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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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er sich aufhält?«
    Julian lachte unsicher. »Oh, Exzellenz, es heißt nicht viel, Nuntio zu sein. Sie sehen ja, ich wurde Ihnen zugeteilt. Von höchster Stelle.«
    »Ja«, brummte Ötzli. »Nicht zuletzt, um mich über die Handlungen des Papstes auf dem Laufenden zu halten. Vergessen Sie das nicht!«
    »Retransfer in fünf Sekunden... vier... drei...«, schnarrte LiinGhors Stimme durch die Brücke. Altmeister Ötzli versteifte sich. Bei eins schloss er die Augen und holte tief Luft, obwohl er das nicht tun sollte. Eine Welle von Übelkeit, gepaart mit einem hilflosen Gefühl der Verlorenheit und einem Blick auf einen Ort des Ewigen, den eigentlich kein Lebender je erhaschen sollte, überspülte ihn. Er stieß den Atem aus, ächzte und versuchte, sein pochendes Herz zu beruhigen. Man hatte ihm gesagt, dass sich dieses Gefühl mit der Zeit verflüchtigte, bis man eines Tages gar nichts mehr spürte. Hoffentlich, dachte er und öffnete die Augen.
    Julian saß bereits auf der Kante seiner liege. »Schon da!«, meinte er fröhlich. Ötzli sog Luft in seine Lungen, versuchte das flaue Gefühl aus seinem Magen zu verdrängen und das Flirren aus seinem Kopf zu bekommen. Er war ein alter Mann, und obgleich er über Mittel verfügte, seine Gesundheit zu stützen wie kaum ein anderer, spürte er die Last der Jahre. Instinktiv tastete er nach dem Steinamulett, das er um den Hals hätte tragen sollen... Ein schmerzliches Gefühl stach durch seinen Körper: Nein, noch besaß er keines, diese verfluchte Leandra hatte es ihm gestohlen!
    Als er an die Begebenheit auf der MAF-1 dachte, wurde ihm schlecht vor Zorn. Dieses Weibsstück wollte ihn einfach nicht in Frieden lassen! Dass es ihm dort nicht gelungen war, sie zu töten, saß ihm wie ein Dolch im Herzen. Welche Schmach, dass sie ihm sogar das Amulett abgejagt hatte! Es war das Dritte gewesen, das er erzeugt hatte – nachdem sein kleiner Drakkentrupp mühevolle Wochen lang das Wolodit in die Verdichterhalle transportiert hatte. Die ersten beiden Amulette hatte er für seine Magie-Experimente hergeben müssen, das Dritte endlich hätte für ihn selbst sein sollen. Nun mussten die Drakken die Verdichterhalle erst wieder mühsam anfüllen, und er musste noch Wochen warten.
    Keuchend richtete er sich auf.
    Die Beleuchtung auf der Brücke hatte sich verändert, nun herrschte angenehmeres, gelbliches Licht. Julian hatte ihm erklärt, dass dies eines der bisher ungeklärten Phänomene des Überlichtflugs war: das Licht als solches veränderte dort drüben seine Farbe. Alles schien kalt und grau. Er selbst konnte es ebenfalls bestätigen: Auch das Trivocum sah anders aus. Der sonst so lebhafte rötliche Schimmer hatte einen kalt-bläulichen Stich, und das gefiel ihm nicht sonderlich.
    Als er saß, wischte er sich kurz mit den Händen übers Gesicht, holte tief Luft und stemmte sich langsam in die Höhe.
    »Meldung!«, rief Julian und trat fordernd ein paar Schritte auf eine Gruppe von Drakken zu. »Meldung für Kardinal Lakorta!«
    Als Ötzli stand, straffte er sich. Innerhalb der letzten Monate war er von einem verstoßenen und geächteten Niemand zu einer Person von Einfluss und Größe aufgestiegen. Nun hatte er nicht nur eine Drakkenstreitmacht hinter sich, sondern verfügte mit den Ordensrittern auch noch über ein Drittel der schlagkräftigsten Raumflotte dieses galaktischen Riesenreiches. Hinzu kamen noch die Heilige Inquisition, eine kirchliche Ermittlungsbehörde, bei deren bloßer Namensnennung Menschen und Ajhan erzitterten, und letztlich der Pusmoh selbst, die ebenso gewaltige wie auch rätselhafte Macht, die dieses ganze Imperium steuerte. Nun fühlte er sich für sein Vorhaben auf der richtigen Seite. Es war ein lächerlicher Gedanke zu glauben, die kleine Leandra hätte auch nur den Hauch einer Chance, ihm zu entkommen. Vor zwei Wochen, in der MAF-1, war ihr das noch einmal gelungen – doch das war das letzte Mal gewesen.
    Er wusste nicht einmal, was sie hier wollte. Die Drakken besiegen? Das Imperium der GalFed zerschlagen und mit ihrem lächerlichen Mädchentrupp und ihren paar Magierfreunden eine Herrschaft des Cambrischen Ordens in der Milchstraße errichten? Er lachte trocken. »Exzellenz...?« Er winkte ab. »Nichts, nichts.«
    Mit noch etwas wackeligen Schritten näherte er sich den Drakken, die sich um einen großen, kastenförmigen Tisch gruppiert hatten. Ein Muuni, einer dieser fetten, hüfthohen Würmer watschelte vorüber, und Ötzli wartete, bis das

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