Hollys Weihnachtszauber
der Mahlzeit öffnete Jude eine Flasche Champagner, und alle erhoben ihre Gläser auf meine Kochkünste, was mich sehr freute. Dann brachte er einen zweiten Trinkspruch zur Feier von Noels Geburtstag aus.
»Und auch auf Holly«, sagte Noel und hob sein Glas in meine Richtung, »wir haben beide am gleichen Tag Geburtstag.«
Dann zogen sich alle mit vollen Bäuchen ins Wohnzimmer zurück, zuvor halfen mir Jude, Jess und Michael noch, den Tisch abzuräumen.
Ich stopfte die Spülmaschine so voll wie nur möglich, und nachdem ich ein Stückchen Truthahn in Merlins Napf geschmuggelt und ihm auf seinen borstigen grauen Kopf einen weihnachtlichen Kuss gegeben hatte, gesellte ich mich zu den anderen.
Old Nan und Tilda waren an beiden Enden des großen Sofas mit hochgelegten Füßen eingeschlafen, und Noel ruhte auf dem kleineren. Die restliche Runde jedoch spielte an einem der Tische Monopoly, sogar Coco, die allerdings in einem fort ohne besonderen Grund in Lachen ausbrach und erklärte, sie würde nur pinkfarbene Immobilien kaufen.
Ich schlenderte zu dem Puzzle hinüber (die Dinger reizen mich, bis sie fertig sind, weil ich gern alles ordentlich und am rechten Platz habe) und entdeckte sofort, dass ein Teil verkehrt herum lag. Nachdem ich das berichtigt hatte, vervollständigte ich nach genauer Betrachtung der Abbildung auf der Schachtel eine ganze Ecke des Himmels.
Auch im richtigen Leben hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es sich immer auszahlt, die Verpackung eingehend zu studieren.
Kapitel 28
Weihnachtsgeschenk
Letztendlich musste ich der unausweichlichen Wahrheit ins Gesicht sehen, dass mein Geliebter mich verlassen hatte. Da half alles nichts: Voller Verzweiflung fuhr ich nach Hause und erzählte meinen Eltern von meiner Notlage. Die Szene, die daraufhin folgte, war sehr viel schlimmer als alles, was ich mir je hätte vorstellen können.
Mai 1945
Liam erschien pflichtgemäß im großen Land Rover mit Schneeketten an den Rädern, um die Gäste nach Hause zu bringen. Beide hatten Proviantpakete mit Kuchen, Wurstbrötchen und Truthahn-Sandwiches dabei, von denen sie zehren konnten, wenn die Sättigung durch das Festessen nachließ, auch wenn ich selbst mich fühlte wie eine Python, die eine Ziege verschlungen hatte und einen Monat lang nichts mehr zu essen brauchte.
Ich gab Liam ein weiteres, rasch zusammengestelltes Marmeladenglas voller Süßigkeiten als Gegengeschenk für seinen Vater mit, hatte jedoch auch für ihn ein Präsent zur Hand, damit die Geste nicht allzu auffallend wirkte – ich fühlte mich geschmeichelt, war allerdings auf der Hut! Da ich meinen Süßigkeitenvorrat nun aufgebraucht hatte, bekam Liam die Gummibärchen (meine große Schwäche), die ich für mich selbst gekauft hatte.
»Könnte ich bis zum Torhaus bei dir mitfahren?«, fragte ich. »Dort habe ich Handyempfang, und ich möchte meine Freundin anrufen, um ihr frohe Weihnachten zu wünschen. Zurück laufe ich allerdings, ich brauche Bewegung.«
»Es wird bald dunkel«, warnte Guy.
»Ich werde mich auf dem Rückweg ja wohl kaum verlaufen, oder? Und als Begleitung nehme ich Merlin mit, wenn du nichts dagegen hast, Liam? Ich bleibe nicht lange fort.«
»Wir versorgen die Pferde, während du unterwegs bist«, sagte Becca, »nicht wahr, Jess?«
»Das kann auch ich übernehmen, Becca, wenn du dich ausruhen möchtest?«, bot Jude an.
»Nein, ist schon gut – du kannst es morgen früh machen, damit wir beide mal ausschlafen!«
»Ich gebe dir den Schlüssel fürs Torhaus mit, wenn du bitte nur kurz nachsehen könntest, ob alles in Ordnung ist?«, fragte Noel.
»Natürlich, und wenn ich schon mal dort bin, könnte ich nicht auch ein oder zwei Dinge, die uns hier zur Neige gehen, aus der Küche mitbringen?« Mir war nicht ganz klar, was seiner Vorstellung nach im Torhaus nicht in Ordnung sein sollte, außer dass eine Wasserleitung geplatzt wäre oder Yeti, der Schneemensch, sich dort eingenistet hätte … was nicht zu erwarten war, denn der hauste ja schon hier in Old Place!
Und als mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, begegnete mein Blick Judes dunklen Augen, die irritierenderweise unter seiner gerunzelten Stirn wieder nachdenklich auf mich geheftet waren. Vielleicht argwöhnte er, ich könnte während meines Aufenthaltes im Torhaus dort nach dem Familiensilber stöbern?
Ich zog anstelle des warmen Kapuzenanoraks, der mir lieber gewesen wäre, meinen langen Wintermantel an: einer der Nachteile, wenn man im Winter ein
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