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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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will. Können Sie sich so was vorstellen?«
    »Er hat nicht geantwortet, nehme ich an?«
    »Nein, er hat keinen Ton gesagt. Er ist sofort auf mich los.«
    »Wie würden Sie seine Körperkraft beurteilen?«
    Wieder dieses verächtliche Zucken um ihren Mund. »Er ist sehr stark.« Sie schluckte. »Und durchtrainiert, würde ich sagen. «
    Winnie Heller machte sich eine Notiz. Nicht dass die Tierärztin ihr irgendetwas Neues verraten hätte, aber sie wollte Merle Olsen auch nicht spüren lassen, wie nutzlos ihre Ausführungen waren.
    »Ach ja, seine Schuhe …«
    Winnie sah hoch. »Was war damit?«
    »Sie waren komisch.«
    »Was meinen Sie mit komisch?«
    »Sie sahen aus wie diese Spezialschuhe, die sie zum Klettern benutzen. Sie wissen schon, Free Climbing und so. Und seine Kleidung saß sehr eng am Körper.«
    »Wie ein Trikot?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Was ist mit Gerüchen?«, fragte Winnie. »Schweiß vielleicht? Oder irgendein Eau de Toilette, das uns etwas über ihn verraten könnte?«
    »Tut mir leid«, entgegnete Merle Olsen mit einem angewiderten Kopfschütteln. »Aber dieser Scheißkerl hat nach gar nichts gerochen.«

8
    Kinder … Immer wieder Kinder …
    Damian Kender stellte die Schale mit Mehlwürmern zur Seite und blickte durch den Glaseinsatz der Tür. Er mochte Kinder nicht besonders, jedenfalls die meisten von ihnen. Sie waren laut und absolut respektlos. Und Letzteres wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Andererseits stellten sie in ihrer unverfälschten Art ausgezeichnete Studienobjekte dar. Aber wenn er einen Dreijährigen sah, der mit voller Wucht immer wieder gegen das Glas eines Terrariums schlug, um die Aufmerksamkeit irgendeines Tieres zu erregen, musste er sich furchtbar zusammenreißen, um nicht dazwischenzugehen. Allerdings wusste er aus Erfahrung, dass dergleichen weniger als nichts brachte. Diese Eltern heutzutage waren ein echtes Phänomen. Sie sahen ungerührt zu, wie ihre Sprösslinge anmaßend waren, Dinge zerstörten oder auf Schwächeren herumhackten. Vielen waren ihre Kinder so egal wie alles andere in ihrem Leben. Manche hatten auch einfach Angst davor, ihren Kindern Vorschriften zu machen, weil sie fürchteten, auf diese Weise deren Zuneigung zu verlieren. Das Ergebnis war, dass die lieben Kleinen machten, was sie wollten. Kleine Tyrannen ohne einen Funken Respekt.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und trat aus der Tür mit der Aufschrift: »Eingewöhnungsstation, Zutritt verboten«.
    Im Untergeschoss herrschte dem Geräuschpegel nach ziemlicher Betrieb. Das da hinten sollte wohl eine Schulklasse
sein. Ein Haufen sommerbunter Kinder, noch recht klein, vielleicht zweite oder dritte Klasse. Damians Augen suchten die Lehrerin, eine fade Person mit kurzen blonden Haaren und hektischen Flecken im Gesicht. Zu jung und zu unerfahren, um dieser Rasselbande gewachsen zu sein. Aber sie gab sich Mühe. Immerhin. Das war mehr, als die meisten heute für sich verbuchen konnten.
    Er ging die Stufen hinunter ins Dunkel des Untergeschosses.
    Zwei Mädchen mit Hello-Kitty-Taschen standen am Geländer vor der Zisterne und blickten durch die dicke Glasscheibe in die schillernde Tiefe unter ihren Füßen hinab. Die Zooleitung hatte entschieden, dass man den Besuchern auch einen Blick auf den 1,2-Millionen-Liter-Wasservorrat dort unten nicht vorenthalten dürfe, und so starrten die beiden Freundinnen mit einer Mischung aus Schaudern und Faszination auf die zitternde Wasseroberfläche hinab. Offenbar war das, was sie dort sahen, für sie interessanter als die bunten Aquarien ringsum.
    »Hast du schon mal so eine große Muschel gesehen?«, hörte er die eine flüstern.
    Die andere schüttelte den Kopf, ein zartes Kind mit babyweichem Blondhaar, das sich im Nacken leicht kräuselte und unter Garantie nach Vanille roch.
    Damian verzog geringschätzig die Lippen, als eine Gruppe von Jungs lärmend und kreischend heranstürmte. Einer von ihnen packte die Blondine um die Taille und rief: »Ich werf dich da runter, und dann stirbst du!«
    Das Mädchen quiekte.
    Ihre Freundin war hingegen weit weniger leicht zu beeindrucken. Ganz so, wie Damian erwartet hatte. »Da ist Glas davor, du Idiot«, sagte sie mit einem ziemlich souveränen Blick über die Gläser ihrer Brille hinweg.
    »Na und?«, hielt ihr der kleine Angreifer entgegen. »Das geht kaputt, wenn ihr da durchfliegt.«
    »Tut es nicht«, widersprach die Mutige. »Das ist Spezialglas. Das Glas vor den Fischen geht ja auch nicht einfach

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