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Höllenfracht

Höllenfracht

Titel: Höllenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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vor ihm an, direkt über die Köpfe des Gesundheits- und des Sozialministers hinweg. »Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte der Präsident, der vor dem grellen Licht zurückwich. »Sie braten ja einen meiner Leute.« Das Licht ging sofort wieder aus. Der Präsident nickte dankend, nahm seine Benjamin-Franklin-Halbbrille ab und begann sie mit einem Tuch zu putzen. Pledgeman wies dem Fotografen stumm eine schmale Öffnung in einer anderen Ecke, wo er seine Kamera aufstellen sollte.
    »Menge Leute heute, was, Jack?« sagte der Präsident zu seinem Pressesprecher. Pledgeman nickte. Der Präsident setzte sich seine Brille wieder auf die Nase und studierte erst einmal die Tagesordnung für diese Konferenz, die eine verkürzte und mehr gespielte als echte Version einer Kabinettssitzung darstellte.
    Die bekannte Moderatorin eines großen Senders besetzte mit dem Mikrofon in der Hand schnell den Platz, den der Kameramann geräumt hatte. General Curtis bahnte sich um sie herum und hinter den Stühlen, auf denen der Außenminister und der
    Verteidigungsminister saßen, einen Weg bis an die Seite des Präsidenten. Er kam dort an, als sich die Journalistin nach einem letzten Blick in ihre Notizen gerade mit breitem Lächeln an den Präsidenten wenden wollte. Und sie hatte auch des Präsidenten volle Aufmerksamkeit, nicht Curtis.
    »Mr. President, ehe wir hier anfangen, würde ich Sie gerne fragen...«
    Aber zugleich hatte sich Curtis zwischen Verteidigungsminister Thomas Preston und dem Präsidenten herabgebeugt und flüsterte ihm halblaut zu: » Mr. President, es gibt etwas Dringendes, das keinen Aufschub duldet.«
    Der Präsident hing mit seinen Augen unverwandt an der attraktiven Journalistin und bemerkte Curtis kaum. Des Generals tiefe Stimme unterbrach deren Frage.
    Pledgeman, immer wachsam gegen peinliche Szenen wie diese, trat zwischen die Journalistin und den Landwirtschaftsminister am Konferenztisch.
    »Ist was, General?« fragte er betont ruhig.
    General Curtis beugte sich noch näher zum Präsidenten. »Sir, ich muß auf der Stelle mit Ihnen sprechen. Es gibt Neues von dieser...
    Energie-Anlage, über die wir sprachen.«
    »Nach der Kabinettssitzung«, sagte Pledgeman bestimmt.
    Curtis zögerte.
    »Wilbur, das muß jetzt warten«, sagte der Präsident schließlich.
    »Ist es ein akuter Notfall?«
    Aller Augen ruhten auf Curtis. Niemand wußte genau, was unter einem »akuten Notfall« zu verstehen war, aber selbstverständlich würde es morgen in riesigen Balkenlettern auf allen Zeitungstitelseiten im ganzen Land prangen, wenn er jetzt »ja« sagte.
    Vom Chef der Vereinigten Stäbe ins Spiel gebracht konnte die Klassifizierung »akuter Notfall« ja nur eines bedeuten. Er hätte eine Menge schwieriger Erklärungen abzugeben.
    »Das muß jetzt warten«, wiederholte Pledgeman die Worte des Präsidenten. »Wir müssen jetzt hier anfangen.«
    »Ich bin in meinem Büro, sobald ich hier fertig bin, General«, sagte der Präsident.
    Einer seiner Mitarbeiter geleitete den erregten Curtis aus dem Saal.
    »Das ist unglaublich. Absolut unglaublich.«
    Der Präsident der Vereinigten Staaten starrte aus dem Fenster des Oval Office im Weißen Haus. Draußen fielen still und weich Schneeflocken. General Wilbur Curtis packte seine Notizen, Unterlagen und Computerausdrucke zusammen, sah Verteidigungsminister Preston an und setzte sich. Außenminister Marshall Brent stand auf der anderen Seite des Präsidenten-Schreibtisches und sah den Bericht des CIA-Direktors Kenneth Mitchell durch, den dieser dem Präsidenten vorgelegt hatte. UN-Botschafter Gregory Adams saß auf einer Couch und seufzte in Gedanken an Karmarows offensichtliche Doppelzüngigkeit in der letzten Sicherheits-ratssitzung.
    »Fröhliche gottverdammte Weihnachten«, murmelte der Präsident.
    Zum ersten Mal seit Monaten fühlte sich Curtis wie von einem schweren Gewicht auf seinen Schultern befreit. Endlich fängt er mal an, mir zu glauben, dachte er. Es hatte dazu immerhin des Todes von zwölf Leuten und des Verlustes von Milliarden Dollar in Form militärischer Ausrüstung bedurft, und dazu der neuen Beweise, die er jetzt in der Hand hatte.
    »Aber wie können wir sicher sein, General, daß dies ein Spiegel in einer Umlaufbahn ist«, fragte der Präsident über die Schulter, ohne sich die Mühe zu machen, sich vom Fenster abzuwenden und sich umzudrehen. Er hielt eine 24 X 38-Schwarzweiß-Vergrößerung eines großen, rechteckigen Objekts in der Hand. Es sah silbrig

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