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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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ergänzte Robert. »Ich gehe jede Wette ein, dass das Auktionshaus eingeweiht war. Dieser Hinrichs hat ja wohl kaum die passende Bankgarantie vorlegen können.«
    »Absprachen wie bei der Pop-Art-Mafia in New York, die dieser englische Journalist letztens aufgedeckt hat?«, überlegte Katja. »Möglich ist alles.« Sie fuhr den Computer herunter. »Jedenfalls besuche ich …«
    »… besuchen wir«, korrigierte Robert.
    »… besuchen wir jetzt den heimlichen Geschäftsführer eines angeblich millionenschweren Unternehmens.«
    Micky ließ das Telefon eine Weile klingeln, bevor sie sich meldete. Die Schlaflosigkeit, die sie während ihrer Polizeikarriere so treu begleitet hatte, war zurückgekehrt. Erst hatte ihr das zerstörte Gesicht des verunglückten Carsten im Kopf herumgespukt. Stolpeer schien recht zu behalten – Carsten war die eine Leiche zu viel. An den Einfallstoren ihres Gedächtnisses scharten sich im Pulk die Aktentoten und versuchten hartnäckig, einen Fuß zwischen die Türen zu bekommen.
    Irgendwann war sie aufgestanden, hatte sich einen Beutel Schlaftee vom Servicetablett geholt und mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher aufgebrüht. Anschließend hatte sie noch eine Stunde lang über die Frage nachgegrübelt, ob sie womöglich einen emotionalen Crash hatte. Und falls ja, dass der Zeitpunkt dafür kaum ungünstiger sein konnte, da die Ermittlungen in vollem Gange waren. Schließlich hatte sie sich mit der beruhigenden Überlegung unter die Decke verkrochen, dass ihre Ruhelosigkeit wahrscheinlich nur auf die chaotische Woche zurückzuführen war, die hinter ihr lag. Aber erst als die Morgendämmerung durch eine Spalte zwischen den schweren Übergardinen kroch, hatte sie den Gedanken verdrängt, dass eine weitere chaotische Woche vor ihr lag.
    Kurz bevor die Mailbox ansprang, meldete sie sich. Die höfliche Stimme Delgados. Er sitze unten am Frühstückstisch. Ob sie herunterkommen wolle, um einige drängende Fragen mit ihm zu besprechen? Ob sie schon gefrühstückt habe?
    Micky überlegte blitzschnell, was sie wohl erwarten mochte und kam zu dem Schluss, dass schlimmstenfalls ihre Solokarriere in Ermangelung von Aufträgen einen Knick erleiden würde. Sie bat um zehn Minuten Zeit, duschte und bekämpfte die Ränder unter ihren Augen mit Eiswürfeln aus der Minibar.
    Michael war tadellos in einen leichten sommerlichen Maßanzug gekleidet, allerdings mit schwarzer Krawatte. Er stand auf und begrüßte sie mit einem Händedruck und gesenktem Kopf und blieb sekundenlang so stehen. Zuerst kam sich Micky vor wie in einem Sissi – Film, bis sie endlich begriff, dass er ihr die Gelegenheit bot, ihm zum Verlust seines Chefs zu kondolieren. Eilig drückte sie ihr Mitgefühl für alle Mitarbeiter des Unternehmens aus. Michael setzte sich und trank einen Schluck Kaffee, den Blick weiterhin gesenkt.
    »Als Unternehmensverwalter nehme ich die laufenden Geschäfte wahr«, begann er nach einem langen Schweigen. »Carsten hat Sie damit beauftragt, eine unabhängige Untersuchung zu den Ursachen und Umständen des Brandes durchzuführen. Ich möchte Sie bitten, damit fortzufahren.«
    Plötzlich sah er ihr direkt ins Gesicht. »Ich habe soeben Ihren Aufenthalt in diesem Hotel um eine Woche verlängert«, sagte er. »Und Ihnen einen Vorschuss auf das Honorar der vergangenen Woche überwiesen. In dem Sinne, wie es mit Carsten besprochen war.«
    Micky fragte sich, ob Delgado auch über die inoffizielle Aufgabe informiert war, die sie erfüllte.
    »Carsten hat Ihnen einen komplizierten Auftrag erteilt«, fuhr er fort. »Aber ich möchte Sie jetzt dringend bitten, sich hauptsächlich auf den Brand zu konzentrieren. Dazu besteht nämlich akute Notwendigkeit.« Er nahm eine Mappe aus seinem Diplomatenkoffer und schob sie zu Micky hinüber. »Dies ist der erste Bericht der Rhein-Ruhr-Versicherung«, erklärte er. »Ich erspare Ihnen die Details der Untersuchung, aber die Schlussfolgerungen sind bedrohlich. Genau wie Carsten vorausgesagt hat, wird sich die RRV voraussichtlich weigern, den Schaden zu regulieren.«
    »Weil es Brandstifung war?«, fragte Micky.
    Delgado lächelte und schenkte ihr aus einem silbernen Kännchen eine Tasse Kaffee ein. »Im Kleingedruckten steht, dass sie auch bei Brandstiftung zahlen müssen«, antwortete er. »Nein, es geht um den Schaden an unseren Datenbeständen.« Er schlug die Mappe auf. »Carsten hat Ihnen wahrscheinlich erzählt, dass wir dabei waren, unsere Daten auf ein System von

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