Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
würde, sollte ihnen die Kontrolle entgleiten. Würden sie noch die Kraft haben zu fliehen? Oder würden sie unweigerlich Opfer dieser Bestie werden?
Nach langer Zeit hilfloser Unentschlossenheit, in denen es den drei Magiern sichtlich immer größere Mühe bereitete, den Dämon zu beherrschen, kam ihr plötzlich ein ebenso verrückter wie gefährlicher Gedanke in den Sinn. Könnte sie Bamtoris Werk zu Ende bringen, wenn sie das Schwert nähme und den Dämon damit umbrachte? Alle Magie, die dazu vonnöten war, schien in dem Schwert zu stecken! Sie müsste es nur aufheben und damit zustoßen. Und natürlich aufpassen, dass es ihr nicht so erging wie dem armen Bamtori. Sie blickte zu Munuel, Ötzli und Jockum und sah, dass sie sterben würden, wenn sie es nicht wagte.
Ohne weitere Überlegung rannte sie los, warf sich vor dem Wagen zu Boden, um außerhalb der Reichweite des Dämons zu bleiben, und griff nach dem Schwert. In dem Moment, da sie es berührte, schoss ein gewaltiger Energieblitz durch ihren Körper. Sie stöhnte auf. Aber da war es schon vorbei, sie hatte das Schwert in der Hand und stand vor dem Dämon.
Es fühlte sich in ihrer Hand leicht wie eine Feder an, und eine elektrisierende Energie schien von ihm auszugehen, die ihren ganzen Körper packte. Nie zuvor hatte sie sich so gefühlt - so energiegeladen, vor Angriffslust und Mut zitternd, so furchtlos und entschlossen. Es war ein beinahe sinnliches Gefühl, mit dem das Schwert auf sie einwirkte, und sie wusste plötzlich, dass sie keine Hemmungen haben würde, so lange auf dieses Monstrum einzuschlagen, bis es vom Antlitz dieser Welt getilgt war.
Schon fuhr ein neuer Stachel nach ihr, aber sie sprang mit Leichtigkeit beiseite. Noch im gleichen Augenblick machte sich das Schwert selbständig; in einem eleganten, blitzschnellen Schwung sauste es nieder und trennte die grässliche Extremität des Dämons ab. Das Wesen brüllte auf; eine Woge von böser Energie schwappte über sie hinweg, nahm ihr beinahe den Atem. Eine Sekunde später stachen weitere Stachel nach ihr. Aber ebenso wie beim ersten Mal vollführte ihre Hand mit dem Schwert einen virtuosen Wirbel. Gleich darauf lagen weitere Teile des Dämons am Boden und wanden sich im Dreck. Das Monstrum brüllte dermaßen auf, dass Leandra eine Empfindung hatte, als stürze ein riesiger Felsen ins Trivocum und peitsche Wogen der Magie zum Himmel auf. Sie musste nun zum Ende kommen, denn Jockum, der unweit von ihr stand, begann zu stöhnen und zu schwanken. Sie wartete auf ein neues Stakkato von Stacheln und wich ihnen geschickt aus. In einer seitlichen Drehung kam sie ganz nahe an den Dämon heran, sprang auf den Wagen, holte dabei aus und ließ eine Serie von zischenden Streichen durch das weiche Fleisch des Dämons fahren. Mit einem gewaltigen Aufbrüllen formte sich die Masse der Bestie zu einer hochaufgerichteten, entfernt affenartigen Gestalt. Mit einem Streich durchtrennte das Schwert das Monstrum, ohne dass Leandra etwas dazugetan hätte. Das war das Ende des Dämons. Mit einem Kreischen, das noch sekundenlang im Trivocum widerhallte und das ihr wie mit heißen Nadeln ins Gehirn stach, sackte die gestaltlose Masse in sich zusammen und schrumpfte in kürzester Zeit zu einem stinkenden Häuflein Schleim zusammen. Im gleichen Augenblick gab das morsche Holz unter Leandra nach. Sie purzelte auf den Waldboden, rappelte sich aber gleich darauf wieder hoch. Die drei Magier waren kraftlos zusammengesunken.
14 ♦ jambala
A ls Munuel erwachte, lag er auf einem der alten Mäntel, die auf dem Wagen gelegen hatten. In der Nähe brannte ein kräftiges Feuer. Er ächzte, richtete sich auf und spürte als Erstes, dass sein Schädel dröhnte, als hätte ihn jemand mit einem Hammer bearbeitet. Er stützte sich schwer auf die Hände und murmelte: »Ein Wunder. Ich lebe.«
Er sagte es zu niemand Besonderem, denn er wusste nicht einmal, ob jemand anwesend war. Im nächsten Moment wurde er aber schon gestützt, und an einer bekannten, weichen Hand merkte er, dass es Leandra war. Er atmete auf - ihr war offenbar nichts geschehen. Sie redete ihm beruhigend zu und flößte ihm heiße Brühe ein.
Er spotzte, wies das Gebräu von sich und beugte sich, mit beiden Händen an den Kopf greifend, nach vorn. »Bei allen Himmeln, mein Schädel dröhnt so ...«
»Tröste dich«, krächzte es von irgendwo her, »uns geht es ebenso.«
Er blickte sich um und stellte fest, dass sie in ihrem Lager waren, wo sie das Pferdegespann
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