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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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er über sich zwei oder drei hell schimmernde Fäden erscheinen, die sich durch die Luft reckten, prüfend, wie schnuppernde Tentakel, und sich dann wieder zurückzogen. Für einen Moment setzte Munuels Herz aus.
    Ein Schnitter!
    Munuel bemühte sich, ein heftiges Schnaufen zu unterdrücken. Ein Schnitter - das war ein Dämon, wie er ihn damals schon in Hegmafor erblickt hatte, gewissermaßen ein kleiner Bruder der großen Bestie, die dort in den Kellern saß. Nichtsdestotrotz war ein Schnitter ein furchtbar mächtiges Konstrukt stygischer Energien, kaum zerstörbar, aufgeladen mit Kräften, die über das Vorstellungsvermögen eines Magiers hinausgingen. Sie hatten ihn so genannt, weil er aus beweglichem Metall zu bestehen schien, das blitzschnell seine Gestalt zu ändern vermochte und in der Lage war, eine Unzahl von Dunkelwesen aus seiner Energie zu produzieren, ohne dass seine Kraft merklich nachließ.
    Munuel verspürte den Impuls, sofort wieder unterzutauchen und davonzuschwimmen. Diese Bestie war ein Albtraum, nein, schlimmer als das, sie war die Fleischwerdung aller bösen Träume, die man sich nur vorstellen konnte. Nur einen einzigen Dämon hatte er je gesehen, der noch mächtiger war als ein Schnitter - das war die Bestie von Hegmafor gewesen, für die ihnen kein passender Name eingefallen war. >Weltenverschlin-ger< oder so ähnlich wäre vielleicht angemessen gewesen. Aber dieses Monstrum hatten sie mit über dreißig Magiern und dreizehntausend Soldaten angegriffen.
    Wieder verging eine kostbare Minute, aber Munuel konnte sich nicht überwinden, seinen Angriff vorzubereiten.
    Dann aber wurde ihm die Entscheidung abgenommen.
    Was folgte, ging sehr schnell. Später dachte er, dass dies letztlich seine Rettung gewesen war, obwohl sie ein furchtbares Leid nach sich zog, das er hätte verhindern wollen, wenn es ihm nur irgend möglich gewesen wäre.
    Der Dämon war auf ihn aufmerksam geworden.
    Plötzlich schössen metallene Tentakel zu ihm herab, klatschten ins Wasser und zuckten in irrwitziger Geschwindigkeit in die Tiefe. Es war sein Glück, dass er schon oben war, sonst wäre er noch schneller entdeckt worden. Er schrie auf, gelangte in Panik auf die unterste Treppenstufe und hastete hinauf.
    Dann stand er dem Monstrum direkt gegenüber, einer flaschenförmigen, schimmernden Ausgeburt der Hölle, deren Oberfläche nach heißem Teer stank und sich für Sekunden nicht rührte, so als wollte sie Maß nehmen und sich selbst Appetit machen. Unvermittelt zuckte eine riesige, metallische Lanze aus dem Wesen hervor.
    Munuel wirkte intuitiv eine höchstmögliche Iteration, die er kaum bewusst steuern konnte. Es war ein Glücksspiel - aber es funktionierte. Es war in der zehnten Stufe, eine magische Gewalt, die er seit Jahrzehnten nicht mehr gewirkt hatte. Vor ihm ploppte eine Wand aus vulkanischer Hitze auf, gegen die die Lanze stieß und augenblicklich daran zerfloss. Munuel taumelte zurück. Obwohl diese Magie ihre Hitze nur nach der ihm abgewandten Seite produzierte, hatte seine Robe Feuer gefangen und seine Haare rochen versengt.
    Er keuchte auf, behielt aber die Geistesgegenwart, die Mauer stabil zu halten und sie weiter gegen das Monstrum zu drängen. Innerhalb von Sekunden wurde es unerträglich heiß im Raum, und Munuel wusste, dass er sehr bald das Norikel setzen musste, sonst würde er verbrennen wie ein trockenes Stück Holz.
    Die Hitze setzte dem Dämon jedoch noch mehr zu. Nicht, dass dies eine probate Waffe gegen ihn gewesen wäre, nein - vernichtende Hitze war allzu sehr mit den zerstörerischen Kräften des Stygiums verwandt. Trotzdem vernichtete sie die augenblickliche Erscheinungsform des Dämons, und er rettete sich, indem er blitzschnell zu einer formlosen Masse zerfloss und nach unten, in das Wasser des Brunnens, strömte. Eine gewaltige, heiße Dampfwolke stieg auf; Munuel konnte sich nur noch mit einem verzweifelten Sprung durch die nahe Tür nach draußen retten, bevor die unbändige Kraft des kochenden Wassers das Brunnenhaus erbeben ließ und gleich darauf ihr steinernes Dach aufsprengte - sodass die Brocken nur so über den Platz flogen.
    Munuel kullerte nach draußen und wurde von einem kantigen, doch nicht allzu großen Stein am Oberschenkel getroffen. Einen weiteren, größeren Stein konnte er regelrecht verdampfen, indem er die Hitzewand, die er immer noch kontrollierte, über sich riss wie einen Schirm.
    Er rappelte sich hoch und stand mitten auf dem Platz, auf dem sich eine

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