade eben erst erinnert!« Delaney konnte sich nicht verkneifen, laut zu werden und wieder mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen.
    Collier fuhr auf seinem Stuhl zurück. »In dieser Schule sind hunderte von Kindern. Soll ich mich vielleicht an jedes einzelne erinnern?«
    Delaney schob ihm ein Foto von Jenny Morgan zu. »Nur an sie.«
    »Ich weiß, was Sie hier versuchen.«
    »Wir versuchen, ein kleines Mädchen zu finden, das vermisst wird, und nichts anderes.«
    »Sie sagen, dass ich der Letzte war, der sie lebend gesehen hat. Ich weiß, was das bedeutet. Sie haben mich als Hauptverdächtigen ausgemacht. Sie glauben, ich hätte es getan!«
    »Was genau getan?« Bonner beugte sich vor, aus seinen Augen war längst jede Freundlichkeit gewichen.
    »Ich meinte nur …« Collier schüttelte verlegen den Kopf, und Delaney ließ seine kalten Augen auf ihm ruhen.
    Collier schluckte

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