Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Bar.
»Bemerkenswert.«
»Die Ausfuhr war stets durch kaiserliches Edikt untersagt. Wir quai loh hatten nur Anspruch auf Gegenstände aus hua shih, glattem Stein, oder tun ni, Ziegellehm.
Das Genie, das diese Tasse gemacht hat, verdiente wahrscheinlich ganze hundert Dollar jährlich.«
»Ich werde Arthur und die anderen finden, Sir. Sie können sich darauf verlassen.«
»Das muß ich leider, Oberinspektor. Der Minister und ich sind uns einig. Er muß den Premierminister und die Chefs des Generalstabs informieren.«
»Dann wird die Information durch alle möglichen Hände gehen und in alle möglichen Ohren gelangen, und der Feind wird zwangsläufig erfahren, was wir vorhaben.«
»Ja. Deshalb müssen wir schnell sein. Ich habe Ihnen vier Tage Galgenfrist verschafft, Roger. Während dieser Zeit wird der Minister nichts weiterleiten.«
»Ja, Sir, danke.«
»Noch nichts über Bartlett und Miss Casey?«
»Nein, Sir. Rosemont und Langan haben um Einsicht in die auf den neuesten Stand gebrachte Akte gebeten. Es scheint eine Verbindung zwischen Bartlett und Banastasio zu geben – wir wissen noch nicht genau, wie sie aussieht. Er und Miss Tcholok sind vergangenen Monat in Moskau gewesen.«
»Aha!« Sir Geoffrey füllte die Tassen nach und überlegte kurz. »Ich werde dem Minister ein Memorandum darüber schicken, warum Sie dem 1-43 nicht nachgekommen sind. Die amerikanischen Verbindungsleute in London sind sicherlich außer sich – aber was hätten Sie unter diesen Umständen sonst tun sollen?«
»Es ist vielleicht besser, Sir, wenn Sie ihn bitten, nicht zu erwähnen, daß wir die übrigen Berichte bis jetzt noch nicht haben. Auch diese Information könnte in die falschen Hände gelangen. Lassen wir es auf sich beruhen, solange es geht.«
Sir Geoffrey sah auf die Uhr. »Ich werde ihn in ein paar Minuten anrufen, damit ich ihn vor dem Lunch erreiche. Aber es gibt ein Problem, mit dem ich mich befassen muß: die Iwanow. Heute morgen hörte ich von unserem inoffiziellen Mittelsmann, daß die Anwesenheit dieses Schiffes Peking mit größter Besorgnis erfüllt.« Der inoffizielle Sprecher der Volksrepublik in Hongkong war, wie es hieß, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Bank of China. Das ist Chinas Zentralbank, durch die alle Fremdwährungen und all die Milliarden US-Dollar gingen, die China verdiente, indem es Gebrauchsgegenstände, beinahe alle Lebensmittel und das Wasser für Hongkong lieferte. England hatte immer behauptet, daß Hongkong britisches Hoheitsgebiet sei, und nie zugelassen, daß ein offizieller chinesischer Vertreter in der Kolonie residierte.
»Er hat sich sehr bemüht, mich wegen der Iwanow aus der Ruhe zu bringen«, fuhr Sir Geoffrey fort, »und wollte dem äußersten Mißfallen Pekings über die Anwesenheit eines sowjetischen Spionageschiffs Ausdruck verleihen. Er deutete sogar an, daß ich es vielleicht für angebracht halten könnte, es auszuweisen … Schließlich und endlich, sagte er, hätten sie erfahren, daß einer der sowjetischen KGB-Spione, der sich als Matrose ausgab, auf unserem Boden ermordet wurde.« Sir Geoffrey trank einen Schluck Sherry. »Merkwürdigerweise schien ihn die Anwesenheit des Flugzeugträgers nicht zu stören.«
»Das ist wirklich merkwürdig.« Auch Crosse war überrascht.
»Weist das auf eine Änderung ihrer Politik hin – eine deutliche Veränderung in ihrer Außenpolitik, eine Hinwendung zum Westen, der Wunsch nach Frieden mit den USA? Das kann ich nicht glauben. Der pathologische Haß gegen die USA ist unübersehbar.«
Der Gouverneur seufzte und füllte wieder die Tassen. »Wenn es herauskommt, daß es diesen Sevrin gibt, daß wir hier unterminiert sind … allmächtiger Gott, sie würden Krämpfe bekommen, und das mit Recht.«
»Wir werden die Verräter finden, Sir, machen Sie sich deshalb keine Sorgen!«
»Glauben Sie wirklich?« Sir Geoffrey setzte sich ans Fenster und schaute nachdenklich auf den gepflegten Rasen, den englischen Garten, auf die Büsche und Blumenbeete hinaus. Der Park, von einer hohen weißen Mauer umgeben, wurde von der untergehenden Sonne beschienen. Seine Frau schnitt Blumen; sie ging zwischen den Beeten am anderen Ende des Gartens herum, gefolgt von einem mißmutigen chinesischen Gärtner. Sir Geoffrey beobachtete sie einen Augenblick lang. Sie waren seit dreißig Jahren verheiratet, hatten drei Kinder, die ebenfalls alle verheiratet waren, und lebten ruhig und zufrieden miteinander. »Immer Verräter«, sagte er
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