Hollys Weihnachtszauber
wieder sicher anlegte, was bei Lady ganz einfach ging, bei einem weniger kooperativen Pferd konnte ich es mir jedoch als überaus schwierig vorstellen!
»Jude liebt Pferde, und an Lady hängt er ganz besonders«, sagte sie. »Sie hat seiner Mutter gehört, weißt du, von daher ist klar, dass sie ihm am Herzen liegt. Aber natürlich kannst du mich anrufen, wenn dir irgendetwas Kopfzerbrechen bereitet, ich lass dir meine Telefonnummer da. Man kommt allerdings nicht immer durch, denn die Leitungen hängen zwischen den Masten wie schlappe Spaghetti, und ein ordentlicher Windstoß kann die Verbindung nach Old Place für eine Woche oder länger unterbrechen.«
Sie sagte das, als wäre es die normalste Sache der Welt.
»Könnten die Leitungen nicht repariert werden?« Wenn ich hier wohnte, würde ich aber garantiert innerhalb kürzester Zeit dafür sorgen!
»Offenbar müssten sämtliche Masten ersetzt werden, und früher oder später wird man das auch in Angriff nehmen, aber bis man nach Great Mumming kommt, gibt es an dieser Straße nur Old Place und die Hill Farm, von daher steht dieser Punkt bei der Bereitstellung finanzieller Mittel auf der Dringlichkeitsliste nicht sonderlich weit oben.«
»Oh ja, die Farm habe ich gesehen, als ich mit Merlin heute Morgen zu dem roten Pferd hinaufgegangen bin, und mir ist aufgefallen, dass der Wegweiser an der Hauptstraße in zwei Richtungen nach Great Mumming zeigt, die Landstraße geht also nach der Hill Farm wohl noch weiter?«
»Das stimmt, aber hinter der Farm ist die Straße nicht viel mehr als ein Feldweg mit Asphalt drauf, der seitlich um den Snowehill herumführt – ein bisschen Glatteis, und du denkst nicht einmal mehr daran, es zu versuchen«, sagte sie und lachte dann laut auf. »Eines dieser Satelliten-Navis schickt immer wieder Autofahrer hier hoch, als ob es eine Abkürzung zur Schnellstraße wäre – die könnte es ja auch sein, aber nur im Vogelflug, nicht mit dem Auto!«
Billys klagendes Protestgemecker schwoll zu einem Crescendo an. Wir ließen Lady auf die Koppel hinaus, und er folgte ihr, wobei er seinen Kopf immer wieder gegen ihre Beine stieß.
Becca hob eine Mistgabel auf. »Komm schon – jetzt helfe ich dir beim Ausmisten. Du holst die Schubkarre.«
Sie musste Anfang siebzig sein, mindestens, aber sie schwang die Mistgabel noch immer mit enormem Schwung und erteilte mir eine überaus nützliche Unterrichtsstunde. Unter ihrer Anleitung karrte ich die gebrauchte Streu zum Misthaufen hinüber, breitete dann eine dicke Lage sauberes Stroh in der Stallbox aus, das an den Wänden und um den ausgewaschenen und gefüllten Eimer etwas höher aufgeschüttet wurde.
»Du brauchst das nicht wirklich jeden Tag zu machen – nimm nur den Dung weg und leg ein bisschen frisches Stroh nach, solange es nicht allzu schlimm ist.«
»Wie kalt muss es werden, bis ich sie tagsüber drinnen lasse?«
»Ach, sie kann sogar raus, wenn es schneit, nur musst du ihr dann vielleicht eine zweite Decke anlegen«, meinte sie unbekümmert.
»Alles klar …« Jude Martland und seine Tante schienen im Hinblick auf Ladys Empfindlichkeit wohl unterschiedliche Ansichten zu haben!
Als wir mit Ausmisten fertig waren, war mir glühend heiß, und wahrscheinlich stiegen in der kühlen Luft genauso wie von dem aufgefüllten Misthaufen leichte Dampfschwaden von mir auf.
»Na bitte – alles tipptopp und bereit, sie zu Einbruch der Dunkelheit hereinzubringen. Hast du ihren warmen Brei gestern Abend gut hinbekommen?«
»Oh ja, ich brauchte ja nur das Rezept zu befolgen. Und vielen Dank, dass du mir gezeigt hast, was man machen muss, das war eine unschätzbare Hilfe«, antwortete ich dankbar.
»Ich schau besser in ein oder zwei Tagen wieder vorbei und gebe dir noch ein paar Tipps«, schlug sie vor.
»Das wäre toll, wenn du die Zeit erübrigen kannst.«
»Noel sagt, du bist aus West Lancashire, in der Nähe von Ormskirk? Was schießt ihr da drüben?«
»Schießen? Ich schieße überhaupt nichts!«
»Schade – hier oben gibt es auch nicht sonderlich viel, außer ab und zu mal ein Kaninchen oder eine Taube«, meinte sie bedauernd, »aber du findest ein paar davon und auch einige Fasane und Ähnliches in einer der Tiefkühltruhen.«
Auch wenn ich im Lauf der Jahre für Gesellschaften schon ungeheure Mengen an Wild zubereitet habe, finde ich es abscheulich, nur zum Vergnügen ein Lebewesen zu töten – aber wenn ich arbeite, koche ich nur und äußere keine persönlichen
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