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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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keinen Zweck.«
    Mit raschen Federzügen unterschrieb er die Dokumente, und Don Sawyer trug sie zurück durch den Raum, wo er sie Mottys Rechtsanwalt aushändigte. Motty hob den Kopf und fragte ihren Anwalt: »Kann ich jetzt gehen?«
    Der Mann überprüfte die Dokumente. »Es ist alles unterschrieben. Sie können jederzeit gehen.«
    Motty stand auf, nahm Caroline an der Hand und sagte: »Komm, wir gehen jetzt, Caroline.«
    Das Kind sah Joe aufmerksam an. Ihr Gesicht war bereits völlig mit Schokolade verschmiert. »Tschüss, Daddy«, sagte sie friedlich.
    Joe sprang von der Couch hoch. »Tschüss, Liebling«, sagte er mit heiserer Stimme. Dann wandte er sich an Motty: »Na, bist du jetzt glücklich?«
    Sie gab keine Antwort. Heiße Röte überzog ihr Gesicht. Sie ging zur Tür und zog das Kind hinter sich her.
    Joe starrte ihr nach. Irgend etwas an ihrem Gesicht, irgend etwas an ihrem Gang kam ihm merkwürdig vor. Es war nichts Neues. Er hatte es schon einmal gesehen. Dann fiel es ihm wieder ein. »Verdammt noch mal«, schrie er. »Du bist ja schwanger!« Motty rannte mit ihrer Tochter zur Tür hinaus und verschwand. Joe wandte sich zu Mr. Marks um, aber der war ebenfalls aufgesprungen und ging, ohne Joe anzusehen, zur Tür. »Arschloch« schrie Joe ihm in ohnmächtiger Wut hinterher.
    Joe wandte sich an seinen Rechtsanwalt. »Kein Wunder, daß sie solche Eile gehabt haben«, sagte er. »Wir haben uns hereinlegen lassen! Ich habe mich hereinlegen lassen! Ich hätte früher darauf kommen sollen.« Plötzlich war sein Ärger verflogen. Er lächelte müde. »Na schön«, sagte er, »ich bin ausgetrickst worden. Aber wahrscheinlich hab ich bei alledem noch Glück gehabt.«
    Don Sawyer nickte. »Es hätte schlimmer sein können.«
    »Ja«, sagte Joe. »Ich hätte wegen zwei Kindern einen Prozeß führen können, von denen eins noch nicht mal von mir gewesen wäre.«

27
    Als der Rechtsanwalt endlich alle Papiere in seiner Aktentasche verstaut hatte, war es schon kurz nach sechs. »Ich muß mich beeilen«, lächelte er. »Meine Schwiegereltern kommen zum Essen.«
    Joe nickte. »Wie nett.«
    Don Sawyer warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Möchten Sie mitkommen?«
    »Nein, vielen Dank«, sagte Joe. »Sehr freundlich von Ihnen.«
    »Sie sollten aber unbedingt auswärts essen und vielleicht auch ins Kino gehen, Mr. Crown. Wenn Sie allein hier herumsitzen, werden Sie bloß depressiv. Die erste Nacht nach einer Trennung ist immer am schlimmsten.«
    Joe sah ihn neugierig an. »Woher wissen Sie das?«
    Sawyer verzog das Gesicht. »Ich hab das selbst schon mal durchgemacht. Ich bin zum zweitenmal verheiratet.«
    Joe dachte einen Augenblick nach. »Wahrscheinlich denkt jeder, er wäre der einzige, dem das passiert.«
    Sawyer lächelte. »Der einzige sind Sie bestimmt nicht. Eine oder zwei Scheidungen gehören hier draußen in Kalifornien ja fast schon zum Leben dazu.«
    Joe nickte und schüttelte seinem Rechtsanwalt die Hand. »Jetzt geht's mir schon besser«, sagte er. »Vielen Dank.«
    »Ich rufe Sie an, sobald mir die endgültigen Scheidungsunterlagen zugestellt worden sind«, sagte Sawyer.
    Joe schloß die Tür hinter Sawyer und machte dann eine Flasche Scotch auf. Fast ohne abzusetzen, nahm er drei schnelle Schlucke. Der Whisky brannte ihm eine heiße Spur vom Mund bis zum Magen, und Joe mußte husten. »Scheiße!« sagte er herzhaft, drehte das Radio an und ließ sich auf die Couch sinken. Ein aufgeregter Wortschwall drang aus dem Lautsprecher. »Scheiße!« sagte Joe noch einmal und drehte so lange am Knopf, bis nur noch Musik kam. Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche und lehnte den Kopf in die Kissen. Plötzlich war er schrecklich erschöpft. Heftig rieb er seine brennenden Augen. Nein, es waren keine Tränen. Joe weinte nie. Er schlief einfach ein.
    Babygeschrei weckte ihn. Aber als er die Augen aufschlug, merkte er, daß es nur das Radio war, was da lärmte. Das Musikprogramm war zu Ende, es mußte tief in der Nacht sein. Er drehte das Radio ab. Im Schein der Stehlampe sah er die halbleere Whiskyflasche, die auf dem Tisch stand. Er massierte sein Genick, um den Kopf klar zu kriegen. Er hatte gar nicht gemerkt, daß er so viel getrunken hatte. Wie spät es wohl war? Er suchte nach seiner Uhr. Ein Uhr morgens. Oh, Gott! Der Raum sah gespenstisch und fremd aus. Hier sollte er seit vier Jahren gelebt haben? Nein, es war nur die Stille. Sonst war immer jemand in der Wohnung gewesen. Er steckte sich eine Zigarette an,

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