Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
meine Brüder organisiert hatten. Als ich die Lobby betrat, kam mir der Manager entgegen. Er entschuldigte sich tausendmal bei mir und versuchte mir zu erklären, dass er nichts dafür könne. Ich fragte ihn, was denn los sei. Er erzählte, dass, kurz nachdem ich das Hotel verlassen hatte, ein Aufgebot der DEA , der amerikanischen Drogenfahndung, ins Hotel gestürmt war und das ein oder andere in meinem Zimmer zerstört hatte. Ich ging auf mein Zimmer und sah das Chaos: Meine Sachen lagen überall im Raum verteilt, die Reisetasche stand leer auf dem Tisch. Sie hatten das Futter aus dem Koffer herausgeschnitten. Deo, Shampoo, Seife, Duschgel, Zahnpasta – alles war im Waschbecken ausgeschüttet. Mein Fotoapparat und die Videokamera waren zerbrochen. Die Sohlen meiner Schuhe abgezogen. Ein riesiges Chaos! Der Hotelmanager war entsetzt und meinte, dass er so etwas noch nie erlebt hatte. Ich beruhigte ihn, schickte ihn raus und gönnte mir einen Schluck aus der Minibar.
Ich hatte keine Ahnung, warum die Bullen gerade mein Zimmer auseinandergenommen hatten. Ich vermute, dass sie nach und nach gecheckt hatten, wer alles in ihr schönes Cody eingereist war und dabei auch auf meinen Namen gestoßen waren. Sie werden mein Vorstrafenregister gezogen haben, das länger ist als eine DIN -A-4-Seite. Wahrscheinlich hatten sie auch meine Reiseroute quer durch die USA zurückverfolgt und sich gewundert, in welchen Städten ich haltgemacht hatte. Vielleicht dachten sie auch, dass ich geheime Daten auf Mikrochips in ihr schönes Land gebracht hatte – oder gar Kanonen oder Drogen. Das hätte zwar wenig Sinn ergeben, doch die Bullen denken ja oft ziemlich einfältig … Eines war mir jedoch klar: Die Jungs mussten enttäuscht sein, weil sie in meinen Sachen nichts gefunden hatten.
Ich nahm ein Bad und überlegte mir, was ich nun machen sollte. Ich entschied mich, die Aktion abzuhaken und das Hotel zu wechseln – auf diese Bude hatte ich keinen Bock mehr. Ich schwang mich auf das Bike und suchte ein neues Hotel. Das war gar nicht so einfach, denn fast alle Hotels waren ausgebucht.
Am nächsten Tag plante ich einen Ausflug zum Yellowstone-Nationalpark. Nach dem Aufstehen fuhr ich mit der Harley zum Run-Place. Ich meldete mich bei der Security vom World-Run ab. Meine Brüder erzählten mir alles Wissenswerte über den Trip und empfahlen mir, vorsichtshalber eine Kanone mitzunehmen.
Ein Member begleitete mich zum örtlichen Gun-Shop, wo mir vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf fielen. Da lagen etwa tausendfünfhundert Pistolen und Revolver verschiedenster Hersteller. Mir ging das Herz auf: Am liebsten hätte ich alle Waffen gekauft, entschied mich aber für einen Revolver Kaliber 38 Spezial und eine Pistole Colt Gouvernement Kaliber 45, dazu je hundert Schuss Munition.
Der Kauf war kein Problem. Ich musste meine Personalien vorlegen und mir eine kurze Belehrung anhören. Der Member bürgte für mich, und ich unterzeichnete, dass ich den Staat Wyoming nicht verlassen werde und mich an Recht und Gesetz halte. Ich legte achthundert Dollar auf den Tisch, brachte meinen Bruder zurück ins Camp und fuhr los. Ein paar Tage später verkaufte ich die beiden Kanonen übrigens wieder – mit hundertachtzig Dollar Verlust. Das war es mir wert, zumal ich die ganze Munition in den Bergen verballert hatte.
Ich verließ Cody westwärts. Rechts die Rocky Mountains, links der River und mittendrin ich. Es war ein irres Gefühl. Mein Weg führte mich an großen Pferde-Ranches vorbei. Nach eineinhalb Stunden stand ich vor dem Eingang zum Yellowstone-Nationalpark. Ich bezahlte, erhielt eine Übersichtskarte und fuhr weiter. Nach jeder Kurve wurde ich mit einer neuen, grandiosen Aussicht belohnt. Auf den Bergspitzen lag Schnee, an den Felswänden tropfte Tauwasser herunter. Nach einer längeren Abfahrt sah ich einen See – so groß wie ein Meer: Lake Shoshoone. Atemberaubend!
Irgendwann gegen Mittag fuhr ich an das Ufer des Sees und ruhte mich in der Sonne aus. Es war mächtig heiß, deshalb beschloss ich, schwimmen zu gehen. Also Hose und T-Shirt aus, Kutte an, Kanone in die Shorts und ab ins Wasser. Das mit der Kanone war ein Fehler: Nach wenigen Metern wurde sie schwer und zog meine Short nach unten. Also steckte ich die Kanone in die Kutte und schwamm eine Runde durch das kalte Wasser. Wieder an Land legte mich ins Gras und trank eine Cola. In der Mittagssonne wurde mir schnell wieder warm. Nach einer Stunde fuhr ich weiter. Überall im Park
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