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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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oder mithilfe von primitiven Magien. Immer wieder stießen sie auf archaische Runenzeichen, die Rasnor das letzte Mal gar nicht aufgefallen waren.
    »Und hier unten habt Ihr den Wächter gefunden?«, flüsterte er.
    »Nun ja… gefunden ist nicht das richtige Wort.
    Wir wussten, dass er hier war und irgendetwas bewachte…«
    »Er bewachte etwas?«
    Septos zog den Kopf ein und duckte sich unter einem Vorsprung hinweg. »Ja, Hoher Meister. Er heißt doch >Wächter der Tiefe<, nicht wahr?
    Irgendetwas muss er demnach hier unten bewacht haben.«
    »Das heißt. Ihr wisst gar nicht, was?«
    Septos schüttelte den Kopf. »Sagen wollte er nichts. Und niemand hat gewagt… so tief zu graben.«
    So tief zu wühlen, sagte sich Rasnor in Gedanken.
    Auf Knien und mit den bloßen Händen…
    Sie waren ein gutes Stück vorgedrungen, und die Gegenwart des grausigen Leichnams war bereits zu spüren. Das Trivocum war graublau und schlug auf eine Art Wellen, wie Rasnor es noch nie erlebt hatte. Wo hast du gewühlt, Chast? In welchen namenlosen Tiefen hast du gegraben, dass dein vermoderter Kadaver keine Ruhe finden kann?
    Der vorangehende Novize war immer langsamer geworden. Nun blieb er stehen. Als er sich umwandte und Rasnor sein Gesicht im Licht der heftig flackernden Fackel sehen konnte, erschrak er. Der Junge war bleich und voller Panik. »Ich… ich…«, stotterte er, brachte aber sonst nichts zustande.
    Rasnor ergriff die Gelegenheit, seinen angeblichen Mut zu beweisen. »Lass mich vorangehen«, sagte er und drängte sich an Septos vorbei. Er nahm dem Novizen die Fackel aus der Hand und übernahm die Spitze des Vierertrupps.
    Augenblicke später wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
    Plötzlich kam es ihm vor, als wäre er aus dem schützenden Schatten eines Felsens hervorgetreten und hätte sich in einen glühenden Wind gestellt… nein, in einen Sturm! In den Sturm stygischer Energien, die aus der Tiefe unter ihnen heraufkochten.
    Er kämpfte darum, den Mut aufzubringen, um weiterzugehen.
    Ihm schlug ein sengender Hauch wie von einem entsetzlich heißen Wüstenwind entgegen, der ihm die Haut verbrennen wollte, die Haut und das Fleisch, bis nur noch ein ebenso hässlicher Leichnam von ihm übrig wäre wie jenes grauenvolle Ding dort unten. Er glaubte spüren zu können, dass sich etwas verändert hatte. Es war nicht mehr so wie vor ein paar Wochen, als um den Leichnam eine mächtige, doch tote Aura gewesen war, die ihre Schrecken einflößenden Energien durch den Felsen und die alten Tunnel geschickt hatte. Nein, dieses Mal war etwas… erwacht.
    »Ihr bleibt hier!«, flüsterte er mit bebender Stimme und hielt seinen Begleitern eine abwehrende Hand entgegen.
    Ja, es ist die richtige Entscheidung. Hier kann mir niemand helfen. Ich muss es allein durchstehen.
    »Hoher Meister!«, warf Septos ein. »Seid Ihr sicher? Ich meine…« Rasnor drehte sich herum. »Was?« Septos schluckte. »Seit die Alchimisten den Deckel des Sarkophags entfernten und dann flohen, war keiner mehr von uns unten. Wir… wir wissen nicht wirklich, was dort ist!«
    »Geht!«, sagte Rasnor. »Geht alle hinauf. Ich muss das allein tun!«
    Septos und die beiden Novizen starrten ihn furchtsam an. Plötzlich wandten sie sich alle drei um und beeilten sich, von diesem Ort fortzukommen.
    Rasnor wandte sich wieder um. Er wusste nicht, welcher seltsame, verzweifelte Mut ihn gepackt hatte. Seine Haut brannte, seine Hirn fühlte sich an wie elektrisch aufgeladen, und seine Angst wurzelte tiefer als jede Erinnerung in seinem Denken. Dennoch beging er den Wahnsinn, die anderen zurückzuschicken.
    Unter Mühen setzte er den rechten Fuß ein Stück nach vorn. Es folgte der Linke, dann wieder der Rechte. Zögernd, furchtsam.
    Was tue ich da?, kreischte sein Geist.
    Er tappte weiter. Irgendetwas zog ihn nach vorn, und als er endlich begriff, was es war, konnte er nicht mehr zurück.
    Ich werde gerufen!
    Sein geplagtes Hirn wollte ihn mit aller Macht von diesem Wahnsinn losreißen und fliehen, doch ein anderer Teil seines Denkens nagelte ihn fest, trieb ihn weiter nach vorn. Er wusste, dass er keine Ruhe mehr finden würde, ehe er diese Sache nicht durchgestanden hatte. Sofern er es überhaupt durchstehen konnte.
    Die Kraft zog ihn weiter voran. Schon hatte er das Ende des Tunnels erreicht, wo eine irrwitzig steile Treppe in ein grausiges schwarzes Loch hinabführte; er konnte sich überhaupt nicht mehr an diese Stelle erinnern. Diese ganzen Tunnel und Schächte

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