Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)

Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)

Titel: Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura marie Altom
Vom Netzwerk:
dir noch mal versichern, dass es mir leidtut“, fuhr Travis fort. „Du weißt schon, der Kuss.“ Der verrückte, wenngleich wundervolle Kuss, der so untypisch für ihn war, so unbedacht und spontan, dass es ihm beinahe wie eine übersinnliche Erfahrung vorkam.
    „Ja, ich weiß“, flüsterte sie. Ihre Stimme klang rau und verführerisch. „Aber deswegen rufe ich nicht an.“
    „Sondern?“
    „Weil Marlene mich auf ihrem Sterbebett um etwas gebeten hat. Zuerst habe ich es dem Einfluss von Schmerzmitteln zugeschoben.“
    „Und dann?“ Travis drückte Cocoa ein bisschen fester an sich, und sie schlief prompt mit dem Kopf an seiner Schulter ein. Er schloss die Augen gegen aufsteigende Tränen.
    Er wollte nicht um Marlene weinen, weil es ihm wie ein Eingeständnis ihres Todes erschien. Und dazu war er noch lange nicht bereit. Auch wenn er auf dem Friedhof die Fassung verloren hatte, hoffte er insgeheim immer noch, dass sie und Gary jede Sekunde zur Tür hereinplatzten. Dass alles nur ein abgefahrenes Spiel von ihr war, um ihn aus dem Geschäftsleben und der Stadt in ihre Kleinstadtidylle zu locken.
    Kit riss ihn abrupt aus seinen Gedanken, indem sie verkündete: „Auch wenn du mir immer wieder versicherst, dass bei dir alles in Ordnung ist, glaube ich es nicht.“
    „Du hast recht“, gestand er widerstrebend ein. „Es geht mir nicht gut.“
    „Bist du krank?“, fragte sie alarmiert.
    „Nein. Jedenfalls nicht so, wie du denkst.“
    „Hetz dich nicht so. Deine Schwester zu verlieren, muss ein gewaltiger Schock sein. Es ist erst ein paar Tage her. Du kannst nicht erwarten, dass du so schnell darüber wegkommst.“
    Er wollte entgegnen, dass er sich nicht einfach vor seinen Verantwortlichkeiten drücken konnte. Doch er zögerte. Weil bei der Beerdigung etwas Seltsames geschehen war. Er hatte erkannt, dass er fehlbar war. Dass er menschlich war. Und wie kurz das Leben war. Dass Rose Industries wie eine gut geölte Maschine auch ohne ihn wie am Schnürchen lief.
    Schließlich räumte er ein: „Ich weiß, dass ich mir Zeit zum Trauern lassen muss. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich hier für immer verkriechen und Babysitter spielen kann.“
    „Es sind erst zwei Tage, Travis. Gib dir etwas mehr Zeit und lass mich dir helfen.“
    Ihre Stimme klang samtig und wirkte wie eine Liebkosung auf ihn. Ihr Angebot war äußerst verlockend. Aber war es klug, sich ausgerechnet von ihr trösten zu lassen? Schließlich war sie verlobt. Außerdem war er trotz der Erleuchtung, was sein Schicksal anging, nicht bereit, seinen Beruf an den Nagel zu hängen und Kinderanimateur zu werden. „Ich muss jetzt auflegen“, log er. „Libby weint.“
    „Okay. Ich wollte dich nicht stören. Entschuldige.“
    „Schon gut. Danke für deinen Anruf.“
    Hastig unterbrach er die Verbindung, bevor er es sich anders überlegen konnte. Er machte sich bewusst, dass sie damals, als diese erstaunliche Beziehung zwischen ihnen bestanden hatte, noch halbe Kinder gewesen waren. Und er vermutete, dass er Kit nun als eine Art Ersatz für seine Schwester benutzte. Sie waren beste Freundinnen und sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich gewesen. Da war es ganz natürlich, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte – in Freundschaft.
    Um seine Gefühle für sie im Zaum zu halten, musste er eben ein fröhliches Gesicht aufsetzen und nicht nur ihr, sondern der ganzen Welt beweisen, dass er der Situation gewachsen war. Auch wenn er sich innerlich völlig zerrissen fühlte.

5. KAPITEL
    „Du machst das gar nicht gut“, stellte Lincoln am Montag in aller Herrgottsfrühe fest.
    „Vielen Dank“, murmelte Travis sarkastisch. Libby eine frische Windel anzulegen, kostete ihn etliche Mühe.
    Was hätte er nicht dafür gegeben, jemanden einzustellen, der die Grundversorgung des Babys übernahm, damit er selbst joggen gehen konnte! Auf diese Weise hatten seine Eltern die Kindererziehung nämlich gehandhabt, und das hatte ihm ganz und gar nicht gefallen. Wie konnte er also seiner Nichte dasselbe antun? Das konnte und wollte er keinesfalls.
    Pure Einbildung, übers Wochenende beträchtliche Fortschritte in der Säuglingspflege gemacht zu haben – trotz etlicher Büroarbeiten für die Firma und mehrerer Kurzbesuche von Beulah, die wohl eher der Inspektion als der Geselligkeit dienten.
    Offensichtlich war Lincoln da ganz anderer Meinung. Nun verkündete er: „Clara hat gestern Abend meinen Mustang verschluckt!“
    „Na ja, ihr Mund ist groß genug dafür“,

Weitere Kostenlose Bücher