Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Nasenlöcher zu verstopfen. Wäre ihr Knie nicht verletzt gewesen, hätte er alles getan, um sie trotz ihres schmerzenden Armes auf die Beine zu bringen. Doch die zähe Haut, die sie über den Beinen trug, war aufgerissen, als sie auf den Boden prallte, und das aufgeplatzte Knie, das herausschaute, war angeschwollen und färbte sich zusehends dunkler. Er brauchte keine Verbindung, um zu sehen, dass sie sich weder schnell noch weit entfernen konnte, und richtete seinen Verstand wieder auf seine Schwester.
, fragte er drängend, und ihre Antwort erstaunte ihn.
, antwortete Singt-wahrhaftig mit unverkennbarer Betonung, und er blinzelte. Sie meinte doch wohl nicht …? Doch dann sandte sie ihm kurz, was sie sah, und Klettert-flink begriff, dass sie es genauso meinte. Sie persönlich führte jedes erwachsene Männchen des Clans an. Eine Sagen-Künderin führte die Kampfstärke des Clans in einen Kampf gegen einen Todesrachen. Das war nicht nur unerhört – das war undenkbar ! Und doch geschah es. Kletterflink warf ihr eine Welle der Dankbarkeit entgegen.
, sagte Singt-wahrhaftig trocken.
Er sonnte sich in der Liebe seiner Schwester. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was ihre Warnung zu bedeuten hatte. Nach dem Eindruck, den Singt-wahrhaftig ihm vermittelt hatte, kamen sie und die anderen ausgezeichnet voran. Schon bald waren sie hier, und nur ein sehr dummer Todesrachen würde es riskieren, irgendjemanden anzugreifen, wenn ein ganzer Clan Leute schützend in den Bäumen darüber saß. Lange konnte es nicht dauern, bis …
Stephanie lehnte am Baum und war in einen Dämmerzustand gefallen. Als sich auf ihrem Schoß der Baumkater jedoch mit einem schrillen, an und ab schwellenden Fauchen aufsetzte, hob sie augenblicklich den Kopf. Ein Geräusch wie dieses war ihr noch nie zu Ohren gekommen – am ehesten ließ es sich mit zerreißender Leinwand vergleichen –, doch wusste sie sofort, was es zu bedeuten hatte. Ihr war, als empfinge sie den Grund für sein Verhalten durch die Verbindung, die zwischen ihr und dem Baumkater bestand, und sie spürte seine Furcht und seine Wut – und die grimmige Entschlossenheit, Stephanie zu verteidigen. Hastig blickte sie um sich, um die Bedrohung zu sehen, dann keuchte sie und riss die Augen auf; ihr Gesicht war bleich wie Pergament. Ein Hexapuma glitt wie ein grauer, sechsbeiniger Todesbote aus dem Unterholz. Das Raubtier öffnete die Lefzen, sodass weiße, wenigstens fünfzehn Zentimeter lange Augenzähne sichtbar wurden. Der Hexapuma legte die Ohren zurück und ließ seinerseits ein Fauchen erklingen – ein tiefes Donnergrollen diesmal, eine Antwort auf die Warnung des Baumkaters. Stephanie war vor Furcht wie gelähmt, doch der Baumkater sprang von ihrem Schoß und fegte zu einem niedrigen Ast hinauf, wo er sich niederhockte und seinen gewaltigen Feind von oben bedrohte. Nun waren seine Krallen nicht mehr eingezogen. Aus irgendeinem Grund zögerte der Hexapuma, riss den Kopf herum und spähte in die Bäume hinauf, als fürchtete er sich vor etwas.
Doch lange zaudern würde er nicht, da brauchte man sich keine Illusionen zu machen.
»Nein«, hörte sie sich deshalb ihrem zierlichen Beschützer zuwispern. »Nein, der ist zu groß für dich! Lauf davon. Ach, bitte – bitte, lauf doch davon!> «
Der Baumkater aber beachtete sie gar nicht. Seine grünen Augen hafteten auf dem Hexapuma, und Stephanie empfand plötzlich neben ihrer Furcht Hoffnungslosigkeit. Der Hexapuma würde sie beide erwischen, denn der Baumkater würde niemals fliehen. Über jeden Zweifel erhaben und unumstößlich stand fest, dass der Hexapuma erst an ihm vorbeimusste, wenn er sie haben wollte.
Sonderlich viel Raum für Vernunft fand sich nicht im Kopf eines Todesrachens, doch Klettert-flink verstand sehr wohl, weshalb er zögerte. Dieses Todesrachenweibchen war alt, und wenn es nicht einige schmerzliche Lektionen gelernt hätte, dann würde es nicht so lange gelebt haben. Unter diesen Lektionen musste eine Vorführung gewesen sein, was ein aufgebrachter Clan einem allzu wagemutigen Todesrachen antun konnte, denn das Weibchen bewies genügend Verstand,
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