Hollys Weihnachtszauber
Weihnachtstag mit uns verbringen?«, schlug sie vor. »Wir gehen zum Dinner zu Mum und Dad hinüber, und Mum klagt ohnehin immer, dass sie dich kaum noch zu sehen bekommt.«
»Oh nein, auf gar keinen Fall!«, sagte ich mehr überstürzt als taktvoll.
»Allemal besser, als allein zu Hause zu bleiben – außerdem habe ich gerade meinen Cousin Sam zu Besuch eingeladen. Seine Scheidung ist inzwischen rechtskräftig, und er hängt ziemlich in der Luft. Ihr habt euch doch richtig gut verstanden, als ihr euch im Sommer kennengelernt habt und miteinander ausgegangen seid.«
»Laura, das war kein Rendezvous, wir wollten bloß beide den gleichen Kinofilm sehen. Außerdem ist er mindestens einen Kopf kleiner als ich.«
»Stark übertrieben – höchstens ein paar Zentimeter! Jedenfalls hat er gesagt, er mag Frauen, die ihren eigenen Kopf haben, und die Art, wie du dein Haar trägst, erinnert ihn an Nofretete.«
»Tatsächlich?«, fragte ich zweifelnd. Meine Haare sind schwarz, füllig und glatt, und ich trage sie in einer Art langem, weichem Bob, der sich seitlich flügelartig nach außen wölbt. »Wahrscheinlich wollte er einfach nur etwas Nettes sagen. Nicht viele Männer gehen gern mit einer Frau aus, die größer ist als sie selbst.«
»Wollen würden sie vielleicht schon, du gibst ihnen bloß keine Gelegenheit dazu, Holly!«
»Hat gar keinen Zweck: Ich hatte den Richtigen schon gefunden, und an zweiter Wahl bin ich nicht interessiert.« Auch Alan hatte mich schön gefunden, wenngleich es mir nach all den Schulhänseleien wegen meiner Größe und meiner total unmodischen Kleidung anfangs schwergefallen war, ihm zu glauben …
»Es muss keine zweite Wahl sein – ich weiß, Alan und du, ihr habt einander geliebt, aber kein Mensch würde dir einen Vorwurf machen, wenn du dich jetzt in einen anderen verliebst, am allerwenigsten ich. Alan wäre der Letzte, der wollte, dass du ihn ewig betrauerst.«
»Ich trauere nicht mehr, ich habe mich weiterentwickelt. Es ist …« Ich stockte und versuchte meine Gefühle in Worte zu fassen. »Aber das, was wir hatten, war so vollkommen, dass es etwas Vergleichbares ganz gewiss nicht gibt.«
»War es denn wirklich so vollkommen? Ist eine Ehe das jemals?«, fragte sie. »Und hast du schon mal daran gedacht, dass ihr noch gar nicht lange genug verheiratet wart, bis der Lack abblättert?«
Verdutzt sah ich sie an. »Wie meinst du das?«
»Nun, ihr wart zwar sehr glücklich, aber selbst die besten Beziehungen verändern sich im Lauf der Zeit. Die kleinen Eigenheiten des anderen fangen an, einem auf die Nerven zu gehen, und man muss lernen, sowohl zu geben wie zu nehmen. Alan war nicht perfekt, und du bist es auch nicht, keiner von uns. Nimm Dan und mich zum Beispiel. Er kann nicht verstehen, wieso ich sechsundvierzig Paar Schuhe brauche, und mich regt es auf, dass ich in seinem Leben erst an zweiter Stelle nach Rugby komme – trotzdem lieben wir uns nach wie vor.«
»Abgesehen von unserer Arbeit war das Laufen das Einzige, was Alan und ich nicht miteinander geteilt haben – alles andere haben wir gemeinsam getan.«
»Letztendlich aber wäre das dem einen oder anderen von euch beiden vielleicht doch ein bisschen zu eng geworden. Auch war Alan ein Träumer – und er hat vom Schreiben geträumt. Das hättet ihr nicht zusammen machen können.«
»Nun, ich habe ihn nicht davon abgehalten«, wehrte ich ab. »Stattdessen habe ich ihn dazu ermutigt, auch wenn das Unterrichten einen Großteil seiner Zeit und Energie beansprucht hat. Außerdem war ich dabei, ein Party-Kochbuch zu schreiben, sodass wir in gewisser Weise auch dieses Interesse gemeinsam hatten.«
»Ach ja – das Kochbuch hatte ich schon ganz vergessen. Du hast schon seit Ewigkeiten nicht mehr davon gesprochen.«
»Es ist beinahe fertig, ich muss nur noch ein Kapitel fertigstellen.«
Darin sollte es um das Catering einer Hausgesellschaft zu Weihnachten gehen, und das hatte ich bislang vor mir hergeschoben.
»Mir ist schon klar, Laura, dass unsere Beziehung sich verändert hätte, wenn wir Kinder bekommen hätten, aber das hatten wir alles bedacht. Jetzt wünschte ich allerdings, wir hätten nicht so lange gewartet.«
»Na bitte, da siehst du es«, sagte sie triumphierend, »wenn du einen anderen findest, ist es nicht zu spät, eine Familie zu gründen – sieh mich an!«
»Komisch, genau darüber habe ich in Devon nachgedacht, und ich habe beschlossen, dass ich zwar keinen neuen Mann, aber doch ein Baby
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