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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Probleme, die ich jetzt überhaupt nicht brauchen kann.« Wie ein gezogenes Schwert drang die Härte in seine Stimme vor. »Wenn er der Aufgabe nicht gewachsen ist, können wir ihn jederzeit nach Belfast zurückschicken – oder wo immer der schwarze Sumpf liegt, aus dem er gekrochen ist.«
    Er beendete das Gespräch und nahm seine Fingernägel in Augenschein.
     
Unter den von Menschen wimmelnden Straßen rieb Kate sich die Hände ein und begutachtete ihre kurz geschnittenen blutroten Fingernägel. Delaney kam zu ihr herüber und sah zu, wie sie die Creme einmassierte. Hände, dachte Delaney unwillkürlich, die anstelle eines Skalpells den Hals eines Cellos oder einen Pinsel hätten halten sollen. Sie hob den Kopf, und als sie seinen Blick auffing, steckte sie ihre Hände in die Taschen ihrer grünen Hose.
    Delaney deutete auf Jackie Malones leblosen Körper.
    »Könnten Sie sagen, ob ungefähr zur Zeit des Mordes Geschlechtsverkehr stattgefunden hat?«
    Kate betrachtete Jackies böse zugerichtete Leiche. »Ich glaube nicht, dass das sexuell motiviert war.«
    »Sie wollten ihren Tod.«
    »Sie haben es geschafft.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie nicht vergewaltigt worden ist?«
    Kate überlegte, bevor sie den Kopf schüttelte. »Das sage ich nicht. Ich sage nur, dass ich Ihnen darauf keine endgültige Antwort geben kann.«
    »Was bedeutet?«
    »Was bedeutet, dass sicherlich Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Es ist jedoch schwer zu sagen, ob mit dem Mörder oder den Mördern. Ob es ein gewollter oder ein ungewollter Akt war.«
    »Irgendwelche Hinweise?«
    Kate ging zum Instrumententisch hinüber, zog sich, während sie sprach, ein weiteres Paar Gummihandschuhe über, spreizte mehrmals die Finger und schaute Delaney an.
    »Um die Rektal- und Vaginalöffnungen herum gab es ziemlich schwere Prellungen. Das würde auf erheblichen Widerstand hinweisen, was wiederum für eine Vergewaltigung vor dem Mord sprechen würde. Und es passt in das Zeitschema.«
    »Festlegen können Sie sich nicht?«
    »Wie gesagt, ihr Beruf brachte ein gewisses Maß an spezialisierter Tätigkeit mit sich.«
    Bonner lachte. »Stöcke und Steine brechen Beine, doch Peitschen und Ketten …«
    Kate warf Bonner einen kurzen Blick zu. »Wie Sie so taktvoll bemerken, Sergeant, arbeitete sie tatsächlich in einem …«, sie bemühte sich um das richtige Wort, »Nischenmarkt. SM. Sadomasochismus. Auf ihrem Körper finden sich auch Narben und Prellungen, die von vor dem tödlichen Übergriff stammen.«
    Kate zeigte auf Stellen an Jackie Malones Leiche, wo solche Prellungen nach wie vor zu sehen waren und durch das kalte Weiß ihrer Haut noch hervorgehoben wurden.
    Bonner verzog das Gesicht. »Sie fuhr also drauf ab, sich durchprügeln zu lassen?«
    »Ich nehme nicht an, dass sie darauf abfuhr, Sergeant, aber wer weiß? Ich vermute nur, dass sie auf diese Weise ihre Miete gezahlt und Essen auf den Tisch gebracht hat.«
    »Harter Sex könnte also Teil einer sexuellen Fantasie gewesen sein, die ein Freier vor ihrer Ermordung ausgelebt hat?«
    Kate sah Delaney prüfend an. »Manche Männer mögen so was, Jack. Hab ich recht?«
    Delaney erwiderte ihren Blick mit einem Lächeln, so kalt und dünnlippig wie Jackie Malone auf dem Seziertisch. »Warum beschränken Sie sich nicht einfach darauf, ihr in den Kopf zu schauen?«
    Kate wandte als Erste den Blick ab. Sie nahm die Kreissäge wieder zur Hand und ließ deren kreischendes Sägeblatt auf den Schädel der Toten sinken. Mit einem grollenden Geräusch kämpfte die Säge sich durch den Knochen, wobei Kates grünes Top von Staub überzogen und mit winzigen Partikeln rot gesprenkelt wurde.
    Delaney drehte sich um. »Ich hab noch eine Verabredung.«
    Kate schaute ihm nach und wandte sich dann an Bonner. »Was ist los mit ihm?«
    »Ich glaube, er mag Ihren Onkel nicht.«
    Sie sah Delaney noch einen Moment gedankenvoll nach, bevor sie sich wieder ganz Jackie Malone widmete.
     
Draußen im kühlen Gang lehnte Delaney sich an die Wand, damit die Erde aufhörte, unter seinen kippenden Füßen wegzurutschen; beide Hände auf die kühlen Fliesen gelegt, füllte er wie ein vor dem Ertrinken Geretteter seine Lunge mit Luft.
    Allmählich ließ das Pochen des Blutes in seinen Ohren nach, und die Welt schob sich wieder in ihre eigentliche Achse. Sein Atem beruhigte sich und, die Schultern gestrafft, taumelte er hinaus in den hellen Sonnenschein. Heiß genug, um einen Planeten zu erwärmen, aber nicht, um die

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