Höllenscript
Hügel?«
»Genau.«
Wir waren beide ziemlich einsilbig, weil wir nicht so recht an unsere eigenen Worte glaubten. In uns steckte so etwas wie ein Gefühl des Versagens, und es war Suko, der mich anstieß. »Sollen wir uns das Ding einmal anschauen?«
»Nicht nötig.«
»Dann machen wir es so, wie auf der Schule gelernt. Umfeld abgrasen und so?«
»Bleibt uns etwas anderes übrig?«
»Wohl nicht.«
Wir traten den Rückzug an und kamen uns vor wie zwei geschlagene Krieger. Jeder hing seinen Gedanken nach, aber irgendwo trafen sie sich bestimmt. Ich zumindest ging davon aus, etwas falsch gemacht zu haben, wußte aber nicht, was es gewesen sein könnte. Die Vorwürfe aber blieben.
Suko sagte auch nichts. Der Faden war abgeschnitten, und als wir neben unserem Wagen standen, da schüttelte Suko plötzlich den Kopf.
»Denkst du das gleiche wie ich?« fragte er.
»Und das wäre?«
»Daß wir irgend etwas falsch machen.« Er schlug mit der flachen Hand auf die Karosserie. »›Irgend etwas‹ ist gut…«
Suko schaute sich um. Er hatte sich dabei schnell gedreht, blieb dann stehen wie angewachsen. »Was hast du?«
Er deutete nach vorn. »Wir sind nicht allein«, sagte er.
»Wer ist noch da?« Ich dachte im Augenblick tatsächlich an Bill, aber Sukos Antwort enttäuschte mich. »Ich habe ihn nicht erkennen können, aber ich habe ihn gesehen.«
»Wen?«
»Einen Mann, einen Fremden.«
»Okay, und wo?«
Er wies in eine bestimmte Richtung. War es Zufall, daß dort auch der besagte Hügel lag? Keiner von uns wußte es. Aber wir gingen los…
***
Kuszew stand im Freien!
Es war ihm egal, wo er sich aufhielt, ihm hatte auch die Beleuchtung im Tunnel nichts ausgemacht, wichtig war für ihn nur das Ziel. Das wollte er unter allen Umständen erreichen. Die Memoiren mußten fertiggestellt werden. Das war wichtig für ihn. Erst dann besaß er genügend Beweismaterial, um den zweiten Teil seines großen Plans angehen zu können.
Die Zeit drängte. Er hatte bereits zu lange gewartet. Aber er verstand auch diesen Conolly. Der Mann war ein Mensch und keiner von der anderen Seite. Als Mensch verfügte er über gewisse Fähigkeiten, die jedoch nicht endlos in Anspruch genommen werden konnten. Menschen brauchten Pausen, sie mußten zwischendurch Kraft schöpfen. Kuszew war überzeugt, daß Bill Conolly ihm da nichts vorspielte und er zunächst frische Kraft tanken mußte. Er wollte es ihm zugestehen.
Pausieren, schlafen, wenn sein Gefangener es nicht tat und ihn statt dessen auszutricksen versuchte, konnte das für ihn böse enden.
Kuszew stand vor der Bunkertür. Sein Versteck sah er als ausgezeichnet an. Es hatte nur einen Nachteil. Bevor er es hatte betreten können, hatte er die Tür einbauen müssen. Da konnte schon eine Spur zurückverfolgt werden, aber daran dachte Kuszew nicht. So lange würde er auch nicht bleiben. Die Vorbereitungen zu diesem Coup hatten mehr Zeit in Anspruch genommen. So hatte er den Käfig bauen müssen und auch den Schreibtisch und die anderen Gegenstände hineingeschafft.
Warten, abwarten, dem anderen eine Pause gönnen und sich selbst auch. Nahe des Eingangs hatte er die zu hohe, ihn hindernde Vegetation entfernt. Er hatte sich damit einen Vorteil und einen Nachteil geschaffen.
Einen Vorteil deshalb, weil er schneller herankam. Der Nachteil war die Sicht auf den Eingang, der leider auch aus einer gewissen Entfernung zu erkennen war.
Das hohe Gras stand in Blüte. Pollen flogen durch die Luft. Der Geruch der Pflanzen mischte sich mit dem des brackigen Wassers. Kuszew gab sich locker. Er hatte seine Daumen hinter den Gürtel gehakt und schaute sich um. Dabei ging er einige Schritte. Wer ihn nicht kannte und ihn zum erstenmal sah, hätte in ihm alles gesehen, nur keinen gefährlichen Menschen, dem ein Leben nichts wert war.
Eine schmale Gestalt, eingepackt in einen zu engen unmodernen Anzug, unter dessen Stoff sich die Umrisse der Beretta sogar abzeichneten. Er überlegte nicht, wohin er sich wenden sollte. Kuszew ließ sich einfach treiben.
Er dachte daran, wie ideal dieser Bunker als Versteck doch war. Zwar hob sich der Eingang etwas hervor, ansonsten aber war der Bau durch die Ausbreitung der Natur in den fünfzig Jahren wunderbar in das Gelände integriert worden. Er sah aus wie ein länglicher Hügel oder eine Böschung.
An einer bestimmten Stelle blieb der Mann stehen und schaute sich um.
Er hatte diesen Ort nicht bewußt gewählt. Es war einfach so gekommen, und er schaute über
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