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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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TT-Antrieb. Nach allem, was er wusste, musste die Beschleunigung atemberaubend sein, denn für einen Transfer musste so ein Ding wahrscheinlich bis auf etwa 30 oder 35 Prozent Lichtgeschwindigkeit vorbeschleunigt werden.
    Roscoe spürte, wie der Hopper langsam Fahrt aufnahm und auf die inzwischen weit offene Luke zuglitt. Er wurde nervös. Wenn sie nicht rechtzeitig genug loskamen, würden sie mit der Moose zu kosmischem Staub zerblasen werden. »Los, Roscoe, wir müssen weg!«, rief Vasquez voller Panik.
    Roscoe gelangte zu der Auffassung, dass sie Recht hatte. Die Signale würden in Kürze auf Grün umschalten, und einige Sekunden würde auch der kleine Hopper benötigen, um Schub aufzubauen. »Los, Mädchen!«, rief er und winkte heftig. »Vollschub!
    Dreh auf!«
    Sie verstand. Er bekam nur noch mit, wie sie nach hinten griff, hinter ihren Sitz. Und dann schien alles gleichzeitig zu geschehen.
    Die Signallampen waren bereits auf Grün gesprungen, als um sie herum alles explodierte. Eine grelle Feuerwolke leuchtete seitlich zu den Cockpitfenstern herein, aber im selben Augenblick entwickelte sich ein mörderischer Schub, der den Hopper nach vorn trieb. Roscoe und Vasquez wurden nach hinten geschleudert.
    In diesem Augenblick schoss ihm der Begriff Konnpensations-Offset durch den Kopf, was einen bestimmten Effekt in der Beschleunigungsphase meinte, wie er damals auf der Akademie gelernt hatte. Demnach trat eine kurze Verzögerung zwischen dem Gravitationsdruck und dem Kompensationseffekt ein, je höher die auftretenden Beschleunigungskräfte waren. Mehr zu denken gelang ihm nicht mehr, ehe er mit dem Hinterkopf gegen eine Verkleidung knallte und ihm schwarz vor Augen wurde.

16
Wasser
    S eit sechs Tagen saß Rascal Rowling auf Diamond fest.
    Sechs Tage und sechs Nächte in diesem Höllenloch, das wie eine Strafe Gottes war und ihm gefährlich die Laune verdarb. Denn Diamond war nicht mehr und nicht weniger als der Ort der Verdammnis selbst. Dieser Planet war auszuhalten, solange man hier etwas zu erledigen hatte, wie zum Beispiel etwas einzukaufen, die Hurenviertel der Küstenstädte aufzusuchen oder Handel mit den Obst-Plantagen, den Uranbergwerken oder anderen, weniger feinen Geschäftszweigen zu treiben. Saß man hier jedoch fest, so wurde es mit jedem Tag unangenehmer. Er hasste es.
    Verdrossen stapfte er auf dem hohen, nassen Holzsteg die Straße hinab und achtete dabei sehr auf seine Schritte, denn ein Ausrutscher hätte seine letzte, einigermaßen saubere Hose in einen dreckigen Putzlappen verwandelt. Er empfand es schon wie einen nervösen Tick, dass er ständig zum Himmel hinaufschielte. Aber er hatte einen Grund, denn der nächste Wolkenbruch konnte einen mit der Plötzlichkeit einer niederfahrenden Axt treffen. Diamond war ein dampfendes Schlammloch, ein Dschungelplanet mit einer Niederschlagsmenge, die seiner Ansicht nach nur noch von einem leckgeschlagenen Unterwasser-Habitat übertroffen werden konnte. Sämtliche Versuche, dauerhaft Straßen auszubauen, waren – einmal abgesehen von den ganz großen Städten – untergraben, oder besser: von Wassermassen unter- und von Schlammmassen überspült worden. Hoffnungslos zu glauben, man käme in diesem feuchtheißen Klima auch nur fünf Meter weit, ohne sein Hemd völlig nass zu schwitzen. Aber wovon die Hemden nass wurden, war eigentlich auch egal. Kein Tag verging ohne ein Dutzend heftige Regengüsse und wenigstens einen ausgewachsenen Gewittersturm. Minuten später brannte dann Aurelia auch schon wieder erbarmungslos herab, um das ganze Wasser wieder hübsch in die ohnehin stickige Luft zu verdampfen.
    Insekten von der Größe von Spatzen schwirrten umher und saugten einem das letzte bisschen Blut aus, das einem noch geblieben war, und Durchfall, Pilz- und Hautkrankheiten nagten einem an der Substanz. Nur die Hartgesottensten lebten ständig hier; der Rest der Leute sah zu, dass er wieder fortkam, so schnell er nur konnte. Zerrissene Wolkenfetzen jagten über Spooky Town hinweg, und schon wieder platschten fette Tropfen hernieder. Rowling nahm den verschwitzten Filzhut vom Kopf und hieß sie für den Moment willkommen. Sie befeuchteten seine glühende Stirn und stieß ein leises Stöhnen aus. Was würde er jetzt für ein eiskaltes Bier geben!
    Er war ein hoch gewachsener, gut aussehender Arbeitersohn aus dem Miner’s Fog, mit dunkelgrauen Haaren und einem scharf gestutzten Vollbart, der seine Kinnpartie zu einem kantigen, selbstbewussten Vorzeigeobjekt

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