Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson

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oder?«
    Carol nickte, schaute Sally jedoch immer noch nicht an; schließlich schüttelte sie mit gesenktem Blick den Kopf. »Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Ihre Mutter fuhr ihr übers Haar. »Ist ja gut, Schätzchen.« Sie nickte Delaney entschuldigend zu. »Es tut mir leid, dass wir Ihnen keine große Hilfe waren.«
    Frustriert erwiderte Delaney ihr Nicken und gab ihr seine Karte. »Sprechen Sie mit ihr; falls es noch irgendetwas gibt, was sie Ihnen erzählen kann, nehmen Sie umgehend Kontakt mit uns auf.«
    »Selbstverständlich.«
    Delaney zog die Haustür hinter sich zu und ging wütenden Schrittes zu seinem Auto. DC Cartwright, die ihm folgte, hütete sich, ihn anzusprechen. Als er die Autotür aufmachte, schaute er zu ihr hinüber. »Sie hat uns angelogen, Sally.«
    »Das glaube ich auch, Sir.«
    »Aber inwiefern?«
    Sally zuckte die Schultern. Mit einem Seufzen stieg Delaney ein. Wenn die Leute ihnen einfach erzählten, was sie wissen mussten, wäre ihre Arbeit um einiges einfacher. Allerdings wären sie, wenn die Leute stets die Wahrheit sagen würden, alle arbeitslos. Sehr viele von ihnen jedenfalls.
    Kurze Zeit später stellte Delaney sein Auto auf dem Parkplatz des Polizeireviers White City ab und warf einen Blick zu Bonner hinüber, der zusah, wie Collier sich von dem Gebäude entfernte. Delaney schloss die Autotür hinter sich und ging ungehalten auf den Sergeant zu.
    »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten ihn festhalten?«
    »Er hat darauf bestanden zu gehen, Chef. Wir konnten nichts dagegen tun.«
    »Vorläufig vielleicht.«
    »Haben Sie aus dem Mädchen etwas herausbekommen?«
    »Sie sagte, sie habe Jenny an der Schule zurückgelassen. Sie seien nicht zusammen nach Hause gegangen.«
    »Dann hat unser Englischlehrer uns also an der Nase herumgeführt? «
    Delaney zuckte die Achseln. »Womöglich.«
    »Sonst noch was?«
    Sally nickte. »Wir hatten den Eindruck, dass Carol Parks uns etwas verschweigt.«
    Delaney sah Collier durchs Tor verschwinden.
    Bonner zuckte entschuldigend die Achseln. »Wir hatten nichts in der Hand, um ihn festzuhalten. Die Kollegen haben sein Haus auf den Kopf gestellt.«
    »Und?«
    »Wie ich schon sagte: nichts.«
    Delaneys Blick verdüsterte sich. Instinktiv hielt er Collier für verdächtig, konnte den Gedanken aber nicht weiterverfolgen, da Morgan zusammen mit seinem Bruder Jake auf den Eingang zusteuerte.
    Sally deutete auf das Polizeigebäude. »Kommen Sie mit rein?«
    Delaney spähte hinüber, wo er durch das Glas der Eingangstür Superintendent Walker entdeckte, der sein glattes Gesicht mit einem Ausdruck von Besorgnis und Anteilnahme übertünchte und den Morgan-Brüdern mit der Aufrichtigkeit eines Gebrauchtwagenverkäufers die Hand schüttelte. Daraufhin verdüsterte Delaneys Blick sich noch mehr. »Ich muss noch wohin. Bonner, Sie kommen mit.«
    Sally nickte und hätte noch weiter nachgefragt, doch Delaney hatte sich bereits umgedreht und ging entschlossenen Schrittes davon.


9

    Irgendwie fand Delaney es angemessen, dass ein gerichtsmedizinisches Labor im Keller eines großen viktorianischen Gebäudes untergebracht war. Passten die beiden Vorlieben der Viktorianer für den Tod einerseits und die Wissenschaft andererseits doch zusammen wie Pferd und Wagen. Ein schwarzes Pferd natürlich, auf dessen Kopf schwarze Federn wippten, und hinter ihm ein schwarzer Leichenwagen mit einem schwarzen Sarg darin.
    Delaney fuhr mit den Händen über die kalte weiße Oberfläche der originalen Fliesen, was ihm auf merkwürdige Weise Trost zu spenden schien. Sein Blick wanderte zu dem Seziertisch. Ein Ort von Stahl und Blut, von obszöner Ausweidung und Bloßstellung. Der Zauberwürfel eines menschlichen Körpers, den man auseinandergebrochen und zerlegt hatte, um seine Geheimnisse zu ergründen.
    Jackie Malone lag auf dem Tisch. Dieser Körper, zu Lebzeiten mit ihrem Einverständnis verletzt, sollte nun auch im Tod verletzt werden. Das Eindringen von Stahl, das ihr keinen Lustgewinn brachte und über das sie nicht entscheiden konnte.
    Kate Walker nahm eine Kreissäge und bedachte Delaney und Bonner, die auf sie zukamen, mit einem Nicken.
    »Tut mir leid, dass wir Sie haben warten lassen.«
    »Sie läuft nicht weg.« Kate knipste den Schalter an, worauf das laute Surren der Säge den Raum erfüllte, von dessen antiken Fliesen widerhallte und in Delaneys Knochen eine bebende Resonanz erzeugte. Er warf Bonner einen süffisanten Blick zu.
    »Sie haben sich doch gefragt,