Holly und der Playboy-Prinz
„Wir hätten sie zu Ihnen bringen können.“
„So lange wollte ich nicht warten“, knurrte Casper. In den vergangenen paar Stunden hatte er entdeckt, dass er doch noch zu Gefühlen fähig war. Zu rasender Wut nämlich. Wut auf sie, aber größtenteils auf sich selbst, weil er zugelassen hatte, in eine solche Situation zu kommen.
Was war aus seiner Fähigkeit geworden, Risiken richtig einzuschätzen? Seit wann veranlasste ihn ein hübscher Frauenkörper, jegliche Vernunft und Vorsicht über Bord zu werfen? Schließlich warben hübsche Frauen um ihn, seit er angefangen hatte, sich zu rasieren.
Diese Holly hatte ihm eine Falle gestellt, und er war blindlings hineingetappt.
„Ich weiß, dass sie da ist. Brecht die Tür auf.“
Bevor sein Sicherheitsteam zur Tat schreiten konnte, wurde die Tür geöffnet. Sie stand auf der Schwelle und schaute ihn an.
Caspers Wut verflüchtigte sich, er verlor sich in ihren faszinierenden grünen Augen.
Holly.
Jetzt kannte er ihren Namen.
Sie trug ein übergroßes rosa T-Shirt. Ein aufgestickter Eisbär zierte die Vorderseite. Das Haar fiel ihr lose über die Schultern, und sie war barfuß. Offensichtlich hatte er sie aus dem Bett geholt.
Nun betrachtete sie ihn mit funkelnden Augen, als freue sie sich aufrichtig, ihn zu sehen. „Euer Hoheit?“
Sie wirkte so jung, frisch und naiv. Wieder fragte Casper sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, sich mit einer Frau wie ihr einzulassen.
Und dann lächelte sie. Für ein paar Sekunden vergaß er alles um sich herum, nur die Erinnerung, wie sie ihre Beine um seine Hüften schlang, wurde mit einem Mal in seinem Kopf lebendig. Casper drängte die plötzlich aufsteigende Lust beiseite. Niemals zuvor hatte er Verlangen nach einer Frau verspürt, die ein Kinder-T-Shirt trug!
Die ganze Situation verlief nicht nach Plan.
„Wie ich sehe, hast du dir nicht die Mühe gemacht, dich für meinen Besuch anzukleiden.“ Er ignorierte den aufflackernden Schmerz in ihren Augen und schlenderte, ohne auf eine Einladung zu warten, in die kleine Wohnung. Das Sicherheitsteam vor der Tür würde dafür sorgen, dass sie nicht gestört wurden.
„Offensichtlich hatte ich keine Ahnung, dass du kommst.“ Verlegten zupfte sie am Zaum des T-Shirts. „Seit unserer letzten Begegnung sind zwei Wochen vergangen.“
Casper ließ seinen Blick durch das Apartment schweifen. Auf dem Sofa lag ein zerwühlter Schlafsack. Hier hatte sie sich also die ganze Zeit über versteckt! „Ich besitze einen Abschluss in Mathematik. Ich weiß genau, wie lange es her ist.“
Bewundernd weiteten sich ihre Augen. „Du bist gut in Mathe? Ich habe Menschen immer beneidet, die mit Zahlen umgehen können. Mein Ding war das nämlich nicht.“ Ihre Wangen röteten sich. „Aber ich hatte ganz gute Noten in Englisch. Ich glaube, ich bin eher der kreative Typ.“
Wieso sich das Gespräch jetzt um Schulnoten drehte, überstieg Caspers Fassungsvermögen. Er zwang sich, an den eigentlichen Grund seines Kommens zu denken. „Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was du getan hast?“
Holly biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Dann schaute sie ihn wieder an. „Du sprichst von der Tatsache, dass ich dich vor dem Fenster geküsst habe, nicht wahr? Vielleicht ist es Zeitverschwendung, dir das zu sagen, aber es tut mir wirklich leid. Ich wusste nicht, dass ich damit so viel Ärger verursachen würde. Ich bin den Umgang mit der Presse nicht gewöhnt. Ich weiß nicht, wie Journalisten arbeiten.“
„Aber du lernst schnell.“ Ihr Versuch, unschuldig zu wirken, fachte nur seine Wut aufs Neue an. Er hätte mehr Respekt vor ihr gehabt, wenn sie ihre Fehler einfach eingestanden hätte.
Doch das Geständnis blieb aus. Stattdessen lächelte sie zaghaft. „Es wundert mich, wie hartnäckig sie sind. Steht in der Zeitung, die du mitgebracht hast, eine weitere Geschichte? Ich verstehe nicht, wie du das aushältst. Gewöhnt man sich irgendwann daran?“
Ihre Freundlichkeit traf ihn ebenso unerwartet, wie sie ihm unangemessen erschien. Casper fragte sich, worauf sie hinaus wollte. Glaubte sie wirklich, sie könne nach allem, was passiert war, völlig normal mit ihm plaudern?
Ohne die Zeitung aus den Händen zu legen, schlenderte er zum Fenster hinüber und blickte auf die Straße hinunter. Wie viel Zeit blieb ihm noch? Eigentlich hätte die Pressemeute sie längst entdecken müssen. „Ich habe Leute losgeschickt, dich zu suchen.“
„Wirklich?“ Ihre Miene hellte sich
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