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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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still, nur in der Ferne Hundegebell. Zum erstenmal seit Jahren spürte er wieder Leben in sich, ein merkwürdiges, irgendwie unbe­ hagliches Gefühl. In der Scheune erklang Gelächter, dem er kurz lauschte. Sie amüsierte sich köstlich, gar keine Frage. Die Dinge entwickelten sich keineswegs so, wie er es erwartet hatte, aber das konnte eben vorkommen. Er ging hinein und schloß die Tür.

    Jago lag im hohen Gras neben dem Damm. Er hatte Kopfhörer auf und das Empfangsgerät aus dem Landrover neben sich. Er konnte die Kampflaute in der Scheune deutlich hören, jedes Knurren, jedes Stöhnen, Sarahs erregtes Lachen.
      »Gut so, Mädchen, fester«, sagte Jock. »Schlag fester zu.« Und Jago mußte ebenfalls lachen. »Gib’s ihm, Sarah.« Er rollte sich auf den Rücken und schaute zum Mond empor. »Ist das eine Frau«, murmelte er. »Was für eine fabelhafte, außerge­ wöhnliche Lady.«

    »Wir bleiben eine Stunde«, erklärte Sean. »Keine Bewegung, bis ich’s Ihnen sage. Er ist der Feind und wird sich anschlei­ chen. Sie würden ihn doch gern schlagen, stimmt’s?«
      »O ja.«
      Das war tags darauf, kurz vor zwölf. Sie trug eine alte Fall­ schirmjägerbluse, die Jock ihr geliehen hatte, Jeans und Stiefel. Sie waren im Sumpf, tief im Ried, etwa einen halben Meter in Schlamm und Wasser eingesunken. Ihr war kalt, sehr kalt, und dann begann es zu allem Überfluß auch noch zu regnen.
      »Er kommt«, flüsterte Egan.
      Er trug wie sie eine alte Feldbluse, die Kapuze über den Kopf gezogen. Vorsichtig teilte er das Schilf, und sie sah Jock White herannahen, eine Schrotflinte im Arm. Eine Minute war er da, und dann verschwand er einfach wieder spurlos.
      »Wohin ist er denn gegangen?« flüsterte Sarah.
      »Er versucht, uns aus der Deckung hervorzulocken. Folgen Sie mir, machen Sie mir alles genau nach.«
      Sie krochen durch das Schilf, ließen sich über den Rand eines Dammes in einen schmalen Fluß hinuntergleiten, der sich im Ried verlief. »Das ist der Durchgang«, erklärte Egan. »Wie ein unterirdischer Tunnel.«
      Sie folgte ihm, watete durch eiskaltes Wasser und Morast, manchmal bis zum Hals. Es stank grauenhaft, und einmal flitzte direkt vor ihr eine Wasserratte vorbei. Sie brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, um den Aufschrei zu unterdrücken. Und dann, nach einer Ewigkeit, hielt Egan inne.
      »Beinahe geschafft. Wir dürften beim Hauptdamm raus­ kommen, den überqueren wir dann und gehen durch den Wald nach Hause, das Teewasser kocht schon, wenn er zurück­ kommt. Übernehmen Sie die Führung, ich folge.«
      Sie erkundete das Terrain durch die letzte Schilfbarriere, ihr Kopf tauchte vorsichtig aus dem Wasser auf, und dann ent­ deckte sie Jock White. Er saß direkt über ihr am Rand des Dammes und stopfte sich eine Pfeife. »Na, da sind Sie ja«, begrüßte er sie. »Was hat Sie so lange aufgehalten?«

    Gegen Abend überkam sie eine seltsame Unruhe. Egan war nach Marton gegangen, um Zigaretten zu holen. Er rauchte mehr, wie sie feststellte. Vermutlich ihr Einfluß, aber es war ihre einzige schlechte Angewohnheit und ihr einziges Zuge­ ständnis an ihre zermürbende Situation. Jock schlief friedlich vor dem Kamin, Peggy und ihre Jungen zu seinen Füßen.
      Sarah blickte hinaus. Es begann zu dämmern, noch eine Stunde bis zur Dunkelheit. Impulsiv öffnete sie die Tür, trat ins Freie und überquerte den Hof. Sie trug einen alten Trainings­ anzug und Turnschuhe. Sie ging durch das Gehölz, begann zu rennen, sobald sie den Damm oben erreichte.
      Jago hatte seinerseits einen Spaziergang unternommen; er entdeckte die Gestalt in der Ferne, griff zum Zeiss-Glas und erkannte Sarah auf Anhieb. Er setzte seinen Weg in einigem Abstand von ihr fort, beobachtete, wie sie von einem schmalen Damm zum nächsten abbog. Er blieb stehen, um sie wieder ins Blickfeld zu holen, dabei schwappte ihm plötzlich Wasser über die Füße. Er drehte sich um und erkannte, daß die Flut schnell hereinkam, sich in einer Welle stromaufwärts bewegte und das Sumpfland überspülte.
      Er spurtete los, von einem Damm zum nächsten, wobei die meisten schon etliche Zentimeter unter Wasser standen, bis er den Rand des Sumpfes erreichte und auf den Hauptdamm kraxelte. Er drehte sich rasch nach allen Seiten um, entdeckte aber keine Spur von Sarah.

    In dem Augenblick befand sie sich gut zweihundert Meter weiter in Richtung Flußmündung, wo es einige hochgelegene Stellen gab und damit

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