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Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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machen.
    Zum vordersten Holzstück, das auf dem Boden lag, fehlten noch immer einige Zentimeter.
    Bill mußte einsehen, daß es nicht klappte, und so zog er den Arm wieder zurück. Er heulte nicht vor Zorn, obwohl ihm danach zumute war. Statt dessen wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dann erinnerte er sich daran, daß er bereits einige Flaschen Wasser geleert hatte. Eine volle Flasche, auch wenn sie aus Kunststoff bestand, konnte als Waffe dienen. Er überlegte, woher Kuszew das Wasser geholt hatte. Jedenfalls nicht aus dieser Umgebung. Bill mußte einen Bogen gehen, damit er auf die andere Seite des Schreibtisches kam.
    Dabei versuchte er, daß Klirren der Kettenglieder zu überhören, was ihm aber nicht gelang. Immer wieder wurde er darauf hingewiesen. Jeder Schritt war einfach schlimm.
    Den Ruck bekam er diesmal nicht so deutlich mit, weil er darauf vorbereitet war.
    Bill war am Schreibtisch vorbeigegangen und stand jetzt vor dem Käfig.
    Er sah auch die Flaschen.
    Sie standen links von ihm. Nur heran kam er nicht. Alles war zu kurz und genau von diesem verfluchten Hundesohn berechnet worden.
    Die kalte Wut brachte Bill beinahe um den Verstand. Seine Flüche hallten durch die Dunkelheit des Bunkers.
    Sie brachten aber nichts, sondern verloren sich als Echos zwischen den Wänden.
    Es gab nur diesen begrenzten Bewegungsraum für ihn, und daran würde sich nichts ändern. Zumindest er konnte es nicht schaffen.
    So ging Bill wieder zu seinem Platz und ließ sich dort nieder.
    Er wartete in einer steifen Körperhaltung, den Rücken gegen die Lehne gedrückt. Sein Gesicht war gespannt. Einer, der so aussah, dessen Gedanken befanden sich in einer ganz anderen Ebene. Nur seine Finger zuckten. Er zupfte auch hin und wieder an ihnen, um sie geschmeidig zu machen. In seinem Hirn formte sich der Plan. Eine Waffe hatte er nicht gefunden. Trotzdem mußte er den anderen überwältigen, und wenn er dazu einen anderen Gegenstand als Waffe zweckentfremdete.
    Damit meinte er nicht seine Hände.
    Er dachte natürlich auch an sie, aber richtig angewendet, konnte selbst ein Kugelschreiber zu einer tödlichen Waffe werden…
    ***
    Je mehr Stunden des Tages verrannen, um so stärker wurde auch die Hitze. Es lag nicht nur an der Sonneneinstrahlung, die hatte eher abgenommen, weil sich der grelle Ball jetzt hinter einer dunstigen Wolkenschicht verbarg, doch wir litten entsetzlich unter der Schwüle, die London und Umgebung fest umklammert hatte. Das roch nach einer Entladung, nach einem Gewitter. Darauf aber würden die Menschen bestimmt noch bis zum Abend warten müssen.
    Wir hatten die Gegend erreicht, in der die Tote gefunden worden war.
    Um sicherzugehen, hatte Suko den Weg noch auf der Karte markiert, die er zurechtgefaltet auf seinen Schoß gelegt hatte. Dort war auch der tote Flußarm als blauer Strich eingezeichnet worden.
    Irgendwann waren aus den Straßen Wege geworden. Reifen hatten ihre Spuren hinterlassen, und das in einem von Insekten regierten Paradies.
    Dieses Feuchtbiotop zog Myriaden dieser Quälgeister an und hielt sie fest wie in einem Netz gefangen. An unserer Scheibe klebten die toten Körper wie festgebacken.
    Als Suko mitbekam, das ich immer wieder nach rechts und links schaute, streckte er seinen Zeigefinger aus. »Es geht noch geradeaus«, erklärte er.
    Ich schaute dorthin und sah das wilde Gras wie einen hohen Teppich wachsen. Ansonsten war so gut wie nichts zu erkennen. Es gab kaum Bäume in dieser Umgebung, und wenn, dann waren sie kleinwüchsig oder verkrüppelt. Löwenzahn leuchtete hin und wieder in einem satten Gelb. Auch Margeriten waren zu sehen. Bei den dichtstehenden Gräsern und Farnen kamen die Blumen kaum zur Geltung.
    Die hohen Halme schleiften an dem Fahrzeug entlang. Wir hatten alle Fenster geschlossen. Die Klimaanlage war eingeschaltet. Uns ging es ja gut, aber wehe, wenn wir diese sichere Insel verließen, dann sah es ganz anders aus.
    Die grünen Gewässer wirkten wie geheime Tiefen, in denen sich Schreckliches staute, das einfach nicht entdeckt werden wollte.
    »Wenn du gleich einen Weg sehen solltest, mußt du abbiegen«, erklärte Suko. »Nach rechts.«
    »Okay.« Ich ahnte ihn mehr, als daß ich ihn sah. Dafür aber blieb uns der tote Wasserarm nicht verborgen, hinter dem sich ein Hang erstreckte. Dort mußte der Angler die Leiche entdeckt haben.
    »Das ist er«, sagte auch Suko, faltete die Karte zusammen und ließ sie im Handschuhfach verschwinden. Er schnallte sich schon los.

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