Hollys Weihnachtszauber
ich nur ein unwirsches Knurren als Antwort.
Ich las ein bisschen weiter und erfuhr, wie sie neue Freundschaften geschlossen und sich eingewöhnt hatte, war aber viel zu müde, um die Augen noch lange offen zu halten, außerdem hätte ich über Weihnachten jede Menge Zeit, die Tagebücher zu lesen – ich würde einfach den ganzen Koffer mitnehmen, um die Papiere durchzusehen.
Früh am nächsten Morgen packte ich den Blechkoffer in meinen Wagen, zusammen mit all den anderen Sachen, die ich zu meinen Aufträgen normalerweise mitnehme – Kartons mit Kräutern, Gewürzen und anderen wichtigen Zutaten, Vorräte an Grundnahrungsmitteln, eine Kühltasche für verderbliche Lebensmittel, unverzichtbare Utensilien, Kochbücher, Laptop, Notizen für das Kochbuch mit Partyrezepten und mein Transistorradio … Das Auto war schon ziemlich voll, als ich noch einen Koffer, eine Reisetasche und meine Gummistiefel dazupackte.
Laura, die sich mit meiner Entscheidung inzwischen abgefunden hatte, war hergefahren, um mir mein Weihnachtsgeschenk zu überreichen (sie ist der einzige Mensch, der mir überhaupt eines macht). Im Gegenzug überreichte ich ihr eine Tüte mit kleinen Geschenken für die Familie, einige davon selbst gemacht und essbar.
Außerdem erteilte sie mir die strenge Anweisung, sie täglich anzurufen. »Du musst mir alles genau erzählen! Old Place klingt ja irgendwie schrecklich schnieke, und von dem Dorf habe ich überhaupt noch nie gehört – wie hieß es gleich?«
»Little Mumming, so wie ›kleiner Mummenschanz‹. Es liegt offenbar nicht weit von Great Mumming. Ich hatte auch nie davon gehört, aber ich habe es auf der Karte gefunden.«
»Das ging ja nun insgesamt ganz schön plötzlich – bist du sicher, dass du alles hast, was du brauchst?«
»Ja, ich denke schon – das meiste war noch eingepackt und reisefertig. Dazu nehme ich Gummistiefel, Jeans und Anorak für Hundespaziergänge mit …«
»Und ein schickes Kleid, für den Fall, dass die Gattin des dortigen Landedelmanns ihre Visitenkarte hinterlässt und du den Besuch erwidern musst?«
»Ich glaube, du liest zu viel Jane Austen«, sagte ich streng. »Außerdem nehme ich an, dass wahrscheinlich dieser Mr Martland mehr oder weniger die Rolle des örtlichen Landedelmanns innehat, und unter diesen Umständen wird er seine Gattin, sofern es eine gibt, vermutlich mit auf die Reise genommen haben.«
»Es sei denn, sie darbt in Blaubarts Kammer unterm Dach?«
»Vielen Dank, dass du mich an dieser nervenzermürbenden Vorstellung teilhaben lässt.«
»Gern geschehen. Aber so groß kann das Herrenhaus ja wohl gar nicht sein? Sonst gäbe es doch Personal, das dort wohnt.«
»Heutzutage nicht unbedingt«, sagte ich mit Rückblick auf meine langjährige Erfahrung als Köchin bei Hausgesellschaften, wo »Personal vor Ort« manches Mal nur aus mir selbst und dem Kindermädchen bestanden hatte. »Ellen erwähnte eine Putzfrau, die täglich kommt. Allerdings ist das Anwesen so groß, dass es ein Torhaus oder Pförtnerhaus gibt, denn dort wohnt der ältere Onkel des Eigentümers mit seiner Frau, und ich soll auf dem Weg zum Haus die Schlüssel dort abholen.«
»Ich sehe schon, du brennst darauf dort hinzufahren, aber trotzdem gefällt mir die Vorstellung nicht, dass du über Weihnachten ganz alleine in einem einsam gelegenen Landsitz festhockst«, sagte Laura. »Hast du dein Handy mit Aufladegerät dabei und genug zu essen und zu trinken, falls das nächste Geschäft meilenweit weg ist? Der Wetterbericht kündigt für nächste Woche nämlich einen Kälteeinbruch an, und weiße Weihnachten werden immer wahrscheinlicher.«
»Ach, komm schon, Laura, diese langfristigen Vorhersagen treffen doch kaum jemals zu. Und außerdem, wie oft schneit es bei uns denn schon, gerade zu Weihnachten?«
»Aber in East Lancashire, hoch oben im Moor, sieht das wahrscheinlich anders aus.«
»Vielleicht ist das Wetter ein bisschen rauer dort, aber an diesen Schnee glaube ich erst, wenn ich ihn sehe. Außerdem sagte Ellen, dass Jim und Mo mir all ihre Lebensmittel dagelassen haben, sie brauchen sie ja nicht mehr – sie sind nur kurz nach Hause gefahren, um ein paar Kleider in einen Koffer zu stopfen und ihre Reisepässe zu holen, und dann nach Dubai geflogen. Selbst wenn ich eingeschneit werde, würde ich es kaum schaffen, über Weihnachten einen ganzen Truthahn samt traditioneller Beilagen aufzuessen.«
Ich umarmte sie – allerdings vorsichtig wegen ihres stark gewölbten
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