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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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viel größer als die Echthand, die es berührt hatte. Klettert-flink wölbte den Rücken und schnurrte vor Entzücken, als das Zwei-Bein die Liebkosung erwiderte.
     
    Trotz ihres Schmerzes und ihrer Furcht empfand Stephanie tiefes Staunen – beinahe schon Ehrfurcht –, als die Baumkatze die Hand ausstreckte und sie im Gesicht berührte. An der anderen Hand des Wesens sah sie die starken, gekrümmten Krallen, die es in die Rinde des Baumes gespießt hatte, doch die drahtigen Finger berührten sie so sanft wie der Flügel einer Motte an der Wange. Die Krallen hatte das Wesen eingezogen. Stephanie bewegte sich näher an die Baumkatze heran. Dann streckte sie selbst vorsichtig die gesunde Hand vor und strich der Baumkatze über den regennassen Pelz, wie sie eine altirdische Hauskatze gestreichelt hätte. Mit einem leisen Laut des Behagens wölbte das Wesen den Rücken. Stephanie begriff nicht richtig, was hier vorging, doch das war auch gar nicht erforderlich. Sie hätte nicht sagen können, wie die Baumkatze es bewerkstelligte, doch sie spürte, dass das Wesen über diese eigenartige Verbindung ihre Furcht linderte – und sogar die Schmerzen. Stephanie klammerte sich innerlich an den Trost, den die Baumkatze ihr auf welche Weise auch immer bot.
    Doch dann zog das Wesen sich zurück und richtete sich mit seinen vier hinteren Gliedmaßen auf. Einen Augenblick lang sah es sie mit schräg gestelltem Kopf an, während Wind und Regen sie umheulten, dann hob es die Vorderpfote – nein, sagte sich Stephanie, eine seiner Hände –, und deutete nach unten.
    Ein anderes Wort hätte die Gebärde nicht angemessen beschrieben: Die Baumkatze deutete und gab gleichzeitig einen hohen, scheltenden Ton von sich, dessen Bedeutung sich nicht missverstehen ließ.
    »Ich weiß, ich muss hinunter«, sagte Stephanie mit heiserer, schmerzverzerrter Stimme. »Genau daran habe ich gearbeitet, als du mich überrascht hast. Warte mal ‘nen Augenblick, ja?«
     
    Klettert-flink bewegte die Ohren, als das Zwei-Bein Laute an ihn richtete. Dank des Bandes zwischen ihnen erhielt er damit zum ersten Mal eine Bestätigung seines Verdachts: Bei diesen Lauten handele es sich um Worte, und Klettert-flink empfand ein gewisses Mitleid für die Zwei-Beine. Konnten sie etwa nur dadurch miteinander in Kontakt treten? Doch so grob und ungeschliffen ihre Methode auch anmutete, wenn man sie mit der Art verglich, in der die Leute sprachen, hatte Klettert-flink nun endlich einen Beweis, dass die Zwei-Beine sich miteinander verständigen konnten. Damit musste er die Clanoberen doch überzeugen können, dass auch die Zwei-Beine Leute waren. Und die Laute des verletzten Jungen bewiesen zusammen mit seinem Geistesleuchten, dass es noch immer denken konnte. Klettert-flink stellte fest, dass in ihm eigenartiger Stolz auf das Zwei-Bein anschwoll. Er verglich das Verhalten des Zwei-Beins mit dem Verhalten, das einige der Jungen seines Clans in der gleichen Situation an den Tag gelegt hätten, und bliekte sein Zwei-Bein noch einmal sanfter an.
     
    »Ich weiß, ich weiß, ich weiß !«, seufzte Stephanie und legte die Hand wieder auf die Steuerung des Kontragravs. Vorsichtig regelte sie das Gerät ein und biss sich auf die Unterlippe, als ein raues Pulsieren die sanfte Schwingung überlagerte.
    Nach einem letzten, vorsichtigen Drehen am Regler ließ der Druck des Gurtgeschirrs nach; das Gerät reduzierte Stephanies Gewicht auf drei oder vier Kilogramm. Besser ging es nicht, obwohl ihr ein noch niedrigerer Wert lieber gewesen wäre. Wäre der Tornister nicht beschädigt worden, hätte sie damit ihr Gewicht auf Null verringern können. Dann wäre sie gezwungen gewesen, sich gegen den Hub des Gerätes zu Boden zu ziehen. Doch der Regler stand am Anschlag. Mehr Leistung ließ sich nicht mehr erzielen – und die Töne, die das Gerät von sich gab, sagten nur zu deutlich, dass der Tornister jede Minute endgültig den Geist aufgeben konnte. Aber vielleicht ist das sogar gut so , sagte sie sich, um starrköpfig dem Ganzen etwas Gutes abzugewinnen. Bei der gegenwärtig herrschenden Windstärke hätte ein geringeres Gewicht sie eventuell sogar in Gefahr gebracht. Federleicht zu schweben und mit ihrem gebrochenen Arm gegen einen Baum geschleudert zu werden wäre ihr gewiss nicht sehr zuträglich gewesen.
    »Also«, sagte sie und schaute die Baumkatze an. »Auf geht’s.«
     
    Das Zwei-Bein sah ihn an und sagte etwas anderes als zuvor – und dann öffnete es zu Klettert-flinks

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