Hongkong 02 - Noble House Hongkong
falls er sie kennt.« Die beiden Männer schauderte es bei der kalten Bosheit in seiner Stimme. »Aber um den einen zu kriegen, müßte jemand einen Fehler begehen, oder wir müßten ein bißchen Glück haben.«
Der Gouverneur überlegte einen Augenblick. »Mr. Dunross versichert mir, daß in den früheren Berichten kein Name und auch keine Hinweise enthalten sind. Deshalb würden uns diese Berichte nicht unmittelbar nützen.«
»Doch, Sir, auf anderen Gebieten.«
»Ich weiß. Unser Problem scheint also einfach darin zu bestehen, daß wir Mr. Dunross um seine Mitarbeit ersuchen müssen. Ich wiederhole, daß ich seine Vorsicht für berechtigt halte. Philby, Burgess und MacLean waren für uns alle eine Lehre. Ich muß gestehen, daß ich mich bei jedem Telefongespräch mit London frage, ob ich wieder mit einem verdammten Verräter rede.« Er schneuzte sich. »Na schön, Schluß damit. Mr. Dunross, bitte sagen Sie Mr. Crosse, unter welchen Voraussetzungen Sie bereit sind, die AMG-Berichte zu übergeben.«
»Ich werde sie persönlich dem Leiter oder stellvertretenden Leiter von MI-6 oder MI-5 übergeben, vorausgesetzt, Seine Exzellenz garantiert mir schriftlich, daß der Mann, dem ich sie aushändige, der ist, für den er sich ausgibt.«
»Ist der Minister damit einverstanden, Sir?«
»Wenn Sie damit einverstanden sind, Oberinspektor.« Es war eine höfliche Feststellung, aber der Unterton bedeutete: Sie täten gut daran, einverstanden zu sein.
»Sehr wohl, Sir. Ist Mr. Sinders mit dem Plan einverstanden?«
»Er trifft Freitag hier ein.«
»Ja, Sir.« Crosse warf Dunross einen Blick zu. »Es wäre besser, wenn ich die Papiere bis dahin verwahre. Sie können mir ein versiegeltes Paket …«
Dunross hob abwehrend die Hand. »Sie sind in Sicherheit, bis ich sie übergebe.«
Crosse schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn wir davon wissen, wissen es auch andere. Uns muß bekannt sein, wo sie sich befinden, und wir müssen sie rund um die Uhr bewachen lassen.«
Sir Geoffrey nickte. »Würden Sie dem zustimmen, Mr. Dunross?«
Dunross überlegte einen Augenblick. »Also gut. Ich habe sie in den Tresor in der Victoria Bank gebracht.« Crosses Hals wurde rot, als Dunross einen Schlüssel herauszog und auf den Schreibtisch legte. Die Zahlen waren sorgfältig herausgefeilt. »Es gibt dort ungefähr tausend Schließfächer. Nur ich kenne die Zahl. Das hier ist der einzige Schlüssel. Wenn Sie ihn aufbewahren wollen, Sir Geoffrey.«
»Oberinspektor?«
»Ja, Sir, falls Sie dazu bereit sind.«
»Die Papiere sind dort bestimmt in Sicherheit. Es ist zweifellos nicht gut möglich, alle Schließfächer aufzubrechen. Gut, dann ist das in Ordnung. Der Haftbefehl ist aufgehoben, Mr. Dunross. Versprechen Sie, die Papiere Sinders zu übergeben, sobald er hier eintrifft?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Das wäre also erledigt. Noch nichts über den armen John Tschen, Oberinspektor?«
»Nein, Sir, wir versuchen alles.«
»Schreckliche Geschichte. Was ist eigentlich mit der Ho-Pak los, Mr. Dunross? Befindet sie sich wirklich in Schwierigkeiten?«
»Ja, Sir.«
»Werden sie zusperren?«
»Ich weiß es nicht. Man redet davon, daß es so kommen könnte.«
»Verdammt! Das gefällt mir überhaupt nicht. Sehr schlecht für unser Image. Und das Par-Con-Geschäft?«
»Es sieht gut aus. Ich hoffe, Ihnen nächste Woche einen günstigen Bericht geben zu können, Sir.«
»Ausgezeichnet. Wir könnten hier ein paar große amerikanische Firmen gebrauchen. Übrigens – morgen trifft die parlamentarische Handelsdelegation aus Peking ein. Ich gebe Donnerstag einen Empfang – Sie kommen natürlich.«
»Ja, Sir. Wird es ein Herrenabend sein?«
»Ja, eine gute Idee.«
»Ich will sie am Samstag zum Rennen einladen – «
»Gut. Danke, Mr. Dunross. Oberinspektor, wenn Sie einen Augenblick Zeit für mich hätten …«
Dunross stand auf, verabschiedete sich und ging. Obwohl er mit Crosse im Polizeiwagen gekommen war, erwartete ihn sein Rolls. Brian Kwok hielt ihn auf. »Wie ist es ausgegangen, Ian?«
»Alles in Ordnung. Brian, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich glaube, ich habe das Dilemma richtig gelöst.«
»Hoffentlich. Es tut mir leid – eine dumme Geschichte!«
»Ja.« Dunross stieg in den Silver Cloud. »Golden Ferry«, sagte er.
Sir Geoffrey schenkte den feinen Sherry in zwei hauchdünne Tassen aus »Eierschalen-Porzellan« ein. »Diese AMG-Geschichte erschreckt mich, Oberinspektor. Ich fürchte, ich habe mich noch immer nicht an
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