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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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das sie spürte, bewies, dass er noch funktionierte. Freilich konnte sie nicht wissen, wie lange er noch arbeiten würde. Mit vorsichtig vortastender Hand fand sie eine ganze Reihe von tiefen Schrammen und Dellen auf dem Gehäuse. Vermutlich musste sie dankbar sein, dass er ihren Rücken vor den Stößen bewahrt hatte, von denen diese Beschädigungen stammten, doch wenn der Tornister den gleichen Strapazen ausgesetzt gewesen war wie ihre restliche Ausrüstung, würde er vermutlich nicht mehr lange halten. Aber er brauchte natürlich auch nur so lange zu halten, bis sie sicher am Boden war, und …
    Ihre Gedanken rissen ab, als etwas sie am Hinterkopf berührte, und sie wand sich herum. Glühendes Feuer fuhr von ihren Prellungen und dem gebrochenen Arm durch ihren Körper und entlockte ihr einen gedämpften Aufschrei. Die Berührung tat ihr in keiner Weise weh, denn sie war sanft wie mit einer Feder und fast zärtlich. Ihre Wirkung entfaltete sie allein dadurch, dass sie so unerwartet geschah. Alle Schmerzen, unter denen Stephanie litt, waren auf ihre Verletzungen zurückzuführen. Aber noch während sie ihren Schrei bezwang, erschienen ihr die Qualen fern und unwichtig, denn sie blickte aus einem Abstand von weniger als dreißig Zentimetern direkt in die grünen Augen einer Baumkatze.
     
    Klettert-flink krümmte sich zusammen, als die durchdringenden Schmerzen des Zweibeins sich in ihn krallten, und doch empfand er gewaltige Erleichterung, das Junge lebend und bei Bewusstsein vorzufinden. Scharf stieg ihm Blutgeruch in die Nase. Der Arm des Zwei-Beins musste gebrochen sein. Er begriff nicht, wie das Zwei-Bein sich in diese Lage gebracht hatte, aber die ringsum verstreuten Trümmer und das Geschirr, in dem das Junge hing, gehörten offensichtlich zu einem zerstörten Flugding. Zwar sahen die Trümmer nicht so aus, als gehörten sie zu einem der Flugdinger, die Klettert-flink schon gesehen hatte, doch aus welchem anderen Grund sonst sollte das Zwei-Bein in der Krone eines Baumes festsitzen?
    Klettert-flink hätte es von Herzen begrüßt, wenn das Zwei-Bein sich eine andere Stelle für seinen Absturz ausgesucht hätte. Diese Lichtung stand bei allen Leuten in schlechtem Ruf und wurde gemieden. Einmal war hier das Herz des Reviers vom Sonnenschatten gewesen, doch die Überreste dieses Clans waren weit, weit in die Ferne gezogen und versuchten zu vergessen, was ihnen hier zugestoßen war. Klettert-flink wäre es viel lieber gewesen, wenn er sich nicht ausgerechnet an diesen Ort hätte begeben müssen.
    Doch darum ging es nun nicht. Hier war er nun, und so unbehaglich er sich auch fühlte, das Zwei-Bein musste irgendwie vom Baum hinunter. Der Ast, an dem es hing, schlug nicht nur heftig im Wind hin und her, sondern würde gewiss bald abbrechen. Klettert-flink wusste das genau, denn er hatte die geschwächte Stelle bemerkt, als er sich dem Zwei-Bein näherte. Außerdem zogen grüne Nadelbäume den Blitz an. Trotzdem, wie sollte ein Zwei-Bein mit einem gebrochenen Arm klettern wie einer der Leute, und Klettert-flink war definitiv zu klein, um es zu tragen!
    Enttäuschung brandete in ihm auf, als er zur Gänze begriff, wie wenig er ausrichten konnte; trotzdem kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, den Versuch zu unterlassen. Eines ›seiner‹ Zwei-Beine befand sich in Not, und es bestand kein Zweifel daran, dass allein der Bund zwischen ihnen beiden ihn hierher geführt hatte. Zu vieles geschah zugleich, als dass er auch nur annähernd hätte erfassen können, was genau vor sich ging, doch Begreifen erschien Klettert-flink erstaunlich unwichtig. Es handelte sich nämlich, wie er endlich erkannte, nicht um eins ›seiner‹ Zwei-Beine, sondern um sein Zwei-Bein. Was auch immer genau es war, das sie verband, es lief in beide Richtungen. Und sie waren nicht etwa nur miteinander verbunden, sondern aneinander gebunden! Klettert-flink konnte dieses seltsam aussehende, fremde Geschöpf genauso wenig seinem Schicksal überlassen wie Singt-wahrhaftig oder Kurzer Schweif, wenn sie in Not gewesen wären.
    Aber was konnte er tun ? Er beugte sich vor, wobei er sich mit den Handpfoten und einer Echthand am Baum festhielt und zusätzlich den Schweif um den Ast schlang; dann streckte Klettert-flink die andere Echthand vor und streichelte tröstend dem Zwei-Bein die Wange, während er gleichzeitig begütigend summte. Das Zwei-Bein blinzelte, dann hob es die Hand, die so viel kleiner war als die eines ausgewachsenen Zwei-Beins und doch so

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