Höllenscript
wir davor stehen und schüttelten die Köpfe. »Daß wir das übersehen haben«, flüsterte Suko. »Verdammt noch mal, ich könnte mich selbst irgendwo hintreten.«
»Wir kamen aus der falschen Richtung.«
»Das auch.«
Wir schauten uns das Tor an. Es zeigte einen grünen Anstrich, so daß es innerhalb der natürlichen Farbgebung kaum auffiel. Wer aus der Ferne hinschaute, konnte das Tor überhaupt nicht erkennen. Erst beim Näherkommen.
Man hatte es mit einer halbrunden Betonumrandung verbunden. Die Angeln sahen groß aus. Lange Stifte steckten in ihnen. Die Breite des Tores war so angelegt worden, daß wir mit einem Auto in den Bunker hätten fahren können.
Ein Schloß gab es auch. Natürlich in der Übergröße und natürlich verschlossen. Ob die große Klinke nur zur Zierde vorhanden war oder ob sie tatsächlich die eigentliche Funktion erfüllte, das wußten wir nicht.
Ich trat näher an das Tor heran.
»Sind das Reifenspuren?« fragte Suko mehr sich selbst und war in die Hocke gegangen. Er untersuchte den Boden. Lange brauchte er für diese Arbeit nicht. Als er hochkam, nickte er mir zu, und sein Gesicht war ziemlich blaß geworden. »Ich hatte recht. Hier ist vor kurzem jemand gefahren.«
»Bill fuhr Sheilas Golf.«
»Ja, aber von welchen Reifen die Spuren stammen, kann ich nicht sagen.«
Ich zeigte auf das Tor. »Jedenfalls müssen wir hinein. Koste es, was es wolle.«
»Hast du einen Schweißbrenner?«
Ich konnte über die Frage nicht mal lachen, aber Suko hatte recht. Das Eisentor kriegten wir ohne Hilfsmittel nicht auf. Es sei denn, es gelang uns, jemanden herbeizulocken, der es von innen öffnete. Ansonsten hätten wir die Kollegen von der Feuerwehr kommen lassen müssen.
Ich ging noch näher an das Tor heran und berührte es mit der flachen Hand.
Die Sonne hatte das Metall ziemlich erwärmt. Es brachte so gut wie keine Kühlung.
Aber etwas anderes hatte sich noch stärker erwärmt.
Auf meiner Brust spürte ich die Hitze.
Das Kreuz!
Ich atmete durch die Nase ein, trat zurück und drehte Suko mein Gesicht zu. Der sah sofort, daß etwas nicht stimmte. »Hast du was entdeckt?«
»Nein, nicht ich, aber mein Kreuz.«
»Und jetzt?«
Ich tippte gegen das Tor. »Dahinter befindet sich einer unserer Freunde, ein Dämon.«
»Ja, und wahrscheinlich auch Bill Conolly…«
Das konnten wir nur hoffen. Aber wie kamen wir in diesen verdammten Bunker hinein?
Viel Zeit hatten wir nicht.
Zumindest nicht die Zeit, die Kollegen der Feuerwehr anrücken zu lassen. Da mußte uns schon ein Trick einfallen.
***
Bill hätte nicht gedacht, daß es so einfach sein würde. Zumindest sah es so aus, denn er hatte den anderen durch seine Aktion tatsächlich überraschen können.
Das Glas war mit der oberen Seite zielgenau in Kuszews Gesicht gelandet. Es hatte sich regelrecht hineingedrückt, aber es war nicht zersplittert. Bill hielt auch weiterhin die Haare des Mannes fest. Er zog daran und zerrte den Kopf zur Seite. Schließlich folgte auch der Oberkörper, so daß Kuszew plötzlich halb auf der Seite und halb auf dem Rücken auf der Schreibtischplatte lag.
Kuszew wehrte sich nur noch schwach, aber er hatte es doch dank seiner Handbewegungen geschafft, die Papiere vom Schreibtisch zu räumen. Sie hatten sich auf dem Boden verteilt, als wäre ein Windstoß in sie hineingefahren.
Bill nahm die linke Hand zurück. Das Glas löste sich aus dem Gesicht des anderen. Nur für einen Moment, denn Bill rammte es wieder nach unten, als Kuszew schon hochkommen wollte.
Er fiel wieder zurück.
Bill keuchte.
Er schlug noch einmal zu.
Er war in diesem Augenblick wie von Sinnen, schleuderte das Glas dann weg, zerrte und legte sich den Mann auf dem Schreibtisch zurecht und hämmerte seine Handkante gegen den Hals des Mörders.
Kuszew konnte sich nicht wehren. Er trat um sich, hämmerte mit den Hacken unter die Schreibtischplatte, aber Bill ließ ihn nicht frei.
Er schlug nicht mehr. Er lag jetzt über Kuszew und drückte diesen auf den Schreibtisch nieder. Auch das Haar hatte er losgelassen, weil er beide Hände brauchte.
Das Licht leuchtete von der günstigeren Seite die beiden Männer an. Es fiel direkt gegen Kuszews Gesicht, so daß Bill dort alle Einzelheiten erkennen konnte. Der Rand des Glases hatte in der Haut einen Abdruck hinterlassen, der aussah wie ein dunkler Ring. Der Schlag gegen Kuszews Hals war ziemlich hart geführt worden, aber Bill hatte den Mann nicht bewußtlos geschlagen. Kuszew lag auf der
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