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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gemahnten einen ständig leise daran, dass man hier jederzeit hilflos stecken bleiben könnte.
    Tiefer und tiefer ging es, und plötzlich stand er wieder vor der uralten, schwarzen speckigen Tür mit den bizarren Schnitzereien.
    Sie stand einen Spalt offen.
    Rasnor hob die Fackel. Sein Herz pumpte schwer, sein Atem ging stoßweise.
    Dort drin herrschte Licht!
    Ein schwaches Licht, eigentlich nur ein fahler Schein, ganz gewiss nicht natürlichen Ursprungs.
    Aber es sagte allzu deutlich, dass er Recht hatte: Hier… war etwas erwacht!

25
Besuch aus dem Stygium
    M arina konnte in dieser Nacht einfach nicht einschlafen. Das war wieder einmal typisch für sie – wenn sie eine Frage beschäftigte, geisterten die Gedanken so hartnäckig in ihrem Kopf herum, dass sie einfach keine Ruhe finden konnte. Nachdem sie sich zwei Stunden lang unablässig in ihrem Bett herumgewälzt und sich Azrani mehrfach beschwert hatte, stand sie auf, kleidete sich an und machte sich leise auf den Weg hinab ins Refektorium, um sich alles noch einmal genau anzusehen. Lautlos schlich sie die dunkle Wendeltreppe des Turms hinunter, öffnete dort, wo die kleine Holztreppe in den Innenhof hinabführte, eine Tür und trat auf den Balustradengang des Hauptgebäudes hinaus, der im ersten Stock an der Außenwand des altehrwürdigen Gemäuers hinüber zum Oberen Portalgang führte. Das Ordenshaus war ein verzwickt angelegtes Bauwerk, so als hätten die Erbauer damals schon der Erwartung Rechnung tragen wollen, dass ein solches Haus gefälligst jede Menge versteckte Winkel, verborgene Nischen und geheimnisvolle Ecken aufzuweisen hätte. »Marina?«, hörte sie eine verhaltene Stimme aus dem Hof herauf schallen.
    »So spät noch unterwegs?« Sie spähte hinab in den Hof, wo sie nahe des Tors zur Straße einen Novizen auf Nachtwache entdeckte. Sie erinnerte sich an die Stimme, konnte aber den Jungen nicht richtig erkennen. »Ja«, rief sie mit Flüsterstimme hinab.
    »Ich kann nicht schlafen. Ich seh mir alles noch mal an.«
    Sie winkte ihm, und er winkte zurück. Gleich darauf erreichte sie den Portalgang und schob unter Einsatz ihres ganzen Körpergewichts die schwere, uralte Türe auf, die sich nur widerwillig und mit protestierendem Gequietsche in ihren schmiedeeisernen Scharnieren bewegte. Dann entzündete sie eine der Öllampen, die am Eingang bereitstanden, und tappte den finsteren Gang hinab zum Refektorium. Schon während sie sich der großen Tür am Ende des Ganges näherte, sah sie, dass noch Licht brannte.
    Jemand musste sich dort aufhalten. Ein wenig befangen trat sie zu der schweren Holztür, die von ähnlicher Machart war wie die große Portaltür. Ein schmaler Spalt stand offen, und sie gedachte dort hindurchzuspähen – aber da spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Das Licht war von seltsamer Färbung, und ein leises, knisterndes Geräusch durchdrang die Luft. Noch war sie nicht alarmiert – sie empfand nicht mehr als Verwunderung und wollte nachsehen, wer da mit einem so seltsamen Licht um diese Stunde noch herumschlich. Neugierig beugte sie sich vor, streckte den Kopf halb durch den Spalt und blickte in Richtung des hinteren Teils der kleinen Halle, wo all die bunten Pyramidensteine, Würfel und ihre große Zeichnung lagen.
    Als sie sah, wer – oder besser: was – sich dort drinnen aufhielt, wäre ihr fast ein Aufschrei entfahren.
    Es war eine schwach strahlende, türkisblaue Erscheinung, die über den Fundstücken schwebte, ein leuchtender Geist, der von einem Punkt zum anderen schwebte, als bewegte er sich unter Wasser fort. Nur weil Marina früher schon einmal den Schattenwesen der Bruderschaft begegnet war, schaffte sie es, sich zu beherrschen und nicht auf der Stelle in heillose Panik zu verfallen.
    Schwer atmend und am ganzen Leib zitternd, blieb sie stehen und rührte sich nicht, während ihr Herz förmlich danach schrie, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Mit äußerster Willenskraft zwang sie sich zu bleiben, wo sie war.
    Das Wesen hatte sie bisher noch nicht bemerkt.
    Trotz ihrer Furcht wusste Marina, dass sie herausbekommen musste, was das für eine Kreatur war und warum sie sich für ihre Fundsachen interessierte. Es war unübersehbar, dass sie die Pyramiden und Würfel untersuchte, die in den unterschiedlichsten Größen die Tische bevölkerten.
    Auch die zwölf aneinander gelegten Papierbögen, die noch immer am Boden lagen, schienen das Wesen zu beschäftigen.
    Marinas Hals war trocken, ihr Herz schlug dumpf und

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