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Homicide

Homicide

Titel: Homicide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Simon
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ihn nicht aus dem Konzept.
    »Hallo, Andrew, ich bin Sergeant Landsman, das ist Detective Edgerton und das ist Detective Pellegrini. Wir arbeiten an dem Mord, das Mädchen, Sie wissen schon. Wie geht’s Ihnen so?«
    »Kann nicht klagen.«
    »Also, wir hätten da ein paar Fragen zu Ihrem Auto.« »
    Mein Auto?«, fragt Andrew neugierig.
    »Ja. Der Lincoln.«
    »Den haben sie mir weggenommen«, sagt er, als sei das Thema damit erledigt.
    »Wer denn?«
    »Der Autohändler.«
    »Johnny’s?«
    »Ja. Meine Frau hat die Raten nicht mehr bezahlt«, fügt er leicht säuerlich hinzu.
    Landsman lenkt das Gespräch auf den Parkplatz hinter dem Haus. Andrew bestätigt bereitwillig, dass er das Auto immer dort abgestellt hat, um es vor Dieben und Vandalismus zu schützen, und er gibt auch ohne Umschweife zu, dass das Auto an jenem Dienstag, an dem das Mädchen verschwand, abends dort geparkt war.
    »Ich erinnere mich deshalb so genau daran, weil ich noch mal zum Wagen gegangen bin und das Gefühl hatte, dass da jemand ist, der mich beobachtet.«
    Landsman horcht auf. Er blickt dem Mann fest in die Augen.
    »Können Sie uns das etwas genauer schildern?«
    »Ich bin noch mal raus zum Auto, um was zu holen, und da hatte ich das Gefühl, dass da jemand ist, der mich beobachtet. Das hat mich richtig nervös gemacht«, wiederholt er.
    Landsman wirft Pellegrini einen Blick zu: Habe ich das jetzt wirklich richtig gehört? Das Gespräch dauert noch keine drei Minuten, und der Kerl gibt schon zu, dass er an dem Abend der Entführung des Mädchens hinter dem Haus war. Na klar, er hatte auch allen Grund, nervös zu sein. Wer wäre nicht nervös, wenn er eine Mädchenleiche aus dem Haus zum Kofferraum seines Autos schleppt.
    »Was hat Sie denn so nervös gemacht?«
    Andrew zuckt mit den Schultern. »Ich hatte nur so ein komisches Gefühl …«
    Edgerton schreitet im Kellerraum auf und ab. Er hält nach rotbraunen Flecken und einem goldenen Kinderohrring Ausschau. Der Keller ist dürftig als Junggesellenbude eingerichtet, mit einem Sofa und einem Fernseher in der Mitte und an der Wand ein paar Flaschen auf einem alten Schrank, der als Bar dient. Hinter dem Sofa steht eine Plastikschüssel mit ein paar Zentimeter Urin. Was ist bloß in der Newington los, dass die Leute alle in irgendwelche Eimer pinkeln?
    »Das ist Ihr kleines Reich hier unten, was?«
    »Ja, hier hänge ich manchmal ein bisschen ab.«
    »Und Ihre Frau stört Sie nicht groß?«
    »Nein, hier unten lässt sie mich in Ruhe.«
    Landsman kommt auf den fraglichen Abend zurück. »Was wollten Sie denn aus dem Auto holen?«
    »Weiß ich nicht mehr. Irgendwas aus dem Handschuhfach.«
    »Am Kofferraum waren Sie nicht?«
    »Am Kofferraum? Nein, nur am Handschuhfach … Ich hab’ die Autotür aufgemacht, und da hatte ich das Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Na ja, da hab ich ein bisschen Schiss gekriegt und hab mir gesagt, egal, lass es, hat Zeit bis morgen. Dann bin ich wieder reingegangen.«
    Landsman wirft Pellegrini einen Blick zu, bevor er sich wieder an Andrew wendet. »Kannten Sie das Mädchen?«
    »Ich?« Die Frage verblüfft ihn. »Das Mädchen, das ermordet worden ist? Ich wohne hier noch nicht lange. Ich kenne kaum jemanden hier.«
    »Was sollte man denn Ihrer Meinung nach mit dem Kerl machen, der sie umgebracht hat?«, fragt Landsman mit einem seltsamen Lächeln.
    »Was soll ich da sagen?«, antwortet Andrew. »Machen Sie ihren Job. Erwischen Sie den Richtigen, einen Prozess kann man sich meinetwegen sparen. Ich habe selbst eine Tochter, und wenn das ihr passiert wäre, dann würde ich nicht lange fackeln … Ich habe Freunde, die würden mir dabei helfen.«
    Edgerton nimmt Pellegrini beiseite und fragt ihn, ob man sich bei den freiwilligen Durchsuchungen in der Newington auch die Keller angeschaut habe. Pellegrini weiß es nicht. Das ist das Problem mit einem Red Ball, bei dem man in alle Richtungen ermittelt: Wenn fünf Detectives und ein Dutzend weiterer Polizisten an einem Fall arbeiten, geht irgendwann der Überblick verloren.
    »Andrew«, sagt Landsman, »wir müssen mit Ihnen auf dem Präsidium reden.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Wir bringen Sie danach auch wieder zurück.«
    »Aber ich bin krank. Ich kann nicht aus dem Haus.«
    »Trotzdem, wir müssen mit Ihnen reden. Das könnte uns bei dem Mord an dem Mädchen helfen.«
    »Also wirklich, ich weiß doch nichts darüber. Ich bin krank …«
    Landsman geht nicht auf seine Proteste ein. Außer bei einer regulären

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