Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
meinte Travis grinsend. Er hob Libby hoch in die Luft, sodass sie fröhlich krähte, und bettete sie sich dann an die Brust. „Trotzdem klingt das irgendwie ein bisschen weit hergeholt.“ Egal, ob es nun um ein Auto oder ein Pferd geht.
Der Junge rieb sich die Nase und fragte: „Was heißt das denn?“
„Dass ich glaube, dass du mir eine faustdicke Lüge auftischst.“ Travis zauste ihm das Haar. Was die Geschichte noch unglaubwürdiger machte, war die Tatsache, dass Clara gesund und munter am Esstisch saß und sich mit beiden Händen Fruit Loops in den Mund stopfte. „So ähnlich wie neulich, als du mir erzählt hast, dass sie die Tür aufgemacht und die Hunde reingelassen hat.“
Lincoln starrte auf seine Füße.
Travis zog Libby eine Strampelhose an und setzte sie in einen Hochstuhl neben Mike. „Verstehst du dich nicht mit Clara?“
„Weiß nicht. Ich kann sie bloß nicht besonders leiden. Mommy hat sie mehr lieb als mich.“
„Oh nein, das glaube ich nicht mal für eine Sekunde.“ Er drückte beiden Säuglingen einen Keks in die Hand und steckte einen gefrorenen gefüllten Toast für Lincoln in den Toaster.
„Es stimmt aber. Sie darf morgens immer länger schlafen, obwohl sie zuerst ins Bett kommt. Gestern Abend hat sie ihren Kuchen auf den Fußboden geschmissen. Ich hätte es wegmachen und ins Bett gehen müssen, aber sie hat von Mommy ein anderes Stück gekriegt.“
„Ms Marlene war meine kleine Schwester“, verkündete Travis leise, während er darauf wartete, dass der Toaster das gefüllte Brot ausspuckte.
„Sie fehlt mir, aber sie ist ja jetzt im Himmel“, stellte Lincoln lapidar fest.
Travis beneidete den Jungen einerseits um die sachliche Einstellung. Andererseits wollte er noch gar nicht wahrhaben, dass Marlene endgültig fort war.
„Guten Morgen!“ Kit segelte zur Hintertür herein. „Hattest du ein schönes Wochenende?“
„Morgen“, erwiderte Travis. Das Urteil über sein Wochenende behielt er sich derzeit noch vor. Es war ihm seltsam erschienen, ganz allein mit Libby zu sein.
„Ich war in Fayetteville. Als Brautjungfer bei der Hochzeit einer Freundin. Ich liebe Hochzeiten und konnte das bisschen Stimmungswechsel gut gebrauchen. Trotzdem tut’s mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe.“
„Schon gut.“ Es freute ihn ungemein, dass sie ihm nicht mit Absicht aus dem Weg gegangen war, wie er schon halb befürchtet hatte. „Beulah hat mehrere Stippvisiten gemacht.“
Sie zog sich die Jeansjacke aus und hängte sie an die Garderobe. „Und? Wie war es?“
„Na ja, so ähnlich wie eine Wurzelbehandlung.“
Sie grinste. „So gut?“
Clara rannte zu ihr und umarmte sie. Lincoln tat es ihr gleich.
Kit drückte beide Kinder an sich. „Ich bin beeindruckt. Du scheinst hier alles unter Kontrolle zu haben.“
Weil Candy in der vergangenen Woche gekündigt hatte, musste Travis die Morgenschicht streckenweise allein bewältigen. Überraschenderweise machte es ihm immer mehr Spaß. Nun zuckte er die Schultern und gähnte.
„Hat Libby dich nachts wach gehalten?“
„Nein, nein, die Züge.“
„Man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Zumindest hat Marlene das gesagt.“
„Hoffentlich stimmt das. Jedenfalls konnte ich nicht schlafen und hab mir deshalb die Bücher vorgenommen. Ist dir eigentlich klar, wie tief das Geschäft in den roten Zahlen steckt?“
„Alle Geschäfte arbeiten in den ersten Jahren mit Verlust, oder?“
„Wenn die Betreiber gern auf Einnahmen verzichten, dann ja.“
„Wir geben aber unser Bestes.“
„Nicht ganz.“ Er zog eine Tabelle aus der Hemdtasche, entfaltete das Blatt und deutete auf einige rot markierte Stellen. „Bei zwei Kindertagesstätten sind die Kapazitäten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Selbst bei der relativ geringen Einwohnerdichte im jeweiligen Umkreis lässt sich die Nutzerzahl durch richtige Werbung verdoppeln.“
„Werbung ist teuer.“
„Mit Verlust zu arbeiten, ist erst recht teuer.“
Kit befeuchtete einen Waschlappen und wischte den Babys die Gesichter ab. „Wenn wir mehr Nutzer hätten, müssten wir mehr Personal einstellen.“
„Ja, und? Wo liegt das Problem?“
„Wenn wir kein Geld für Werbung haben, haben wir erst recht keins für Gehälter.“
„Hast du noch nie den Spruch gehört: Man muss Geld ausgeben, um welches einzunehmen ?“ Travis trat näher zu ihr und fing den Duft ihrer Haare auf. Nach Geißblatt. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss er die Augen und fühlte sich in
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