Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
er schmiegte die Wange in ihre Hand.
„So ist es gut“, murmelte sie. „Lass dich gehen. Niemand kann ständig auf Hochtouren laufen. Nicht mal du, der Allmächtige .“
An diesem Abend, nachdem er Libby ins Bett gebracht hatte, lag Travis auf dem Sofa im dunklen Wohnzimmer. Die Klimaanlage blies ihm kalte Luft auf die nackten Beine und den bloßen Oberkörper. Endlich gestattete er sich durchzuatmen und auf Kit zu hören.
Noch vor einer Woche hätte er jeden, der ihm diese Situation prophezeit hätte, mitten ins Gesicht einen Trottel genannt. Vor weniger als achtundvierzig Stunden war er felsenfest überzeugt gewesen, alles unter Kontrolle zu haben und es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können.
Und doch war es ihm nicht gelungen, Marlene und Gary zu retten. Was sagte das letztendlich über ihn aus? Besaß er überhaupt die Kontrolle über irgendetwas? Oder bildete er sich alles ein? War alles nur ein Spiel, in dem er als Schachfigur gezogen wurde? Von wem?
In jenem Sommer in IdaBelle Falls hatte er eine starke Zugehörigkeit verspürt und sich als Teil von etwas Besonderem gefühlt. Doch das war ein vergängliches Gefühl gewesen, das nur einen allzu kurzen Sommer gegolten hatte.
Dann war er in die Realität zurückgekehrt und hatte erkannt, dass alles Gute einmal zu Ende geht. Selbst mit siebzehn hatte er gewusst, dass er seine Verantwortlichkeiten nicht einfach beiseiteschieben konnte wegen eines kitschigen Gefühls wie Liebe, falls es überhaupt das war, was er für Kit empfunden hatte.
Wenn nicht, warum hatte es dann so wehgetan, auf ihre Gesellschaft zu verzichten? Warum fühlte er sich bis zu diesem Tag schuldig, weil ihm der Mut gefehlt hatte, wenigstens einen klaren Schlussstrich zu ziehen?
Und warum befand er sich gerade jetzt, wo er sich um die neueste Fusion kümmern sollte, in so einem Abwärtssog?
Der kleinste der drei Hunde hob den Kopf von dem Teppich vor dem steinernen Kamin und winselte. Die beiden Großen schliefen weiter.
Travis hatte sie ins Haus gelassen, weil es tagsüber furchtbar heiß gewesen war. Und auch ein bisschen wegen Kits Enttäuschung darüber, was aus ihm geworden war. Deshalb wollte er ihr beweisen, dass er seine gegenwärtigen Verantwortlichkeiten ebenso erfolgreich meistern konnte wie die Leitung von Rose Industries. Und dazu gehörten jetzt eben die drei Hunde.
„Ich habe euch gar nicht wegen Kit reingelassen“, erklärte er der komischen kleinen Hündin, „sondern aus Liebe zu meiner Schwester.“
Cocoa stand auf, streckte sich, spazierte dann gemächlich zu ihm und setzte sich unter seine Hand, die vom Sofa hing.
„Sei vorsichtig!“, warnte er, während er sie hinter den Ohren kraulte. „Kit meint, dass ich deine Aufmerksamkeit nicht verdiene.“
Das Tier schien sich nicht darum zu scheren, denn es blieb bei ihm sitzen.
Was kümmert es mich denn, was Kit denkt? Und was habe ich mir bloß dabei gedacht, sie zu küssen? Offensichtlich handelte es sich um vorübergehende geistige Umnachtung. Er hatte sie im Sonnenschein vor sich stehen sehen und sich wieder wie siebzehn und glücklich gefühlt, wenn auch nur für eine kurze Zeit.
Das Telefon klingelte. Travis stöhnte, weil sich der Festnetzanschluss in der Küche befand. Am liebsten hätte er gar nicht reagiert. Da aber sein Handy verschwunden war – er hatte Lincoln oder Clara in Verdacht –, konnte es sich durchaus um einen dringenden Anruf aus der Firma handeln.
Widerstrebend stand er auf und tappte in die dunkle Küche. Lediglich schwaches Mondlicht fiel durch die offenen Gardinen. Beim siebten Klingeln nahm er den altmodischen Hörer ab und meldete sich.
„Hallo“, grüßte Kit mit sanfter Stimme.
Ihm stockte der Atem und er ärgerte sich, weil sie nach all den Jahren noch immer eine derart starke Wirkung auf ihn ausübte. „Ja?“
„Ich wollte dir bloß was sagen.“
„Ich höre.“ Er hockte sich auf einen Tritthocker. Cocoa wanderte in die Küche und benutzte seinen rechten nackten Fuß als Kissen.
„Es hat mich traurig gemacht, wie die Dinge zwischen uns gelaufen sind.“
„Mich auch.“ Er hob Cocoa hoch und drückte sie an sich. Das warme Fell fühlte sich angenehm an seiner nackten Brust an. Wohltuend wie eine flauschige Heizdecke. Tröstend wie Kits Umarmung auf dem Friedhof.
Die Umarmung war das ultimative Beruhigungsmittel für mich. Bis Levi aufgetaucht war und zum Aufbruch gedrängt hatte, damit sie nicht zu spät zum Leichenschmaus kamen.
„Außerdem möchte ich
Weitere Kostenlose Bücher