Hollys Weihnachtszauber
den Hund kam …
Es war merkwürdig, als wir nur zu dritt an dem großen Tisch in der Küche zu Mittag aßen, und ich glaube, Michael kam sich ein bisschen wie der Anstandswauwau vor, obwohl ich über seine Anwesenheit froh war – auch Jude hatte offenbar nichts dagegen! Ganz im Gegenteil wirkte er erstaunlich vergnügt, vielleicht war er im Grunde lieber allein und konnte es jetzt kaum erwarten, das Anwesen wieder für sich zu haben?
»Michael, könntest du Holly heute Nachmittag im Auto zu den Revels mit hinunternehmen?«, fragte Jude. »Ich muss nämlich schon früher los, um mich fertig zu machen, und Edwina fährt Noel, Tilda und Jess dorthin.«
»Wenn du auch Platz für diesen riesigen Korb mit Gebäck hättest?«, fragte ich. »Ansonsten nehme ich meinen Wagen.«
»Kein Problem: Der kann auf den Rücksitz«, meinte er. »Meine Taschen passen alle in den Kofferraum.«
»Und was ist mit Merlin? Ich nehme an, er bleibt hier?«, fragte ich Jude.
»Ja, der ganze Lärm wäre nichts für ihn.«
Nach dem Lunch verschwand er, kam später allerdings mit einem Arm voll Mummenschanz-Kostümen vom Speicher, die er behutsam in seinem Land Rover verstaute, und fuhr dann mit einem beiläufigen »Bis später, ihr beiden!« davon.
Er war wohl in Gedanken woanders: Doch wie ich längst bemerkt hatte, war das bei Jude nichts Ungewöhnliches.
Zur Feier des Tages zog ich mein rotes Kleid, Stiefel und den langen Wintermantel an, dazu den hellgrünen Schal, den Laura mir geschenkt hatte … Wenn wir früh genug ins Dorf kamen, hoffte ich sehr auf eine Gelegenheit, mich davonzuschleichen und sie anzurufen, denn ich musste wirklich dringend mit ihr sprechen!
Als ich den großen Korb mit Revel-Cakes ins Nebenzimmer des Auld Christmas trug, saßen Tilda, Noel, Becca und Old Nan bereits dort vor dem Kaminfeuer, von dem üblichen Einwohner war jedoch nichts zu sehen. Wahrscheinlich war er gerade unterwegs, um sein Kostüm anzulegen.
»Wo ist Jess?«, fragte ich.
»Nans Fernsichtbrille holen gegangen, die sie vergessen hat«, erklärte Tilda. »Und Edwina ist zu Oriel hinüber – die beiden sind alte Freundinnen, aber sie kommt rechtzeitig zurück, bevor es anfängt. Wir alten Leute bekommen warm eingemummelt draußen Sitzplätze, wisst ihr.«
»Ich hatte mich schon gefragt, für wen die Stühle sind«, meinte Michael.
»Ich mag nicht im Publikum sitzen: Ich wünschte, ich könnte immer noch mitmachen«, meinte Noel wehmütig.
»Ich fühle mich auch ein bisschen ausgeschlossen«, pflichtete Michael ihm bei, »aber das ist wahrscheinlich der Schauspieler in mir!«
Nancy sammelte allerhand Zutaten um das große Fass, in dem sie vorhatte, den Wassail anzurühren, und ich ging nachsehen, was sie hineintat.
»Ich habe einen zweiten Topf mit fertiger Mischung in der Küche«, erklärte sie mir. »Am besten, man ist rechtzeitig vorbereitet.«
»Ja, auch im wirklichen Leben ist das grundsätzlich ein guter Plan«, sagte ich, doch je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger fühlte ich mich darauf vorbereitet, die Nacht in Old Place allein mit Jude Martland zu verbringen!
»Das Ding ist wärmeisoliert«, sagte sie und klopfte mit einem Holzlöffel von der Größe eines Paddels an die Seitenwand des enormen Bottichs. »Früher wurde der Wassail warmgehalten, indem man rot glühende Schürhaken hineingesteckt hat, aber die Zeiten haben sich geändert, und so ist es viel einfacher.«
»Es riecht nach einer reichlich berauschenden Mischung – was ist da drin?«
»Ale, trüber Apfelsaft, ein oder zwei Bratäpfel, Zimt und Muskatnuss … ein Baby könnte davon trinken«, versicherte sie mir. »Aber es hält alle warm und verleiht ihnen Ausdauer.«
»Ausdauer?«
»Ja, fürs Tanzen.«
»Aha …«, sagte ich und fand, dass der Trank ziemlich harmlos klang. »Also, ich geh mal eben für ein paar Minuten zur Kirche hinüber – ich will eine Freundin anrufen, und im Portal hat man guten Empfang.«
»Ich hätte dir die Scheune empfohlen, dort kriegt man auch ein recht deutliches Signal, aber da ziehen gerade alle ihre Kostüme an. Ich hoffe, sie haben auch daran gedacht, die Kränze zu machen: Ich frage mich, ob du dieses Jahr wohl einen bekommst?« Nachdenklich sah sie mich an.
Was für Kränze?, überlegte ich, als ich zu der kleinen Kirche hinübersauste, Lauras Nummer wählte und verzweifelt hoffte, sie würde abnehmen. Als sie es tat, ließ ich sie kaum zu Wort kommen, bevor ich mit der Nachricht meiner jüngsten
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