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Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann

Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann

Titel: Hör!Mir!Zu! 10 Gespräche von Frau zu Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam E. Schmidt
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Jetzt platzt Ulla endgültig der Kragen. »Du gefühlskalter Egoist«, schreit sie, »andere existieren für dich doch gar nicht. Und woher soll ich denn wissen, dass du mich immer noch liebst? Du interessierst dich doch nicht die Bohne, wie es mir geht, wie mein Tag war oder was ich für Bedürfnisse habe. Du lebst hier wie die Made im Speck, der ganze Haushalt, der Einkauf und die Kinder hängen mir am Bein, und wenn ich dafür wenigstens ein Fünkchen Aufmerksamkeit von dir möchte, muss ich mich auch noch blöd anreden lassen. Ohne dich wäre ich wirklich besser dran, dann wüsste ich wenigstens, warum sich keiner um mich kümmert. Dann bräuchte ich mich wenigstens nicht zu ärgern, dass ich dauernd allein herumhänge! Dir würde es doch gar nicht auffallen, wenn es mich nicht mehr gäbe, und du hättest endlich deine Ruhe.« Ulla rauscht wutentbrannt aus dem Wohnzimmer und Norbert fängt an, wild durch die Programme zu zappen...
     
     
    Was wirklich dahinter steckt
     
    Für eine Frau ist das Bedürfnis nach Zweisamkeit, nach Nähe und gemeinsam verbrachter Zeit ein Zeichen ihrer Liebe und Verbundenheit. Im Amerikanischen gibt es einen sehr passenden Ausdruck für Zeit, die ein Paar nicht nur miteinander, sondern füreinander verbringt: >quality time<. Für sie zeigt sich also die Intensität ihrer Liebe an der Intensität der Zeit, die sie als Paar zusammen teilen — und zwar außerhalb des Alltagstrotts, der zwangsläufig in jeder Beziehung dazugehört.
    Für einen Mann hingegen ist alles in bester Ordnung, so lange alles in geregelten Bahnen verläuft. Im Job gibt es keine Probleme, die Familie ist gesund, er ist seiner Partnerin treu, alle haben ein Dach über dem Kopf und für ein paar Extras reicht das Geld auch noch. Damit hat er seine Schuldigkeit getan, denn was mehr könnte sich seine Frau von ihm wünschen? Er zeigt seine Liebe, indem er sie und seine Kinder, so gut er kann, materiell versorgt und sich um die technischen Tücken des Haushalts und um das Auto kümmert. Was er also als besondere Leistung und damit als klaren Beleg seiner Liebe ansieht, ist für seine Partnerin nichts weiter als eine Selbstverständlichkeit. Nicht, weil sie ihn damit abwerten möchte, sondern, weil sie ganz einfach von sich ausgeht. Für eine Frau ist es die natürlichste Sache der Welt, für die Menschen, die sie liebt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun. Das genetische Versorgungs- und Pflegeprogramm läuft automatisch und die meisten Frauen glauben, dies wäre bei Männern ebenso. Ist es aber nicht. Tatsächlich wissen wir aus der Evolutionsbiologie, dass nach der Befruchtung des »Weibchens! die »Männchen« in aller Regel ihre Schuldigkeit getan haben und zu ihren Gewohnheiten als Einzelgänger zurückkehren. Deshalb können die meisten Männer Ihre Ansprüche an >quality time< gar nicht verstehen, denn durch ihre Taten beweisen sie doch ausdrücklich, dass sie Sie lieben.
    Außerdem stellt sich bei inniger Vertrautheit und langen Gesprächen ein weiteres, höchst gefährliches Problem für den Mann ein. Die Schau auf sein Innerstes, ein Terrain, auf das er sich freiwillig nur im äußersten Notfall wagt. Dort herrschen Gefühle vor, deren er sich nicht sicher ist, die er nicht immer kontrollieren kann und von deren Existenz er in vielen Fällen lieber nichts wissen will. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Also warum an Dingen rühren, die sich durch Nichtbeachtung vielleicht in Luft auflösen würden?
     
     
    Statt seine Zeit mit mir zu verbringen, tut er tausend Dinge
    Unter Männern gilt es als äußerst unhöflich, andere mit seinen Gefühlen oder gar dem eigenen Schlamassel zu belästigen. Gelten im Statusdenken des Mannes Probleme doch wie bekannt als Schwäche. Und nun soll Mann seine Gefühle oder Sorgen mit seiner Frau teilen? Denn darauf läuft es ja zwangsläufig hinaus, wenn er gemeinsame Stunden mit seiner Partnerin verbringen soll, ohne dass eine gemeinsame Tätigkeit wie Kino, Kegeln oder Segeln ansteht. Weiß er doch ganz genau, dass Frauen nicht schweigen können und ihn spätestens nach fünf Minuten Stille die absolute Horrorfrage seiner Liebsten: »An was denkst du gerade?«, ins Chaos stürzen wird. So wird er also stets versuchen, gemeinsame Zeit mit Aktionen zu füllen, während sie darauf bedacht ist, endlich einmal, frei von jeder Pflicht, ein paar gemeinsame Stunden miteinander zu verbringen, bei denen eben nicht ein detaillierter Ablaufplan eingehalten werden

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