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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgrund eines Missverständnisses fest. Als sich meine Unschuld herausstellte, wurde ich wieder auf freien Fuß gesetzt. Daher weiß ich genau, was für ein übler Ort diese Strafanstalt ist.“
    Kate stellte es sich schrecklich vor, so lange eingesperrt zu sein. Es war für sie schon schlimm genug gewesen, sich wenige Stunden lang in Serpents Gewalt zu befinden. Daher brannte sie jetzt darauf, den ihr unbekannten Jeremy Summers endlich aus seiner Gefangenschaft zu erlösen.
    Nach einer letzten Besprechung gingen sie an Bord des Dampfkutters. Benson hatte den Kessel kräftig beheizt. Die Maschine stampfte, und fetter Qualm wurde durch den hohen schlanken Eisenschornstein aufwärts gepresst. Kate schob sich ihre Schutzbrille über die Augen. James hatte ihr die Flugroute genau erklärt. Sie hielt sich zunächst mit Hilfe des Kreiselkompasses Richtung Südwesten, bis sie das große unbeleuchtete Areal des Friedhofs Père Lachaise erblickte. In den zahlreichen Wohnhäusern der Umgebung brannten bereits Lampen, und auch die elektrischen Straßenlaternen waren in Betrieb. Kate flog über den Friedhof hinweg. Sie hatte den kleinen schwenkbaren Bordscheinwerfer ihres Drehflüglers eingeschaltet. Diese Lichtquelle war nicht optimal, aber besser als nichts.
    Je näher sie dem Ziel kamen, desto unruhiger wurde Kate. Zum Glück hatte James sie darauf hingewiesen, dass La Roquette aus zwei Gefängnissen bestand. Nicht auszudenken, wenn sie ihren Befreiungsversuch in der falschen Strafanstalt gestartet hätten! Am Ende hätte es noch eine Verwechslung gegeben, und sie hätte einen echten Mörder oder Frauenschänder an Bord ihres Drehflüglers geholt!
    Das durfte auf keinen Fall geschehen. Sie konnten sich jetzt keinen Fehler leisten.
    Grand Roquette, in dem die Todeskandidaten saßen, besaß eine sechseckige Form. Kate flog nun in einer solchen Höhe, dass sie einen guten Blick auf das Gebäude hatte. Sie war nun absolut sicher, Grand Roquette vor sich zu haben. Es gab ein zweites, daran angrenzendes Gebäude, das ebenfalls aus grauen Mauern mit vergitterten Fenstern ohne Glasscheiben bestand. Aber dieser andere Bau war wesentlich kleiner. Die Konzentration trieb Kate den Schweiß auf die Stirn. Sie ließ den Kreiselkompass nicht aus den Augen. Summers sollte sich angeblich in dem Flügel aufhalten, der genau nach Westen zeigte, in der ersten Etage, hinter dem dritten Fenster von der westlichen Seite aus gesehen, das nach Süden rausging. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen.
    Die Hauptschwierigkeit bestand für Kate darin, den Dampfkutter während der Befreiungsaktion möglichst ruhig in der Luft zu halten. Sie bewegte den Drehflügler so nahe wie möglich an die dicken Gefängnismauern heran. Dabei musste sie aufpassen, dass die eisernen Rotoren nicht gegen die Granitblöcke stießen. Denn wenn das geschah, würde ihre Flugmaschine unweigerlich havarieren und abstürzen.
    Kate drehte sich um und gab Fletcher das vereinbarte Handsignal. Der Erfinder griff nun zu seinen Drähten, die ihm als Fernbedienung für die Vorrichtungen am Bug des Dampfkutters dienten.
    Als Erstes brachte Fletcher eine Art Hydraulikkralle in Stellung. Diese zangenförmige Konstruktion wurde an einem langen Metallarm Richtung Mauer bewegt. Geschickt schob der Erfinder die eisernen Greifbacken zwischen die Gitterstäbe, bis sie dort auf Widerstand trafen und einrasteten.
    Kate konnte nicht genau sehen, was geschah. Sie war vollauf damit beschäftigt, den Drehflügler nicht abstürzen zu lassen. Jede Bewegung der Greifarme wirkte sich auf die Stabilität ihres Fluggerätes aus. Aber es dauerte nur wenige Sekunden, bis ein Knacken ertönte. Es war so laut, dass es sogar den Lärm der Dampfkutter-Maschine kurzzeitig übertönte. Jedenfalls waren die Eisengitter geborsten. Fletcher zog die Hydraulikkralle zurück, wobei die Gitterstäbe aus ihrer Verankerung gerissen wurden.
    Das Fenster war offen!
    Kate hoffte nur, dass Summers genug Verstand besaß, sich schnell durch die entstandene Öffnung zu schieben. Denn natürlich war es unmöglich, dass ihr Vorhaben unbemerkt blieb.
    Die Wachtposten hätten schon taub sein müssen, um den Lärm eines unmittelbar vor der Mauer in der Luft verharrenden Drehflüglers zu überhören. Und das waren sie natürlich nicht.
    Scharfe Rufe ertönten, wenig später peitschten die ersten Schüsse. Kate bemerkte, wie eine Patrone den eisernen Rumpf ihres Dampfkutters traf und als Querschläger davonschwirrte. Die Wächter waren

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