Hohle Köpfe
eines Kerzenhügels milderte seinen Aufprall. Ein Bein gab unter dem Hauptmann nach; er fiel, rollte und blieb schließlich neben Dorfls reglosen Resten liegen.
»He, mal hierher sehen, Mister«, sagte Detritus.
Der Golem drehte sich um.
Später erinnerte sich Mumm nicht an die Einzelheiten, weil alles unerhört schnell ging. Verdrängte Luft rauschte, und der fast zwei Meter lange Stahlbolzen prallte mit einem lauten
Kloink
vom Ton ab und bohrte sich ins dicke Holz der Tür hinter dem Kommandeur.
Der Golem ging in die Hocke, und Karotte versuchte wegzukriechen.
Das Geschöpf hob die Faust und…
Mumm sah nicht einmal, wie sich Dorfls Arm bewegte, aber plötzlich war er
da
und hielt den Königsgolem am Handgelenk fest.
Die kleinen Lichtsterne in Dorfls Augen explodierten.
»Tsssss!«
Der König zuckte verblüfft zurück, doch Dorfl hielt sein Handgelenk weiter fest und zog sich auf das hoch, was von seinen Beinen übriggeblieben war. Auch seine Faust kam nach oben.
Die Zeit schien sich zu dehnen. Nichts rührte sich im ganzen Universum – Dorfls Faust war die einzige Ausnahme.
Sie schwang wie ein Planet, nicht beeindruckend schnell, aber mit unaufhaltsamer Wucht.
Und dann veränderte sich der Gesichtsausdruck des Königsgolems. Kurz bevor ihn die Faust traf, lächelte er plötzlich.
Unmittelbar im Anschluß daran explodierte sein Kopf. Mumm erinnerte sich in Zeitlupe daran: eine lange Sekunde, in der Tonbrocken flogen. Und Worte. Dutzende Papierfetzen segelten umher, landeten sanft auf dem Boden.
Langsam und friedlich fiel der weiße Golem. Das rote Glühen verblaßte, und die Risse in seinem Leib wurden breiter. Schließlich blieben nur noch… tönerne Scherben übrig.
Dorfl sank auf sie herab.
Angua und Mumm erreichten Karotte gleichzeitig.
»Er ist wieder lebendig geworden!« brachte der Hauptmann hervor und stemmte sich hoch. »Das Ding wollte mich umbringen, daraufhin wurde Dorfl wieder lebendig! Obwohl er gar keine Worte mehr im Kopf hatte! Ein Golem
braucht
Worte im Kopf!«
»Ihrem eigenen Golem haben sie zu viele gegeben«, sagte Mumm.
Er griff nach einigen Zetteln.
………Frieden und Gerechtigkeit für alle schaffen……
……weise über uns herrschen……
……uns die Freiheit lehren……
……uns führen……
Armer Kerl, dachte Mumm.
»Laßt uns nach Hause gehen«, sagte Angua. »Karottes Hand muß behandelt werden…«
»Jetzt
hört
doch mal«, sagte Karotte mit Nachdruck. »Er lebt!«
Mumm kniete neben Dorfl. Der zerbrochene Tonkopf wirkte leer wie die Schale eines verspeisten Frühstückseis. Doch in den Augen standen noch immer winzige Lichtflecken.
»Tsssss«, hauchte Dorfl so leise, daß Mumm nicht sicher war, etwas gehört zu haben.
Ein Finger kratzte über den Boden.
»Versucht er, etwas zu schreiben?« fragte Angua.
Mumm holte sein Notizbuch hervor, legte es unter Dorfls Hand und drückte ihm vorsichtig einen Stift zwischen die Finger. Aufmerksam beobachteten sie, wie Dorfl mit der mechanischen Präzision eines Golems sieben Worte schrieb.
Dann kam die Hand zur Ruhe, und der Stift rollte zur Seite. Der Rest von Licht verschwand aus Dorfls Augen.
»Meine Güte«, flüsterte Angua. »Golems
brauchen
keine Worte im Kopf…«
»Wir können ihn neu zusammenbauen«, sagte Karotte heiser. »Immerhin haben wir den Ton.«
Mumm starrte erst auf die Worte und dann auf die Reste von Dorfl.
»Herr Mumm?« fragte Karotte.
»Mach dich an die Arbeit«, sagte der Kommandeur.
Karotte blinzelte.
»Jetzt sofort«, fügte Mumm hinzu. Er blickte noch immer auf die Buchstaben in seinem Notizbuch.
Worte im Herzen können nicht weggenommen werden.
»Und wenn du ihn neu konstruierst…«, sagte er. »Wenn du ihn reparierst… Gib ihm eine Stimme. Verstanden? Und laß deine Hand behandeln.«
»Eine Stimme, Herr Kommandeur?«
»Du
hast
mich also verstanden.«
»Ja, Herr.«
»Also gut.« Mumm straffte seine Schultern. »Obergefreite Angua und ich sehen uns hier um. Ihr anderen könnt gehen.«
Er beobachtete, wie Karotte und Detritus die Reste von Dorfl forttrugen. »Na schön«, brummte er. »Wir suchen nach Arsen. Vielleicht gibt es hier separate Werkstätten. Die Giftkerzen sollten bestimmt nicht mit den anderen verwechselt werden. Grinsi weiß bestimmt, was… Wo
steckt
Korporal Kleinpo?«
»Äh… ich glaube, ich kann mich nicht mehr sehr lange festhalten…«
Sie sahen nach oben.
Gertie hing an einem der Kerzenbänder.
»Wie bist du da raufgekommen?« fragte
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