Hongkong 02 - Noble House Hongkong
genau richtig, und er feilschte nur, um es dem fremden Teufel und seinem Sohn möglich zu machen, ihr Gesicht zu wahren.
»Wenn er angelernt werden soll, müssen viele tüchtige Direktoren andere Pflichten vernachlässigen«, erklärte Gornt höflich. »Jemanden auszubilden, kommt teuer.«
Wu runzelte die Stirne. »Dritter Monat 1.500?«
»Also gut. Dritter und vierter Monat 1.500. Und nach vier Monaten sehen wir weiter. Und Paul Tschoy verpflichtet sich, mindestens zwei Jahre für Rothwell-Gornt zu arbeiten.«
»Was?«
Paul Tschoy übersetzte. Scheiße, dachte er dabei, wie soll ich mit fünfzig oder auch sechzig Dollar in der Woche in den Staaten Urlaub machen? Scheiße! Und wo, zum Teufel, soll ich wohnen? Auf einem gottverdammten Sampan? Dann hörte er Gornt etwas sagen, und in seinem Kopf klickte es.
»Sir?«
»Ich sagte, weil Sie so aufrichtig zu mir waren, werden wir Ihnen freie Unterkunft in einem unserer Gästehäuser geben – in The Gables. Dort bringen wir alle unsere Nachwuchskräfte unter, die aus England kommen und zu leitenden Angestellten ausgebildet werden. Wenn Sie Teil einer hong fremder Teufel werden wollen, täten Sie gut daran, gesellschaftlichen Verkehr mit dessen zukünftigen Direktoren zu pflegen.«
»Ja, Sir!« Paul Tschoy lachte vor Freude. »Ja, Sir, danke Ihnen, Sir!«
Vierfinger fragte etwas auf Haklo.
»Er möchte wissen, wo das Haus steht, Sir.«
»Auf dem Peak. Es ist wirklich sehr nett, Mr. Tschoy. Ich bin sicher, Sie werden mehr als zufrieden sein.«
»Darauf können Sie einen … jawohl, Sir.«
Nachdem Wu verstanden hatte, was Gornt sagte, nickte er zustimmend. »Abgemacht. Zwei Jahre, dann sehen. Danke altem Freund.« Und dann auf Haklo: »Und jetzt frag ihn, was du wissen wolltest … wegen der Bank.«
Gornt wollte schon aufstehen, aber Paul Tschoy sagte: »Wenn Sie noch etwas Zeit erübrigen könnten, Sir, mein Onkel wollte Sie noch etwas anderes fragen.«
»Selbstverständlich.« Gornt setzte sich wieder zurecht, aber es fiel Paul Tschoy auf, daß der Mann jetzt schärfer beobachtete und mehr auf der Hut war.
»Mein Onkel möchte gern Ihre Meinung hören, was es mit dem Run auf die Niederlassung der Ho-Pak Bank in Aberdeen heute nachmittag auf sich hat. Mein Onkel hat dort eine Menge Geld liegen, und auch viele seiner Freunde. Ein Run auf diese Bank wäre wirklich eine schlimme Sache.«
»Ich denke, es wäre eine gute Idee, sein Geld abzuziehen«, antwortete Gornt, entzückt von der unerwarteten Gelegenheit, Öl in das Feuer zu gießen.
»Du lieber Himmel«, stammelte Paul Tschoy fassungslos. Er hatte Gornt sehr genau beobachtet – seine plötzliche Spannung und seine ebenso plötzliche Freude, was ihn überraschte. Er überlegte kurz und beschloß zu sondieren. »Er wollte wissen, ob Sie à découvert verkaufen.«
Paul Tschoy lächelte.
»Will er es wissen oder Sie, Mr. Tschoy?« fragte Gornt zweifelnd.
»Er und ich. Er besitzt ein Aktienportefeuille, das ich später einmal verwalten soll«, antwortete der junge Mann – was eine maßlose Übertreibung war. »Ich habe ihm die Technik des modernen Bankwesens und der Börse erklärt – wie alles funktioniert. Er hat es sehr schnell kapiert.« Wieder eine Übertreibung. Es war Paul Tschoy nicht möglich gewesen, die Vorurteile seines Vaters abzubauen. »Er will wissen, ob er leer verkaufen soll.«
»Ja, ich glaube, das sollte er. Gerüchten zufolge hat sich die Ho-Pak übernommen – kurzfristige Geldaufnahmen zu hohen Zinsen, langfristige Darlehensgewährung mit niedriger Verzinsung, zumeist auf Grundbesitz, der klassische Weg, der jede Bank in ernste Schwierigkeiten bringen würde. Um sicherzugehen, sollte er sein ganzes Geld abheben und à découvert verkaufen.«
»Nächste Frage, Sir: Wird die Blacs oder die Victoria Bank eine Rettungsaktion starten?«
Es kostete Gornt einige Mühe, unbewegt dreinzublicken. »Warum sollten andere Banken das tun?«
Ich sitze in der Falle, dachte Gornt erschrocken. Ich kann ihnen nicht die Wahrheit sagen – weiß der liebe Himmel, wer dann noch Kenntnis davon erhält! Andererseits kann ich sie dem alten Bastard und seinem gottverdammten Welpen auch nicht verschweigen. Er verlangt von mir die Gegenleistung für die damalige Gefälligkeit, und ich muß bezahlen.
Mit sichtlicher Erregung beugte sich Paul Tschoy vor: »Ich habe meine eigene Theorie: Wenn es zu einem richtigen Run auf die Ho-Pak kommt, werden die anderen Banken sie nicht im Stich lassen –
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