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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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abgesehen von zahllosen anderen Problemen gab es eine wirkliche
Schwierigkeit. Auch Cleas’ Dorf würde von Drakken bewacht sein,
und nach allem, was sie bisher gesehen hatte, waren Bewachungen dieser Art undurchdringlich. Es gab keinen Weg hinaus – alle
Dörfer waren in Wahrheit Gefängnisse. Bitter kam sie zu dem
Schluss, dass ihre Flucht gleich von Anfang an zum Scheitern
verurteilt war.
»Gulda?«
Sie reagierte nicht gleich, wandte Cleas den Kopf erst nach einigen Augenblicken zu.
»Du hast großen Kummer«, sagte er. »Ich seh’s dir an.«
Sie seufzte gequält und blickte zum rechten Fenster hinaus.
»Ja. Die Sache mit Savalgor…«
Er schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Das ist erst morgen. Ich meine, einen anderen Kummer.
Etwas, das dich jetzt, im Moment, so durchschüttelt, dass du
am liebsten aus dem Schiff springen würdest. Was ist?«
Sie sagte nichts, sah wieder in Richtung des Fensters und zuckte nur mit den Schultern.
»Du heißt gar nicht Gulda, oder?« Seine Stimme war sehr leise
geworden, er flüsterte beinahe. Das Gemurmel der anderen und
die Geräusche im Schiff waren laut genug, ihn zu übertönen.
Sie wurde blass. »Was… was meinst du?«
»In meiner Novizenzeit lernte ich bei einem Gildenmeister in
Savalgor. Er war die rechte Hand des damaligen Primas und zugleich Fachmann für magische Verschlüsselungen – im Dienste
des Cambrischen Ordens. Er hat mir viele Dinge beigebracht. Unter anderem auch, die Strukturen bestimmter Magien zu lesen.«
Sie studierte seine Züge. Irgendetwas wusste er.
»Dieses Symbol da«, sagte Cleas leise und tippte unauffällig auf
ihr Handgelenk, »nun, ich habe die Struktur entschlüsselt. Du bist
ein Mitglied der Shabibsfamilie.«
Nun wurde sie unruhig. »Ich?«, flüsterte sie. »Ein Mitglied der
Shabibsfamilie? Wie kommst du denn darauf? Nein, du musst dich
täuschen, ich…« Er lächelte sie freundlich an. »Nach allem, was
bekannt ist, gibt es derzeit nur noch ein einziges, lebendes Mitglied dieser Familie«, raunte er ihr zu. »Und es hat sich auch herumgesprochen, dass dieses Mitglied auf der Flucht ist.«
Ihre Brust fühlte sich plötzlich wie eingeschnürt an.
»Und Renash«, fuhr er fort, »hat nicht übertrieben – du bist
wirklich sehr hübsch. Wenn ich mir dich frisch gewaschen vorstelle, ohne diesen Zopf, in einem feinen, weißen Kleid und mit einem Diadem im Haar… nun ja, ich denke, du könntest diesem Ruf
gerecht werden, nicht wahr?« Sie schluckte hart. »Welchem…
Ruf?«. »Die schönste Frau von Akrania zu sein. Dein…«, er räusperte sich, »… Euer Name ist Alina, nicht wahr?«
Alina ächzte leise. Angstvolle Gedanken stoben ihr durch den
Kopf. Cleas wirkte nicht wie einer, der sie verraten wollte, im Gegenteil. Aber man konnte jeden verhören und foltern, da half es
gar nichts, wenn man sich bemühte, nichts zu verraten. Die
Drakken hatten mit Sicherheit Mittel und Wege, alles aus jedem
herauszuquetschen. »Nur keine Angst«, sagte Cleas leise. »Meine
Lippen sind versiegelt, egal, was auch passieren mag!«
Mit klopfendem Herzen musterte sie seine Züge, fragte sich,
was als Nächstes geschehen mochte. Sie wandte sich von ihm ab
und starrte voller Sorge aus dem Fenster.
Für eine Weile schwiegen sie. Es gab nichts zu sagen, allein das
Schweigen schien angemessen – jetzt, da er wusste, wer sie war.
Als er nach einer Weile etwas flüsterte, war er ein bisschen steifer. »Wie kommt es, dass Ihr hier seid, Hoheit?«
Sie stöhnte leise. »Wenn du mir einen Dienst erweisen willst,
Cleas, einen echten Dienst, dann rede mit mir so wie zuvor. Einen
Hofstaat kann ich jetzt nicht gebrauchen – eher jemanden, der
mir die Hand hält. Denn ich fühle mich… beschissen.«
Er lachte leise auf. »Beschissen? Also, das…«
Er unterbrach sich und nickte dann. Sein Gesicht war wieder
ernst geworden. »Ja, ich verstehe.«
Einem Impuls gehorchend, nahm er tatsächlich ihre Hand, mit
festem Griff, sah sie dabei aber nicht an. Alina ließ es geschehen,
sie empfand es als beruhigend. Mit der anderen Hand streichelte
sie Bennis Kopf.
Das Drakkenschiff flog ruhig Richtung Westen, der Tag war noch
jung. Die Leute unterhielten sich leise, keiner schien auf sie zu
achten. Sie schätzte, dass dieser Flug, wenn sie bis zur Roten
Ishmar mussten, etwa eine Dreiviertelstunde dauern würde –
vielleicht ein wenig mehr.
Nach einer Weile sagte Cleas: »Dass Ihr… dass du nach Savalgor in ein Hurenhaus verschleppt wirst, kommt nicht

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