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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ratten, die übrigge-
    blieben sind. Zum Mitnehmen.« Er sah auf die Speisekarte, suchte in
    seinen Taschen und blickte fragend durch die offene Tür zu Angua.
    »Du brauchst es nicht zu kaufen .« Sie seufzte. »Es handelt sich um Beweismaterial. «
    »Wir dürfen nicht zulassen, daß ein Geschäftsmann zu Schaden
    kommt, der ein Opfer der Umstände sein könnte«, entgegnete Karotte.
    »Möchtest du Ketchup?« fragte Gimlet. »Kostet al erdings extra.«

    Der Leichenwagen rollt langsam über das Pflaster. Er sah teuer aus, aber
    das war typisch für die Unbesonnenheitsstraße. Ihre Bewohner legten
    etwas auf die hohe Kante. Mumm erinnerte sich daran. In der Unbeson-
    nenheitsstraße wurde immer viel gespart. Man legte das Geld für die Not
    zurück, selbst wenn man bereits Not litt. Und man starb vor Scham,
    wenn die anderen Leute glaubten, daß man sich nur ein billiges Begräb-
    nis leisten konnte.
    Sechs in schwarz gekleidete Trauernde schritten hinter dem Wagen,
    begleitet von einigen Personen, die wenigstens versucht hatten, anständig
    auszusehen.
    Mumm folgte dem Trauerzug in einigem Abstand bis zum Friedhof
    hinter dem Tempel der Geringen Götter. Dort wartete er vol er Unbeha-
    gen zwischen den Grabsteinen und ernst anmutenden Bäumen, während
    der Priester predigte.
    Die Götter hatten die Bewohner der Unbesonnenheitsstraße arm, ehr-
    lich und vorausschauend gemacht. Sie hätten ihnen auch Schilder mit der
    Aufschrift »Tritt mich in den Hintern« um den Hals hängen können. Die
    Bewohner der Unbesonnenheitsstraße waren religiös, zumindest auf eine
    unauffällige Art. Sie investierten etwas von ihrer Existenz in der Hoff-
    nung, das Leben in Armut für alle Ewigkeit fortzusetzen.
    Schließlich wandten sich die Trauernden von den Gräbern ab und
    wanderten ziel os herum.
    Mumm bemerkte eine tränenüberströmte junge Frau in der Haupt-
    gruppe und näherte sich vorsichtig. »Äh… Mildred Leicht?« fragte er.
    Sie nickte. »Wer bist du?« Sie bemerkte den Schnitt seiner Jacke und
    fügte hinzu: »Herr?«
    Mumm nahm die junge Frau taktvoll beiseite. »Habt ihr Frau Leicht
    beerdigt, die alte Schneiderin?«
    »Ja.«
    »Und der… kleine Sarg?«
    »Unser Willibald…«
    Erneut rannen Tränen über Fräulein Leichts Wangen.
    »Kann ich dich kurz sprechen?« fragte Mumm. »Viel eicht kannst du
    mir über ein oder zwei Dinge Auskunft geben.«
    Mumm verabscheute seine eigene Denkweise. Ein normaler Mensch
    hätte in dieser Situation Respekt gezeigt und wäre stumm fortgegangen.
    Doch als er nun zwischen den kalten Grabsteinen stand, erfaßte ihn ein
    schrecklicher Verdacht. Er ahnte, daß die Antworten bereits existierten;
    sie warteten nur noch darauf, daß er die richtigen Fragen stellte.
    Die junge Frau blickte zu den anderen Trauernden. Sie hatten inzwi-
    schen das Friedhofstor erreicht und blickten neugierig zurück.
    »Äh…«, sagte Mumm. »Ich weiß, dies ist kein geeigneter Zeitpunkt,
    aber… Wenn die Kinder auf der Straße Himmel-und-Höl e spielen, was
    singen sie dabei? ›Salz, Senf, Essig, Pfeffer‹, nicht wahr?«
    Das Dienstmädchen musterte sein besorgtes Lächeln. »Das stammt
    vom Seilhüpfen«, erwiderte sie kühl. »Beim Himmel-und-Höl e-Spiel
    singen die Kinder ›Billy Bonkers ist ein Blödmann‹. Wer bist du?«
    »Ich bin Kommandeur Mumm von der Stadtwache.« Waldemar
    Schlappi lebte also noch immer in dieser Straße, wenn auch in anderer
    Gestalt und mit anderem Namen. Und Altes Steingesicht war einfach
    jemand, den man auf dem Scheiterhaufen verbrannte…
    Die junge Frau schluchzte plötzlich.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Mumm in möglichst tröstendem Tonfal .
    »Ich bin in der Unbesonnenheitsstraße aufgewachsen, und deshalb… Ich
    meine, ich bin gekommen, um… Ich habe keineswegs die Absicht…
    Hör mal, ich weiß, daß du Speisen aus dem Palast mitgenommen hast.
    Mich stört das nicht. Es liegt mir fern, dich deswegen… Ach, verdammt,
    möchtest du vielleicht mein Taschentuch? Ich glaube, deins ist inzwi-
    schen voll.«
    »Al e machen es!«
    »Ich weiß.«
    »Und der Koch sagt nie etwas…« Weitere Tränen strömten.
    »Ja, ja.«
    »Jeder nimmt ein paar Dinge mit«, gestand Mildred Leicht. »Das ist
    kein Stehlen .«
    Doch, genau das ist es, dachte Mumm. Aber mich kümmert’s nicht.
    Und nun… Er hatte das Gefühl, als nähme er einen langen Kupferstab
    und ginge damit den Hang des nächsten Hügels hinauf, während sich am
    Himmel dunkle Gewitterwolken

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