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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eine Treppe, die in einen spärlich beleuchteten und recht abweisend wirkenden Stollen hinunterführte.
    »Die Wahren Gläubigen«, bemerkte John Hill im teilnahmslosen Ton eines Fremdenführers, »legen großen Wert darauf, ohne unnötige Technik zu gedeihen. Daher unterhalten auch ihre bedeutendsten Volksvertreter in einer Stadt keine privaten Fortbewegungsmittel. Jeder benutzt den öffentlichen Nahverkehr.«
    »Richtig«, sagte Lawler. »Hatte ich ganz vergessen.«
    Nachdem sie zu den Schächten des Transitnetzes hinuntergestiegen waren, bemerkte Michael rasch, dass alle Wahren Gläubigen zwar auf den gleichen Schienen reisten, aber keineswegs unter gleichen Bedingungen. Frauen, die von Kopf bis Fuß in alles umschließende Gewänder gehüllt waren und Schleier trugen, sodass nur ihre demütig niedergeschlagenen Augen zu sehen waren, wurden in eigenen Waggons abgesondert, die, wie Michael sah, nur sehr wenige Sitze aufwiesen. Vermutlich war auch hier Hintergrund die Geißelung des Fleisches.
    Frauen, die mit Kindern reisten, durften sich setzen, damit sie die Kinder sicher angeschnallt auf dem Schoß halten konnten. Die Männerwagen waren grundsätzlich mit Sitzen ausgestattet, offensichtlich, damit die Passagiere während der Fahrt lesen oder arbeiten konnten. Michael entdeckte nur wenige Köpfe, die nicht aufmerksam über den einen oder anderen Text gebeugt waren.
    Untätigkeit ist aller Laster Anfang , dachte er und verkniff sich ein schiefes Grinsen, damit ihr humorloser Führer nicht glaubte, er mache sich über das Bahnsystem lustig. Gibt es nicht irgend so ein Sprichwort?
    Er bemerkte ferner, dass nicht alle Wagen das Gleiche Maß an Luxus boten. Die Mehrzahl war auf beiden Seiten eng mit simplen Bänken aus Formplastik bestuhlt, zwischen denen ein Gang hindurchführte. Andere Wagen jedoch hatten in größerem Abstand gepolsterte Sitze, auf denen man grundsätzlich in Fahrtrichtung saß. Der Wagen, in den der Führer die manticoranische Delegation winkte, hatte nicht nur Polstersitze, sondern auch Vorhänge vor den Fenstern und eine bessere Beleuchtung.
    Andererseits , rief sich Michael ins Gedächtnis, halten die Wahren Gläubigen zeitweiligen Erfolg für ein Zeichen göttlichen Wohlwollens. Wenn also jemand das Recht errungen hat, stilvoll zu reisen, frönt er nicht etwa dem Luxus, denn Gott ist ihm gewogen und wünscht, dass er besser reist als seine sündigeren Zeitgenossen.
    Als er sich in den bequemen Sitz niederließ und das Polster sich angenehm an seinen Körper anpasste, um die übelsten Stöße und Erschütterungen abzufangen, musste Michael wieder an die Frauen denken, die sich in den Stehwaggons drängten. Durch die schweren Gewänder und Wintermäntel, die diese Frauen ausnahmslos trugen, war es nicht leicht zu erkennen gewesen, doch hatte Michael ihrem Gang entnommen, dass einige von ihnen schwanger waren. Dabei wurde das Fleisch ja wohl hinreichend gegeißelt!
    Die Vorhänge wurden geschlossen, sobald sie in den Wagen stiegen, doch Michael konnte dennoch einen Blick hinauswerfen und sich einen Eindruck von den unterschiedlichen Stationen verschaffen, die an ihnen vorbeirauschten. Reklame gab es nicht, zumindest im Sinne des aggressiven Kapitalismus im Sternenkönigreich. Auf Masada riefen die Plakate den Wahren Gläubigen ihre Pflichten Gott gegenüber ins Gedächtnis – und gegenüber denen, die Gott erwählt hatte, um sie auf dem Pfad der Rechtschaffenheit anzuführen. Rot oder grün auf schwarzem Hintergrund, sprangen die Texte Michael ins Auge:
     
     
    Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern! 2. Psalm, 11.
    Aber wohl allen, die auf ihn trauen. 2. Psalm, 12.
     
     
    Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen;
    aber der Gottlosen Name wird verwesen. Sprüche 9, 7.
     
     
    Aber der Verächter Weg bringt Wehe. Sprüche 13, 15.
     
     
    Diese Zitate wurden nicht nur ein- oder zweimal wiederholt. Den Spruch über der Verächter Weg zählte Michael wenigstens zwanzigmal. Er meinte, er müsste noch häufiger zu lesen sein, doch offenbar hatte ihr Zug ein Hochgeschwindigkeitsgleis erreicht. Sie wurden schneller und hielten immer seltener an, bis sie mit laut quietschenden Bremsen und einem bis ins Mark gehenden Stoß in einem hell erleuchteten, sauber gefliesten Bahnhof zum Halt kamen.
    »Der Palast der Gerechten«, verkündete der Führer, und eine Spur Stolz schlich sich in seine Stimme. »Folgen Sie mir.«
    Michael gehorchte und fand sich sauber zwischen Lawler und Cayen

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