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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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fort. Etwas abseits des Lagers schlief Roya in dem Haufen alter Mäntel und Säcke, an die sie sich inzwischen schon fast gewöhnt hatten. Seufzend legten sie sich dazu. Leandra war froh, dass sie sich an Hellami klammern konnte, denn sie fühlte sich elend. Ihre Gedanken kreisten um Jasmin und Alina. Sie hatte Angst vor dem nächsten Tag, auch wenn er die Aussicht bot, endlich ein Bad und frische Kleider zu bekommen.
    Irgendwann in der Nacht wachte Leandra auf. Sternenlicht fiel durch das Sonnenfenster herein, von den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen war noch nichts zu sehen. Sie lag zwischen Roya und Hellami, dreißig Schritte abseits der Feuerstelle, die inzwischen erloschen war. Sie fühlte sich nicht besonders ausgeruht, aber die Erschöpfung und die Schmerzen aus der Nacht ihrer Entführung hatten sich gebessert. Munuels magische Tricks zeigten ihre Wirkung.
    Sie hob den Kopf und sah im schwachen Licht, dass Roya wach war. Sie hatte den Kopf auf die Hand gestützt.
    Ihr Gesicht war nur undeutlich zu erkennen. Offenbar studierte sie schon seit einiger Zeit Leandras Gesicht.
    Bedrückende Gedanken überschwemmten Leandra wie eine Flut, und sie wagte nicht, Roya in die Augen zu blicken.
    »Ich weiß, was du fühlst«, sagte Roya leise.
    Leandra stiegen Tränen in die Augen.
    Roya schob sich ein Stück heran und tastete nach Leandras Hand. »Du denkst, du bist schuld an Jasmins Tod, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    Leandra wagte einen Blick in Royas Augen, die ganz nah waren, und sah darin Traurigkeit, aber keine Anklage.
    Sie schluckte, und Hoffnung keimte in ihr auf. Wenn es jemand auf der Welt gab, der die Last ihres schrecklichen Fehlers um eine Winzigkeit von ihr nehmen konnte, dann war es Roya.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Du kannst nichts dafür«, sagte sie. »Es tut mir Leid, dass ich dir das nicht schon gestern sagen konnte, aber ich wusste nicht, dass du glaubtest, an Jasmins Tod schuld zu sein. Ich war so fertig, und Hellami hat mir erst heute Nacht davon erzählt.«
    Leandra richtete sich ein wenig auf.
    Roya drückte sie sanft wieder herunter. »Die Pferde waren schon nervös geworden, bevor du deine Magie begonnen hattest. Wir alle waren furchtbar nervös. Jasmin und ich kletterten nach vorn und versuchten, sie zu beruhigen, nachdem du uns sagtest, du wollest diesen Totenzug untersuchen. Wir bekamen die Pferde sogar wieder ruhig.«
    Leandra sah Roya mit klopfendem Herzen an. »Was passierte dann?«
    »Als wir vorn bei den Pferden waren, hast du nur gekeucht, nicht geschrien. Dann kam dieser Mönch.«
    »Was?« Leandra fuhr in die Höhe.
    Roya setzte sich auch auf und legte beide Hände auf Leandras Schultern, um sie zu beruhigen. »Ja, so einer wie jener, der Alina holte. Er stand plötzlich zwischen den Bäumen. Hellami hat ihn nicht gesehen, sie war vorn bei dir im Wagen.«
    »Bei den Kräften!«, stieß Leandra hervor. »Und dann?«
    »Er lachte, leise und böse. Dann hob er die Hand, ganz langsam nur. Gleich darauf drehten die Pferde vollkommen durch. Dann war der Teufel los, und diese Gestalten fielen über uns her. Einer packte mich, und Jasmin wollte mir helfen. Ein anderer kam und schlug sie mit etwas in den Bauch. Sie wurde davongeschleudert, mag sein, dass ihr das die Rippe brach. Danach weiß ich nichts mehr bis zu dem Zeitpunkt, als ich im Wagen zu mir kam. Das muss während der Fahrt gewesen sein.«
    »Der Mönch!«, sagte Leandra. »War er der Gleiche, der Alina holte?«
    Roya schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Die Kapuze war übergezogen, und ich konnte sein Gesicht nicht sehen.«
    Leandra spürte einen eiskalten Schauer. Ihr war nach Lachen und Weinen zugleich zumute. Die Erleichterung, am Tod Jasmins nicht schuld zu sein, war unbeschreiblich. Trotzdem verblieb ein bitterer Nachgeschmack, denn ihre Tat war unüberlegt und waghalsig gewesen. Der Mönch indes war ein weiterer Mosaikstein in diesem grausigen Spiel.
    Sie wandte sich zu Roya und fuhr ihr mit der Hand über die Wange. Roya war ein so zartes und unschuldiges Kind, dass sie sich wünschte, sie könnte diese Trauer von ihr nehmen. Sie sah im matten Sternenlicht Tränen über ihre Wangen fließen. Sie beugte sich hinüber und nahm sie in den Arm. »Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich verspreche dir, dass ich diesen Mönch verfolgen werde.« Ihre Stimme wurde entschlossen, denn sie verspürte plötzliche Wut. »So lange, bis ich diesen Dreckskerl in die Hölle schicken kann. Ich schwöre es!«
    Roya

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