Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
seltsamen Traums auf einen kleinen Holoscreen, der in der
Wand eingelassen war, und erkannte das Symbol für Eingehender
Rufe.
Seufzend hob sie den Finger und drückte auf die breite weiße
Taste.
»Leandra?« Es war Bruder Giacomo.
»Was gibt’s denn?«
»Du musst kommen. Schnell. Wir kriegen Besuch von einer
Drakkenpatrouille.«
Auf einen Schlag war sie wach. Sie stemmte sich hoch und
starrte erschrocken Giacomos Gesicht an. Er musste sich auf der
Brücke der Melly Monroe befinden.
»Die Drakken? Sind wir noch nicht am Asteroidenring?«
»Doch, das ist es ja eben. Darius hat einen Kurswechsel eingeleitet, und sofort kam der Ruf. Erst wollten sie uns zurück auf den
Mainstream haben, jetzt aber wollen sie an Bord kommen.«
»Ich bin gleich bei euch!«, sagte sie, hieb auf die Taste und
sprang aus der Koje.
In Windeseile zog sie sich an, verließ ihre kleine Kabine und eilte durch die Tunnel und Vertikalports zur Brücke.
»Diesmal können wir eine Flucht vergessen«, wurde sie von
Roscoe begrüßt. »Die Melly Monroe ist eine lahme Krücke, und für
die Rails, die sie auf jeden Fall auf uns abfeuern, fehlt uns ein
Hopper mit IO-Antrieb, um zu fliehen.«
»Verdammt!«, fluchte sie. »Was tun wir jetzt? Sie werden doch
ganz sicher die Frachträume untersuchen!«
»Wie wär’s mit Magie?«
»Magie?«, fragte sie gereizt. »Was soll ich denn damit ausrichten?«
»Den Hopper verschwinden lassen. In einen Goldfisch verwandeln. Ein Glas hätte ich noch.«
Sie stöhnte. »Ach, Darius. Du weißt doch, dass die Magie so
nicht ist!«
»Ja, entschuldige«, brummte er.
Giacomo, der an den Kontrollen hantiert hatte, kam zu ihnen,
die Blicke und den Zeigefinger auf die Holoscreens gerichtet, wo
in wechselnder Folge Diagramme und Zahlen flimmerten. »Ich
wüsste etwas. Die Drakken kommen vom Zentralsektor her auf
uns zu. Es wird noch eine halbe Stunde dauern, bis sie hier sind.«
»Und?«
»Wenn wir das Backbord-Frachttor öffnen und die Faiona antriebslos hinausgleiten lassen, zur anderen Seite hin, im Ortungsschatten der Melly Monroe – das könnte klappen.
Dort draußen sind schon erste Asteroiden. Wenn alle Geräte an
Bord der Faiona völlig ausgeschaltet bleiben, wird sie sich durch
nichts von den hier überall treibenden Gesteinsbrocken unterscheiden. Nicht einmal vom Äußeren her.« Er hob die Schultern.
»Jedenfalls nicht so sehr wie ein Hopper.«
»Die Faiona aufgeben?«, fragte Leandra entsetzt. Giacomo hob
die Schultern. »Wir können versuchen, sie später wieder zu bergen.«
»Falls wir sie finden«, wandte Roscoe ein. »Wenn wirklich alles
in ihr abgeschaltet sein muss, wird das schwierig werden. Dann
können auch wir sie nicht mehr von den Felsbrocken hier unterscheiden.«
Leandra stöhnte. »Ohne dieses Schiff ist alles vergebens.
Dann sitzen wir für alle Zeiten hier in Aurelia-Dio fest!
Ist euch das nicht klar? Die Faiona ist unsere einzige Chance,
von hier fort zu kommen!«
»Wenn uns die Drakken erwischen, sitzen wir noch viel tiefer in
der Tinte«, meinte Roscoe.
»Und… wenn ich mich hineinsetze?«, fragte Leandra.
Roscoe und Giacomo sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du willst dich mit der Faiona ins All begeben? Mit
einem Schiff ohne Antrieb?«
»Von wollen kann keine Rede sein«, erwiderte sie mit verzweifelter Miene. »Aber was bleibt uns übrig? Seit Wochen hängen wir
in diesem verdammten Aurelia-Dio fest!
Vielleicht ist die Höhlenwelt schon längst wieder in den Händen
der Drakken. Oder noch schlimmer: In Ötzlis Händen!
Wir müssen langsam mal etwas erreichen. Und dazu brauchen
wir die Faiona!«
Giacomo kramte hektisch in seiner Tasche und förderte seinen
RW-Transponder zutage. »Ich weiß etwas.«, sagte er aufgeregt.
»Der Transponder! Leandra hat auch einen. Damit können wir sie
mit Sicherheit wieder finden!«
»Wirklich?«
»Ja, Leandra. Allerdings… er ist wie ein Leuchtfeuer. Jedenfalls
dann, wenn er sich nicht in so einer Umgebung wie hier verstecken kann, wo es viele andere Geräte gibt, die Strahlung ausbreiten.« Er umfasste mit einer Geste den Raum. »Du musst ihn
deaktivieren und darfst ihn erst wieder einschalten, wenn kein
Patrouillenschiff der Drakken mehr in der Nähe ist.«
»Und woher weiß ich das?«
Giacomo nickte. »Das ist das Problem. Woher weiß sie das?«
Er sah Roscoe an.
»Keine Ahnung. Sie muss warten. Zwei, drei Tage vielleicht.«
»Du lieber Himmel!«, stöhnte sie.
Ihre Miene spiegelte große Sorge. »Wir waren dumm! Das alles
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