Hollywood
Hühner mehr von den Bauern.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, sagte Marta. »Der Umsatz ist bisher noch jedes Jahr größer geworden. Unsere Stammkunden wissen noch sehr genau, daß wir sie in den schlechten Jahren versorgt haben, als das Fleisch knapp war.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Motty. »Ich glaube gern, daß die alten Kunden treu sind.« Obwohl sie ihren Teller erst zur Hälfte geleert hatte, legte sie ihr Besteck weg.
Marta sah es sofort.
»Geht es dir nicht gut?« fragte sie.
»Ein bißchen müde«, gab Motty zu.
»Vielleicht solltest du aufhören zu arbeiten?« sagte Marta. »Ein Kind zu versorgen ist doch schon schwierig genug.«
»Um Caroline kümmert sich Rosa«, sagte Motty. »Mit der habe ich keine Probleme.«
Marta warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Wie geht es Joe?« fragte sie. »Hat er Arbeit?«
»Ich glaube, er hat gerade mit einem neuen Skript angefangen«, sagte Motty.
»Und was ist mit dem Roman, den er immer schreiben wollte?« fragte Marta.
»Er kommt nicht dazu«, sagte Motty. »Er ist dauernd hinter neuen Aufträgen für Drehbücher her und hat für seinen Roman keine Zeit.«
»Das ist doch gar nicht nötig«, sagte Marta erstaunt. »Ich dachte, du hättest den neuen Job angenommen, damit er nicht mehr so hinter dem Geld herlaufen muß.«
»Die Dinge entwickeln sich aber nicht immer so, wie man denkt«, sagte Motty und preßte die Lippen zusammen.
Marta warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Geht er immer noch so viel aus?«
Motty hielt den Blick schweigend auf ihren Teller gesenkt.
Marta stand auf und räumte das Geschirr ab. »Joe wird sich wohl niemals ändern«, sagte sie, während sie die Teller in der Spüle abstellte. »Aus dem wird kein erwachsener Mann. Das Wort Verantwortung ist ihm vollkommen fremd.«
»Das ist nicht wahr«, sagte Phil. »Er ist einfach nur anders. Das haben wir schließlich immer gewußt.«
»Trotzdem ist er immer ein grüner Junge geblieben«, sagte Marta. »Mein Stevie ist da ganz anders. Er hat jetzt seine Zeit als Assistenzarzt beendet und wird bald seine eigene Praxis eröffnen.«
»Schön und gut«, sagte Phil. »Aber mit Joe hat das gar nichts zu tun. Joe ist kein praktischer Mensch, sondern ein Künstler.«
Marta kam mit drei Gläsern und einer Kanne Tee zurück an den Tisch. Sie goß Motty ein großes Glas mit der kupferroten Flüssigkeit ein.
»Auf jeden Fall solltest du dir kein Kind mehr von ihm andrehen lassen«, sagte sie.
»Ich habe nicht die Absicht«, sagte Motty und sah ihr direkt ins Gesicht.
»Was für Absichten hast du denn?« fragte Phil.
Motty gab keine Antwort.
Aber Marta ließ sich nicht täuschen. »Motty hat einen sehr guten Job. Sie verdient jetzt schon mehr als ihr Mann. Sie braucht sein Geld nicht. Vielleicht läßt sie sich von ihm scheiden und sucht sich jemanden, der besser zu ihr paßt.«
»Was soll das Gerede?« fragte Phil wütend. »Wir sind gläubige Juden. Wir lassen uns nicht so einfach scheiden. Das ist eine Schande, wie du daherredest, Marta.«
Marta blieb völlig gelassen. Sie warf Motty einen prüfenden Blick zu und sagte: »In Kalifornien ist das anders, Phil. Da lassen viele Leute sich scheiden, auch Juden. Lies mal die Zeitung. Gerade in Hollywood gibt es sehr viele Scheidungen, Phil. Sogar Mottys Chef ist geschieden, nicht wahr, Motty? Sein Name ist Mr. Marks, oder? Ich hab's in der Zeitung gelesen.«
Phil starrte erst die eine und dann die andere und dann seinen Tee an. Seine Stimme war rauh. »Eins solltest du nicht vergessen, mein Kind«, sagte er. »Ehe man nicht ganz sicher ist, daß man frisches kriegt, soll man sein Wasser nicht wegschütten, egal, wie dreckig es aussehen mag.«
24
Der Postbote stand in der Tür und hielt Joe ein Päckchen hin, das wie immer den Vermerk Unverlangte Manuskriptsendung / Zurück an den Absender trug. »Bitte unterschreiben Sie hier«, sagte er und klappte sein schwarzes Buch auf, damit Joe den Empfang bestätigen konnte. »Tut mir leid, daß Sie schon wieder alles zurückkriegen.«
»Ablehnungen bin ich als Autor gewöhnt«, sagte Joe philosophisch, als er das Buch zurückgab. Er setzte sich an den Wohnzimmertisch und riß das Paket auf. Außer den üblichen vierzig Umschlägen mit Kokain hatte Jamaica diesmal noch eine Tüte aus Stanniolpapier beigelegt, die herrlich duftendes Marihuana enthielt. Joe schüttelte ärgerlich den Kopf. Er hatte noch immer kein Postfach gemietet.
Rosa kam aus der Küche und brachte ihm
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