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Höllenfracht

Höllenfracht

Titel: Höllenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Kilometer Entfernung! Atlantis war direkt über dem Nordpol »geparkt«. Seedeck konnte die gesamte Nordhalbkugel überblicken -
    die Kontinente Nordamerika, Europa und Asien, dazu die ganze Arktis sowie Atlantik und Pazifik. Wolken zogen sich wie Striche und Bänder vom Pinsel eines Malers über den Globus, mit gelegentlichen Wirbeln und Bewegungen, wo sich dort ein Sturm zusammenbraute. Wegen der normalen, der Erde zugewandten Position der Raumfähre war während seines ganzen Spaziergangs im All die Erde für ihn »oben« am Himmel.
    Er schloß die Schleusenluke und verriegelte sie, befestigte eine Sicherheitsleine an einem Haken neben der Luke und begann sich an dem rundumlaufenden Stahlgeländer bis zu den drei MMUs der Atlantis entlangzuhangeln. Manned Maneuvering Units, bemannte Manövriereinheiten. Sie waren in der vorderen Frachtzelle. Er inspizierte eines der klobigen Geräte und hakte es von seiner Verankerung los.
    Er drehte sich herum, so daß das Atemgerät auf seinem Rücken gegen das MMU stand, und dirigierte sich selbst nach hinten in das MMU hinein. Er dirigierte und kontrollierte sein »Einparken« mit Knien und Hüften, bis er es viermal leise klicken hörte, was bedeutete, daß er mit seinem Atemgerät fest an das MMU angekoppelt war.
    »Hallo, Atlantis, MMU in Position.«
    »Verstanden.«
    Seedeck unternahm einige Tests mit den Raketensteuerdüsen des MMU, hing aber dabei noch immer an der Sicherheitsleine. Erst dann löste er diese und stieß sich sanft von der MMU-Halterung ab.
    Langsam schwebte er aus der Frachtzelle der Atlantis nach oben und hinaus in den leeren, freien Raum.
    »Hallo, Atlantis, beginne mit MMU-Tests.«
    Seedeck wußte, daß Admiral Woods, der ihn drinnen über eine der acht in der Frachtzelle installierten ferngesteuerten Kameras beobachtete, einen Protest unterdrückte, aber er, Seedeck, verspürte einen Drang, dem er nicht widerstehen konnte. Und das war seine Stunde.
    Ein normaler MMU-Test bestand nur aus kurzen Strecken und kurzen Bewegungen, alles an der Sicherheitsleine. Er sollte dabei höchstens ein paar Fuß hochsteigen, dann anhalten, einige Drehungen nach allen Seiten vollführen und höchstens ein paar leichte Düsenstöße ausprobieren, das Ganze in lediglich einigen Fuß Entfernung von der Schleusenluke und den von innen manipulierbaren Greifern - für den Fall, daß Probleme auftraten.
    Aber das war nichts für Seedeck. Abgekoppelt von der Sicherungsleine, spielte er mit den Steuerdüsen herum und vollführte mehrere Meter über den offenen Türen der Frachtzelle Purzelbäume, Rollen, Schraubendrehungen wie ein Turmspringer und Eiskunstläufer zugleich.
    »Tests beendet«, meldete er schließlich, als er sich gekonnt direkt über der Ladeluke der Atlantis wieder aufgerichtet hatte.
    »Sehr hübsch«, sagte Woods. »Jammerschade, daß die NASA die Show nicht direkt in die Hauptsendezeiten einspielt.«
    Seedeck machte der milde Tadel nichts aus. Es gab nur ein Wort zur Beschreibung seiner Empfindungen: Ekstase. Ohne Sicherungsleine war er ein eigener, die Sonne umkreisender Planet am Himmel; genau wie die Planeten, die Asteroiden, die Kometen und alle die anderen Satelliten um ihn herum, geleitet von den gleichen Gesetzen wie sie, der gleichen göttlichen Kraft.
    Einige Augenblicke ließ er sich noch schwebend durchs All gleiten, ehe er seine Gedanken wieder auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrierte.
    »Hallo, Atlantis, Inventar in Sicht. Beginne Übersetzung.«
    Es war nicht erlaubt, über einen offenen Radiokanal anders als vom »Inventar« zu sprechen. Die Atlantis war etwa sechshundert Meter von dem gewaltigen Objekt entfernt geparkt. Näher heran durfte sie nicht. Es würde also dort hinüber nur eine kurze »Übersetzung« (der Jargon für Raumspaziergang) werden. Er klappte einen Deckel in der Frachtzelle, zog das Ende eines Stahlkabels von der darin befindlichen Rolle und befestigte es an einem Ring an der linken Seite seines MMU. So manövrierte er sich wieder hinaus ins All, hinüber zu dem in der Entfernung schwebenden Objekt.
    Es war das erste Mal, daß er es sah. Abgesehen natürlich von Fotografien und Modellattrappen. Es war ein enormes stählernes Quadrat. Auf gewisse Weise ähnelte es einer im Raum aufgehängten überdimensionalen Pop-Art-Dekoration. Jede Seite des Quadrats bestand aus einer Röhre, die dreißig Meter lang war. Auf zwei gegenüberliegenden Seiten war jeweils eine erdwärts gerichtete riesige Radarantenne. An der dritten

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