Hölle unter Null Grad
Potronin-Plast erhalten hatte.
»Der wird passen, schätze ich.«
Ich streifte das dünne Material über meine Kleidung und ließ die Magnetverschlüsse einschnappen. Die mit der Kleidung festverbundenen Handschuhe waren etwas zu klein, aber daran durfte ich mich nicht stören. TS-19 legte ebenfalls einen Schutzanzug an. Minuten später gingen wir weiter.
Die Kopfhülle mit dem durchsichtigen Augenstreifen hielt ich in der Hand, da ich inzwischen ahnte, aus welchem Grunde wir die Anzüge tragen mußten. Auf der weißen Tür am Ende des Ganges fiel mir in roter Schrift die Bezeichnung »Radiobiologisches Institut« auf.
Ich wußte Bescheid! Der mit dem Bomber eingetroffene Mann mußte schwere Strahlenverbrennungen erlitten haben. Oder handelte es sich um eine Frau?
Vor der großen Schiebetür standen bewaffnete FBI-Beamte, die uns aber nicht mehr kontrollierten. Ehe der Sergeant auf den Öffnungskontakt drücken konnte, glitt die Tür zurück. Ich sah in das markante Gesicht eines grauhaarigen, untersetzten Mannes, dessen Schnurrbart in der ganzen Welt bekannt war.
General Arnold G. Reling, Chef des GWA, trug keine Maske, aber er hatte ebenfalls einen Schutzanzug übergezogen – und das gab mir zu denken!
Er sah mir prüfend in die Augen.
»Kommen Sie rein. Danke, Sergeant, ich brauche Sie nicht mehr.«
Der Mann vom Bundeskriminalamt salutierte.
Wir betraten einen kleinen Vorraum. Reling schloß die Tür. Die Hand in der Tasche haltend, sagte er gleichmütig:
»Nehmen Sie die Masken ab. Nur über dem Gesicht anlüften. Das genügt.«
Ich begann verhalten zu lächeln. Der Alte war wieder einmal überaus vorsichtig. Die Pistole in der Außentasche des Anzuges ließ sich keinesfalls übersehen.
Ich lüftete die Gesichtsmaske. TS-19 folgte meinem Beispiel. Ein winziges Zucken huschte über die Lippen des Alten. Er zog die Hand aus der Tasche und verschloß sorgfältig die Klappe.
»Okay, Sie sind es. Im übrigen erscheint mir Ihre Heiterkeit unangebracht.«
Mein Kollege hüstelte. Ich runzelte fragend die Stirn. Die Maskenfolie paßte sich meinem Mienenspiel an. Reling beobachtete mich und meinte gereizt:
»Ganz recht, ich habe Sie gemeint. Sind Sie wieder einsatzfähig, Major? Verbrennungen einwandfrei abgeheilt? Was machen Ihre Nerven?«
»Keine Ahnung, Sir«, erwiderte ich. »Soviel mir bekannt ist, hat ein GWA-Schatten keine zu haben. Mein Urlaub war eben ausreichend genug, um meine Brandblasen zum …« Das Wort »Urlaub« hatte ich mit einer hintergründigen Betonung ausgesprochen.
»Ja, ja, ich weiß«, unterbrach er mich. »Ich habe Sie erneut in Ihrem sinnlosen Treiben gestört. Machen Sie sich nichts daraus, mein Lieber. Vielleicht werden Sie bald pensioniert. Was halten Sie davon?«
Ich war doch leicht erschüttert, da ich unwillkürlich an mein Alter denken mußte. Ich hatte im Jahre 1968 das Licht der Welt erblickt, und jetzt schrieben wir 2003.
Reling sah auf die elektrische Uhr über dem Eingang. Er schien nicht zu merken, daß wir allerlei Fragen auf dem Herzen hatten. Er schritt in dem Vorraum, auf und ab, der einmal von einem Mediziner durcheilt wurde. Vor der anderen Tür streifte der Mann die Schutzhülle über den Kopf und erklärte kurz:
»Sie müssen noch warten, meine Herren. Oder wollen Sie zusehen?«
Der Chef machte eine abwehrende Handbewegung.
»Nein. Es wäre zwecklos. Sorgen Sie dafür, daß der Mann noch einmal das Bewußtsein wiedererlangt. Unternehmen Sie, was Sie wollen, aber wecken Sie ihn auf. Ich brauche Auskünfte. Rufen Sie mich, sobald er die Augen aufmacht.«
Der Arzt blickte prüfend in unsere maskierten Gesichter. Er schien zu wissen, was die Worte des Alten zu bedeuten hatten.
»Wir
Weitere Kostenlose Bücher