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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sein.
    Er hörte Leandra schluchzen, winkte ihr abermals zu, um ihr zu bedeuten, dass er gleich kommen würde. Das andere Mädchen hatte ihn nun auch bemerkt, aber ihr zerschundenes Gesicht zeigte kaum eine Regung. Dann lagen da noch die beiden Gestalten auf dem Wagen, ebenso wie Leandra und das andere Mädchen in riesige dunkle Mäntel gehüllt. Sie sahen aus wie verrottete Arbeitsmäntel. Er machte ein paar langsame Schritte in ihre Richtung. Nichts geschah. Abermals sah er sich um, aber die Wesen, die zu dem Zug gehören mussten, schienen sich zurückgezogen zu haben. Die Dunklen Reiter kamen ihm in den Sinn. Obwohl er noch nie selbst einen von ihnen erblickt hatte, passte dies hier gut zu ihnen. Wiewohl er sich langsam zusammenreimte, welche Umstände hier vorlagen, gelang es ihm nicht, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was diese Wesen hier wollten und warum sie nachts durchs Land zogen und sich tagsüber in dunklen Wäldern versteckten. Und warum sie junge Mädchen entführten.
    Da weiterhin alles ruhig blieb, ging er langsam auf Leandra zu.
    Sie war zwischen zwei Pfosten festgebunden und schien kaum noch Kraft haben, sich aufrecht zu halten. Er kletterte vorsichtig auf den Karren hinauf. Dieser Karren war von anderer Machart als die Übrigen, und nun sah er auch, dass auf der anderen Seite zwei Pferde vorgespannt waren. Mit ihnen stimmte etwas nicht. Er blieb sehr vorsichtig.
    Er zog sein Messer hervor, und da das andere Mädchen noch elender aussah als Leandra, schnitt er sie zuerst los.
    Das aber dauerte nur Sekunden. Kurz darauf hatte er Leandra befreit, die ihm stöhnend in die Arme sank. Die andere hatte sich schlicht fallen lassen. Auf dem Wagen lagen dreckige, leere Säcke, alte Mäntel, Seile und eine riesige Plane. Insgesamt war es gar nicht schlecht, dass sie dort niedersank. Nichts konnte ihr jetzt mehr helfen als Ruhe.
    »Was ist hier los, Leandra?«, fragte er flüsternd.
    Seine Schülerin sah ihn mit flatternden Augenlidern an und schüttelte leicht den Kopf.
    »Ich weiß nicht...«, stöhnte sie. »Magie ... etwas Böses ...«
    Er sah auf und untersuchte die Umgebung, aufs Äußerste gefasst. Aber noch immer rührte sich nichts.
    »Bitte sieh nach Jasmin...«, flüsterte sie und verlor das Bewusstsein.
    Munuel wirkte eine schnelle Iteration, um ihren Zustand zu erfassen. Es ging ihr nicht gut, aber sie würde sich wieder erholen. Sie war hauptsächlich erschöpft und unterkühlt, und dem anderen Mädchen ging es ähnlich.
    Dann endlich nahm er sich die Zeit, nach den anderen beiden zu sehen - dass es ebenfalls junge Mädchen waren, hatte er mit einem Seitenblick erkannt, als er auf den Wagen gestiegen war.
    Die eine ächzte, sie war mit brachialer Gewalt in ein Seilbündel eingeschnürt. Völlig unnötig - einer solchen Fesselung hätte sich nicht einmal ein Mullooh entwinden können. Er beeilte sich, ihre Fesseln aufzuschneiden, und als sie wieder frei aufatmen konnte, schoss sie japsend in die Höhe und sank dann ebenfalls besinnungslos zurück.
    Das vierte Mädchen war tot. Er untersuchte sie eingehend, aber er konnte ihr nicht mehr helfen. Sie war schon ganz kalt, musste ihr Leben schon vor Stunden ausgehaucht haben. Munuel seufzte schwer. Er betrachtete betrübt ihr hübsches, von roten Locken umrahmtes Gesicht. Schade, dass es nie wieder jemanden anlächeln würde.
    Er erhob sich und verbannte die trauervollen Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte immerhin noch drei, die am Leben waren, und die galt es nun hier herauszubringen. Mit kühlem Verstand ging er ans Werk. Er entfernte sämtliche Stricke und Fesseln, die den dreien noch das Blut oder die Luft abschnüren mochten. Auch das tote Mädchen befreite er von den Fesseln. Er legte sie alle so hin, dass ihre Glieder entspannt waren und sie sich nicht weh tun konnten. Er breitete alles an Planen, Mänteln und Säcken über sie, was er finden konnte, damit sie es einigermaßen warm hatten. Sie waren alle drei barfuss. Eine Magie zu wirken, die sie wärmte, wagte er noch nicht.
    Dann glitt er vorsichtig vom Wagen herab, stets misstrauisch die Umgebung beobachtend. Noch immer tat sich in diesem geisterhaften Wagenzug nichts. Er trat zu den Pferden und untersuchte sie. Ihre Sinne waren halb betäubt, aber schon wieder auf dem Wege der Besserung. Das brachte ihn zu dem Schluss, dass man ihnen vor einigen Stunden einen mentalen Block ins Hirn getrieben hatte, der sie zu apathischen, willenlosen Maschinen gemacht hatte. Diese Magie war so dumm

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