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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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knapp wie möglich über der Oberfläche des Asteroiden dahinzugleiten. Roscoe besaß offenbar ein gutes Gefühl für die Steuerung seines Anzugs, denn er flog rasch und noch niedriger. »Jetzt nach links«, dirigierte er und steuerte in eine Felsspalte auf der Oberfläche des Asteroiden.
    Wieder leuchtete ein Blitz auf – diesmal weiter entfernt.
    Ain:Ain'Qua empfand es als im höchsten Maße trügerisch: Hier im Vakuum hörte man nicht das leiseste Geräusch, aber um einen herum war die Hölle los. Wieder sah er einen Mirajet – nein, diesmal war es ein Haifant, eines dieser legendären Schiffe, von denen es nur ganz wenige gab – selbst bei den Ordensrittern. Sie wurden nur von den höchstverdienten Männern geflogen, den Paladinen – Elitekriegern, die kaum weniger gefährlich waren als ihre Schiffe selbst. Nun kam es ihm widersinnig vor, dass ausgerechnet die Kirche über die tödlichsten aller Kämpfer verfügte; ein Paladin in einem Haifant würde ohne große Umstände einen Drakkenkreuzer in die Ewigkeit befördern. Dabei entsprach das Größenverhältnis der Schiffe zueinander etwa dem einer Mücke zu einem ausgewachsenen Vogel. Der Haifant strich mit majestätischer Ruhe über die schweigende Welt der Trümmerstücke hinweg, den glitzernden Leib geformt wie eine Krabbe ohne Beine und Scheren. Ein einzelnes dieser Schiffe war bewaffnet wie ein leichter Kampfverband, und es besaß einen Antrieb, für den das Wort Katapult wie eine lächerliche Untertreibung wirkte. Und natürlich hatte es auch einen TT-Antrieb. Ein Schauer lief Ain:Ain'Qua über den Rücken, als er an seine Zeit in einem Haifant dachte – es war eine ganz besondere Erfahrung des Fliegens.
    Nie wieder hatte er so etwas erlebt, auch jetzt nicht, da er diesen aufpolierten Skyglider besaß, ein kleines Spielzeug aus Bruder Giacomos Zauberkiste.
    In ihm steckte sehr viel mehr, als man ihm von außen ansah.
    Dennoch: trotz all der Finessen würde er einem Haifant damit nicht die Stirn bieten können. Nicht einmal einem Mirajet der Ordensritter. Die Spalte in der felsigen Oberfläche des Asteroiden hatte sich inzwischen vertieft und beschrieb nun einen Knick.
    »Wir sind gleich da«, flüsterte er Roscoe zu.
    Im selben Augenblick ahnte er, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Ein Haifant besaß nicht nur einen besseren Antrieb und eine bessere Bewaffnung – er verfügte auch über weitaus bessere Sensoren. Mist, fluchte Ain:Ain'Qua in sich hinein. Angstvoll blickte er nach oben. Von dem Haifant war nichts zu sehen.
    Während des Dahingleitens richtete er den Oberkörper ein wenig auf und bedeutete Roscoe mit einer heftigen Geste zu, dass er nicht funken solle. Natürlich deutete Roscoe das Winken falsch.
    »Was ist, Ajhan? Sind wir bald da?«
    Er musste antworten. So knapp es ging.
    »Funkstille!«, bellte er in sein Mikro und schaltete dann vollständig ab.
    Und schon war es passiert. Ein leises, stetiges Piepsen ertönte in seinem Helm. Es überraschte ihn kaum mehr, dass Giacomo seinem Wunderwerk von Druckanzug sogar Passivsensoren spendiert hatte.
    Das Piepsen wies auf einen Retraktionsversuch eines Sensors hin, die Wellenspur des Funksignals im Raumgefüge zurückzuverfolgen.
    Ain:Ain'Qua blickte sich um und sah den Skyglider.
    Nun ging es um Sekunden.
    Er korrigierte den Kurs und steuerte unmittelbar in die Öffnung der Frachtrampe hinein, die er offen gelassen hatte. Leandra hing in seiner Umarmung und rührte sich nicht. Sie war klug genug, im Moment völlig stillzuhalten. Mit ziemlichem Tempo stießen sie in die Luke, und er musste eine unsanfte Kollision zuerst mit der Lukeneinfassung und dann mit der Rückwand des Frachtdecks in Kauf nehmen. Es gelang ihm, Leandra so fest zu halten, dass sie selbst verschont blieb. Sofort ließ er sie los und stieß sich wieder ab, um durch die gegenüberliegende Luke ins Cockpit zu segeln.
    Die VIPE des Bordrechners erwachte im selben Augenblick, da sie die Rückkunft ihres Herrn erkannte.
    Nun musste er die Sprechverbindung wieder aktivieren. Aber es war egal, der Haifant war ohnehin schon aufmerksam geworden.
    »Vorbereitung für Notstart!«, rief er in sein Mikrophon. Die VIPE zögerte kaum eine Sekunde, dann flammten sämtliche Holoscreens und Instrumentenbeleuchtungen auf. Zu hören war immer noch nichts, denn im Schiff herrschte kein Druck. Er musste erst warten, bis Roscoe und seine Begleiterin an Bord waren.
    Eine schwache Erschütterung, die durch den Glider lief, kündete davon, dass die

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