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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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aus. Der asketisch harte Ausdruck ihres Gesichts war in Bitterkeit umgeschlagen. Ihr Anwalt war das genaue Gegenteil, ein sechzigjähriges genussreiches Leben hatte aus ihm einen gemütlichen älteren Herrn in einem gut gefüllten grauen Dreireiher gemacht. Micky hätte Katja sofort gewarnt, ihn nicht zu unterschätzen. Es konnte ein alter schlauer Hund sein, der handzahm schien, aber seinem Gegner im entscheidenden Augenblick an die Kehle sprang. Doch Katja hatte ihn zuvor gecheckt. Er war wohl genau so, wie er aussah. Seit Jahrzehnten verdiente er einen Großteil seines Einkommens als Familienanwalt der Roeders, solide in Vertrags- und Zivilrecht, aber unerfahren in strafrechtlichen Angelegenheiten. Erstaunlich, dass sich Ingrid der Familientradition unterwarf und ihn mitbrachte. Vielleicht tat sie es ja aus purer Arroganz.
    Katja begann mit Fragen zum Verkauf der Forschungsergebnisse an Jean Debriek. Sie hatte keine großen Widerstände erwartet, aber dass Ingrid sofort alles eingestand, überraschte sie doch. Die Verschlüsselung der Daten über einen Primzahlencode habe Sybille Wenger in ihrem Auftrag durchgeführt, Jens Hinrichs habe die Microdots produziert und auf das Gemälde aufgebracht, und sie habe gemeinsam mit Sybille Wenger die Datenspeicher im zu diesem Zweck eigens geleasten MRT-System vernichtet, um Limbs die Exklusivität der Daten zu gewährleisten. Schließlich gab sie zu, die Versteigerung des Gemäldes ausschließlich deswegen initiiert zu haben, um die Primzahlen auf diesem Weg zu verkaufen.
    »Meine Mandantin legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass sie keine Betriebsgeheimnisse der Roeder AG verkauft hat. Militärische Forschung ist von der Geschäftsführung strengstens untersagt worden. Es handelt sich ausschließlich um Forschungsergebnisse, die Frau Roeder nach Feierabend in privatem Engagement erarbeitet hat«, schaltete sich der Anwalt ein.
    Ach, so sollte der Hase seine Haken schlagen, dachte Katja. »Man wird sehen, ob das Gericht dieser feinen Unterscheidung folgen kann«, antwortete sie. »Aber wenn alles so legal war, warum haben Sie eine so komplizierte Transfermethode gewählt, Frau Roeder? Ein schlichter Kaufvertrag hätte es dann sicher auch getan?«
    »Kindchen, ich werde Ihnen jetzt nicht die Schwierigkeiten erläutern, beim Verkauf nicht patentierter Entwicklungen an sein Geld zu kommen. Im selben Augenblick, als Limbs mit dem Gemälde den Verschlüsselungscode für die Unterlagen kaufte, die ich ihnen gegeben hatte, konnte ich über das Geld verfügen. Sicher und sauber.«
    »Herr Debriek hinterließ bei uns als Geschäftsmann einen sehr integren Eindruck«, wandte Katja ein und folgte damit Mickys Vorschlag. Ingrid Roeder sei ein Mensch, der seine Emotionen, insbesondere seine Aggressionen, nur mühsam unter Kontrolle halten könne, hatte Micky analysiert. Provokationen auf verschiedenen Ebenen könnten sie zu Fehlern verleiten.
    »Unglaublich integer«, antwortete Ingrid ironisch.
    »Wie auch immer«, meinte der Anwalt, »die Wahl der geschäftlichen Abwicklungsart geht allein meine Mandantin und ihren Kunden etwas an.«
    »Nicht, wenn es sich um Betrug handelt.«
    »Weder das Auktionshaus noch Herr Debriek noch irgendein anderer hat bei dieser Versteigerung einen Vermögensschaden erlitten. Herr Debriek ist auch nicht getäuscht worden, denn er wusste genau um den Wert des Gemäldes. Insofern fehlen wesentliche Tatbestände für einen Betrugsvorwurf.«
    »Man kann das auch anders sehen. Ich meinte allerdings gar nicht diesen Betrug, sondern den Steuerbetrug.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Ingrid Roeder wütend.
    »Tatsächlich nicht? Sie und Ihr Anwalt haben doch gerade zugegeben, dass über die Versteigerung des Gemäldes Forschungsresultate verkauft wurden. Der Verkauf von Kunstwerken, die man länger als ein Jahr besitzt, ist zwar steuer frei. Der Verkauf von Nutzungsrechten geistigen Eigentums, wie etwa Ihrer Forschungsergebnisse, unterliegt hingegen sowohl der Umsatzsteuer- als auch der Einkommenssteuerpflicht. Zugegebenermaßen ziemlich clever, den Magritte als Geldwaschanlage zu nutzen! Ihr Bruder schöpft keinen Verdacht, wenn Sie plötzlich über Millionen von Euro verfügen. Das Finanzamt schaut in die Röhre. Und Sie können sich darauf verlassen, dass Herr Debriek Ihnen trotz der Illegalität Ihrer Aktion den vereinbarten Betrag auszahlt.«
    Ingrid Roeder starrte sie wortlos an. Die erste Raketenstufe war erfolgreich gezündet.
    »Aber

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