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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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»Stallmeister!«, bellte er über den Hof.
    Ein erschrockener Jungmagier kam herbeigeeilt. »Ja, Meister? Was ist denn?«
    »Ein Pferd. Auf der Stelle. Das Beste, das du hast!«
    Der Jungmagier sah, dass Munuel halb abwesend war. Offensichtlich lag ein Notfall vor. Er zögerte nicht lange, wandte sich um und rannte zu den Pferdeställen.
    Munuel lauschte ins Trivocum. Er hörte nichts.
    Er atmete tief ein, verließ die Welt für einen Augenblick und hieb eine mächtige Botschaft ins Trivocum.
    Leandra! Ich komme! Gib mir Zeichen - ich weiß nicht, wo du bist! Seine Botschaft war von solch roher Kraft, dass sie wahrscheinlich jeder Novize bis hin in die Ostgemarkungen wahrnehmen konnte. Aber das war ihm jetzt egal.
    Er kehrte zurück, lauschte und vermeinte kurz, ihre Stimme gehört zu haben. Sie war sehr schwach. Er hatte nicht einmal die Richtung feststellen können. Aber er wusste ja, dass sie irgendwo auf dem Weg nach Usmar war.
    Als der Jungmagier mit dem Pferd auf den Hof hastete, waren Munuels Freunde auf den Treppenstufen des Hauptgebäudes erschienen, noch Gabeln und Löffel in den Händen, und schauten ihm verwirrt zu. Eilends schwang er sich auf das verschreckte Pferd. Mit einer kurzen Willensanstrengung gelang es ihm, das Tier zu beruhigen. Im nächsten Moment preschte er schon zum Tor hinaus, das der Stallmeister geöffnet hatte.
    »Sie heißt Bushkai«, rief der Stallmeister ihm hinterher, aber Munuel wusste gar nicht, was er meinte.
    Während er mit viel Getöse über das Pflaster der morgendlichen Straßen in Richtung des Stadttores galoppierte, fragte er sich, wann er zum letzten Mal eine solche Gewaltaktion durchgeführt hatte. Es war Jahre her. Auch jetzt kannte er kein Pardon. Er schleuderte schon von weitem der Wachmannschaft eine Illusion entgegen, die es ihm gestatten würde, das Stadttor unkontrolliert zu passieren. Wenige Minuten nach seinem Aufbruch hatte er Savalgor bereits verlassen und wandte sich der Straße nach Usmar zu.
    Das Pferd war gut, aber nicht gut genug.
    Mit einem weiteren Zauber verlieh er dem Tier Flügel und verspürte dabei die Empfindung des verwirrten Pferdes, dass es nicht wusste, ob es jemals schon so schnell gelaufen war. Schon bald galoppierte er die Straße zu den Hügeln von Süd-Akrania hinauf. Der Dreck spritzte zu beiden Seiten auf, als er verblüffte Reisende passierte, die ihre Karren mit Mühe über die morgendlich feuchte Straße schoben.
    Wie lange würde er brauchen? Für einen Weg, den das Mädchen in einem, vielleicht zwei Tagen zurückgelegt hatte? Er wusste nicht, wie lange sie in Savalgor geblieben war, aber sehr weit konnte sie noch nicht gekommen sein. Sonst hätte er ihren iterationslosen Hilferuf nicht gehört - er wäre zu schwach gewesen. Ob es ein Kreuzdrache war? Oder Wegelagerer? Es konnte schon zu spät sein. Er spornte das Pferd an, dann endlich ging ihm auf, dass es eine Stute war und dass Bushka ihr Name sein musste.
    Ständig hielt er Kontakt zum Trivocum und versuchte zu erspüren, wo Leandra sich aufhielt. Eine ganze Zeit lang vernahm er nichts. Panik drohte ihn zu übermannen, dann aber hörte er endlich wieder ihre Stimme. Sie war schon um eine Winzigkeit deutlicher. Dann aber erkannte er, dass es sich nur um ein Echo ihres vorherigen Hilferufes handelte. Um die Richtung zu finden, genügte dies. Aber eines war gewiss - er würde noch Stunden zu reiten haben, bis er sie erreicht hatte.
    Munuel spürte, dass ihn dieser Gewaltritt erschöpfen würde. Wer weiß, was da noch auf mich wartet, dachte er bitter. Trotzdem ließ er nicht nach. Die Stute gab ihr Bestes. Wenn er das Tier nicht umbringen wollte, konnte er es nicht noch mehr fordern.
    Nachdem er den mächtigen Savalgorer Nordpfeiler umrundet hatte, ging es über Hügel und Felder, durch Hohlwege und Täler, über Schluchten hinweg und durch Wälder. Die Geschwindigkeit des Ritts berauschte Pferd und Reiter; Munuel hatte das einigermaßen beruhigende Gefühl, wirklich schnell voranzukommen. Immer wieder fing er das deutlicher werdende Echo von Leandras Stimme auf, aber er hörte immer nur das Echo seines Namens, er vernahm keine neuerliche Botschaft. Seine Furcht wuchs, dass sie nicht mehr in der Lage war, ihn zu rufen. Der Ort, von dem aus das Echo ihres letzten Rufes zu ihm hallte, lag ziemlich genau in Richtung der Stadt Usmar, soweit er das im Moment beurteilen konnte.
    Er überlegte, wie er Bushka vor dem Kollaps bewahren konnte, wenn er angekommen war. Es war ihm zuwider,

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